Bochum. .

Schon hunderte Unterschriften haben die Mitglieder der Hammer Runde seit dem Wochenende bei Aktionen vor Supermärkten oder direkt vor Ort in den Straßen rund um die Deponie Marbach gesammelt.

Er hat sich nicht lange bitten lassen. Olaf Häusler ist 64 Jahre alt und kennt sich aus, was die Stahlherstellung angeht. Jahrelang hat er bei den Edelstahlwerken Witten gearbeitet. Jetzt ist er pensioniert. Gemeinsam mit Nachbarn schloss er sich in seiner Straße, der Unterschriftenaktion gegen die Deponie Marbach an. Er lebt in der alten Bergarbeitersiedlung ‘Glückaufstraße’ der ehemaligen Zeche Carolinenglück unmittelbar an der A 40.

Mit großem Erfolg. In wenigen Stunden unterschrieben 80 Einwohner, beinahe jeder Erwachsene, der dort lebt. Die Stimmung ist schlecht. Denn ein Blick auf den Stadtplan zeigt schnell, warum in der Glückaufstraße die Nerven so blank liegen. „Wir haben hier die Verzinkerei, die A 40, jetzt bauen die das Westkreuz und dann noch die Deponie. Nee, was machen die denn da für einen Scheiß?“

Zu viele offene Fragen

Olaf Häusler spricht die Sprache des Reviers, Für ihn gibt es zu viele offene Fragen, was die Wiedereröffnung der alten Krupp-Deponie angeht. Deshalb unterschrieb er als einer der ersten Anwohner und schnappte sich selbst eine Liste, um bei den Nachbarn „Klinken zu putzen“.

Die Hammer Runde, der eigentlich recht lockere Zusammenschluss von verschiedenen Gruppierungen, hat selten eine solche Aufregung erlebt. Der Vorstand muss sich ständig abstimmen, die Telefone zwischen den Mitgliedern laufen heiß. Dies ist eine Atmosphäre, wie geschaffen für den alten SPD-Kämpen Rudolf Malzahn, der einst ungerührt gegen den vermeintlich unantastbaren Wolfgang Clement zu Felde zog, sich nicht von großen Namen abschrecken ließ.

Doch dies ist keine SPD-Veranstaltung. Ein junger Unternehmer, der sich erst vor einiger Zeit mit seiner Firma in Hamme ansiedelte, bekam von den Aktionen Wind, bot seine Hilfe an. „Ich hab’ gehört, ihr wollt Flyer und Plakate drucken. Ich könnte da helfen“, schrieb er in einer E-Mail an die Hammer Runde. Er möchte mehr tun, als „nur Unterschriften sammeln.

Frist endet am 6. April

Es sind schon hunderte Unterschriften zusammen gekommen. Die Helfer sind jetzt dabei, die umliegenden Straßen abzuklappern. Die Von-der-Recke-Straße, die Gahlensche Straße, das komplette Viertel. Beschlossen hat dies die Hammer Runde auf ihrer letzten Sitzung vor einer Woche. In einer Erklärung heiß es wörtlich: „Die Hammer Runde beschließt einstimmig, sich der angelaufenen Flugblattaktion gegen die Deponie anzuschließen.“ Informiert werden sollen auch die Firmen im Gewerbegebiet an der Porschestraße.

Dort nämlich, unmittelbar an den schicken Ausstellungshallen und chromblinkenden Edelkarossen vorbei, brausen künftig, so jedenfalls der Plan von Thyssen-Krupp, rund acht schwere Lastwagen täglich, um die Stahlwerksrückstände zur Deponie zu transportieren. Wie berichtet, soll dafür die die Porschestraße über den dann renaturierten Marbach verlängert werden.

Bis zum 6. April läuft die Einspruchfrist gegen die Wiedereröffnungspläne. In einer außerordentlichen Sitzung der Hammer Runde am 30. März, 19 Uhr, im Bürgerhaus Hamme, sollen Unterschriften gezählt und das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Schon jetzt steht fest, dass es im Mai eine Bürgerversammlung, zu der auch ein Vertreter von Thyssen-Krupp-Nirosta eingeladen werden soll.