Bochum. Obwohl die Stahlproduktion ruht, möchte der Betreiber der Marbach-Deponie, der Konzern Outokumpu, die Deponie weiter nutzen. Gegner künden Widerstand an.

  • Outokumpu möchte auch Fremd-Firmen auf Gelände in Hamme Abfälle abkippen lassen
  • Beirat wurde über dieses Ansinnen bereits informiert und zeigte sich schockiert
  • Wohl bis zu einer halben Millionen Tonnen Abfälle könnten die nächsten Jahre kommen

Der Edelstahlproduzent Outokumpu eröffnete auf der letzten Sitzung des Beirates der Deponie Marbach in der letzten Woche, dass er künftig anderen Firmen die Nutzung seiner Deponie in Hamme ermöglichen wolle. Die Genehmigung aus dem Jahr 2012 erlaubt ausdrücklich nur die Einlagerung von Abfällen aus der Bochumer Produktion. Da das Werk aber seit eineinhalb Jahren dicht ist, könnten noch rund eine halbe Millionen Tonnen Industrieabfälle oder Gewerbemüll dort abgekippt werden.

Dr. Henning Middelhoff, der bei Outokumpu für den Standort Bochum und die Deponie zuständig ist, begründet diesen Vorstoß. „Der Großteil der heute freien Mengen wird (jedoch) nicht von Outokumpu genutzt werden. Deswegen beabsichtigt das Unternehmen, die freien Kapazitäten externen Unternehmen zur Verfügung zu stellen.“ Noch in diesem Jahr soll ein entsprechender Antrag bei der Bezirksregierung gestellt werden. Diese bestätigte gegenüber der WAZ, dass der Edelstahlkonzern entsprechende Absichten habe.

Die Stadt Bochum, die in einem möglichen neuen Verfahren, eine Stellungnahme abgeben muss, wurde kurz vor der Beiratssitzung vom Outokumpu über diese Absicht in Kenntnis gesetzt. Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke sagte dazu: „Wir sehen das zunächst kritisch.“ Gleichzeitig bat er um Verständnis, dass weitere Kommentare, bevor überhaupt der entsprechende Antrag vorliege, jetzt nicht sinnvoll seien. In jedem Falle müsse jedoch die Politik zu dem Fall gehört werden.

Gerichte wurden eingeschaltet

Zur Erinnerung: Als der Thyssen-Krupp als damaliger Betreiber des Nirosta-Edelstahlwerks an der Essener Straße vor über sechs Jahren ankündigte, seine seit vielen Jahren ungenutzte Deponie am Marbach in Hamme, wieder beschicken zu wollen, war es zu heftigen Protesten, quer durch alle Parteien gekommen. Vor allem die Anwohner fürchteten um Lebensqualität und Auswirkungen für ihre Gesundheit durch die Ablagerung von Edelstahlschlacke an dieser unmittelbar an Wohnhäuser anschließenden Stelle. Auch Gerichtsverfahren wurden angestrengt. Schließlich kam 2012 unter vielen Auflagen die Genehmigung für den Betrieb.

Outokumpu hatte die Edelstahlsparte samt Bochumer Werk von Thyssen-Krupp erworben. Im Juni 2015 wurde es geschlossen.

Als Reaktion auf die Ankündigung, die Deponie auch von Fremdfirmen beschicken zu lassen, äußerte sich Martin Oldengott (SPD), der auch im Beirat sitzt, wütend: „Vertrauen wurde zerstört und ein Ehrenwort gebrochen.“ „Wenn das genehmigt wird“, so spitzte die kampferprobte SPD-Legende Rudolf Malzahn zu, „dann brennt Hamme.“

Hammer Runde trommelt bereits

Auf einer eilig einberufenen Vorstandssitzung der Hammer Runde, einem Zusammenschluss verschiedener Gruppen und Parteien des Stadtteils, an diesem Montag wurde bereits über die neue Lage eingehend beraten.

Am Mittwoch, 16. November, 19 Uhr, soll es im Bürgerhaus Hamme eine Informationsveranstaltung für alle Interessieren geben. Dann soll über die bis dahin bekannten neuen Fakten berichtet werden.