Bochum. Städtische Reinigungsteams sind täglich in Bochum unterwegs, um Schmierereien zu beseitigen. Am Tana-Denkmal konnte man erleben, wie das geht.
Lösungsmittel aufsprühen, einwirken lassen, zum Schluss eine Dusche mit dem Reinigungsgerät – schon waren die Farbaufträge am Tana-Schanzara-Denkmal am Schauspielhaus Bochum wieder beseitigt. Für Manuel Fliegner und Dennis Aufermann, die beiden Mitarbeiter der zentralen Gebäudereinigung der Stadt Bochum, war der gestrige Einsatz nichts Besonderes: „Wir sind täglich unterwegs, um Schmierereien zu beseitigen“, sagt Fliegner.
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Schmierereien werden planmäßig abgearbeitet
Das Team der Zentralen Dienste der Stadt ist immer dann gefragt, wenn es ums Wegmachen von Graffiti, Tags oder großflächigen „Verschandlungen“ an öffentlichen Gebäuden geht. „Für Privathäuser sind wir nicht zuständig“, sagt Fliegner, man habe aber auch so genug zu tun. Einzige Ausnahme: Wenn politisch fragwürdige Symbole wie Hakenkreuze oder persönliche Beleidigungen (etwa Namen von Lehrern an Schulwänden) im Stadtgebiet auftauchen, werde binnen Stunden gehandelt, dann auch auf Privatflächen. „Gewöhnliche“ Schmierereien, die städtischen Grund und Boden betreffen, werden dagegen planmäßig abgearbeitet.
Stichwort: Tana-Denkmal
Das Tana-Schanzara-Denkmal geht auf eine Initiative der WAZ Bochum und des Schauspielhauses zurück. Am 3. Juli 2012 wurde die von dem Künstler Karl Ulrich Nuss (Strümpfelbach/Schwäbische Alb) gestaltete Bronze-Plastik enthüllt. Sie schlug mit rund 45.000 Euro zu Buche.
Die Skulptur wurde privat finanziert, es gab Bürgerspenden und eine großzügige Unterstützung der Geschäftsführer der damaligen WAZ-Mediengruppe. Sowohl aus dem Dispo-Fonds der Brost-Holding als auch aus dem Dispo-Fonds der Funke-Familien-Gesellschaft flossen jeweils 10 000 Euro auf das Spendenkonto.
Auch ein Hochdruckreiniger kommt gelegentlich zum Einsatz
Die Attacke auf die Tana-Bronze, die unter anderem mit einem bunten „Kniestrumpf“ versehen wurde, war ein eher kleiner Einsatz. „Für große Flächen haben wir eigenes einen speziellen Hochdruckreiniger angeschafft“, sagt Fliegner. „Torbo“ kam zuletzt zum Einsatz, als das Reinigungsteam Wandanschläge beseitigte, welche die Polizei verunglimpften. Es war eine Art Amtshilfe, die die Stadt der Polizei leistete. Der Oberbürgermeister persönlich hatte sich dafür eingesetzt.
Sensibilität in der Bevölkerung ist gestiegen
Überhaupt sei der Blick auf besudelte Objekte im öffentlichen Raum intensiver geworden. „Die Bürgerinnen und Bürger sind aufmerksamer geworden, viele Hinweise erreichen uns über die städtische Mängel-App“, sagt Fliegner. Der Experte, der seit Jahren ins Sachen Gebäudereinigung aktiv ist, ist sich nicht sicher, ob die Menge der Farbanschläge in den letzten vier, fünf Jahren wirklich zugenommen hat. „Das mag den Anschein haben, aber es ist nicht so, dass wir in der Vergangenheit wenig zu tun gehabt hätten.“ Die Sensibilität in der Bevölkerung sei aber in jedem Fall gestiegen.
Schwerpunkte lassen sich nicht ausmachen
Schmierer-Schwerpunkt gebe es nicht, „das zieht sich über die ganze Stadt“, sagt Fliegner. Kommunale Gebäude wie Schulen, Brücken, Straßen sind ebenso darunter wie städtische Kunstwerke, man denke an den weiß getünchten Jobsiade-Brunnen am Husemannplatz oder die Gold-Attacken auf Kunstwerke im Stadtpark. Warum überhaupt „verunziert“ wird, kann sich Fliegner denken: „Langeweile.“ Zumal in Corona-Zeiten sei das zu beobachten. Dazu käme, dass die Sprühfarben immer günstiger würden und man sie sogar in Ein-Euro-Shop kaufen könne.
Je billiger, sprich: minderwertiger die Farben, desto einfacher ist übrigens ihre Beseitigung. Auch im Fall der Bronze-Tana war die Schmiererei ruckzuck weg, „das war keine Qualitätsfarbe, die da zum Einsatz kam“, sagt Manuel Fliegner. Immer gelte es für die städtischen Reiniger, bei ihrer Arbeit die Objekte – zumal die Kunstwerke – nicht zu beschädigen. Fliedner hat da aber keine Bedenken: „Inzwischen sind wir darin Profis“.