Bochum-Gerthe. Das beliebte Zwei-Personen-Theater in Bochum-Gerthe feiert 35-jähriges Bestehen. Vom Coronavirus lassen sich die beiden nicht unterkriegen.

Ein schwieriges Jahr liegt hinter dem Theater Traumbaum: Viele Vorstellungen des beliebten Kinder- und Jugendtheaters aus Bochum-Gerthe mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen, und doch ist Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht der unbändige Spaß an ihrer Arbeit nicht abhanden gekommen: „Wir sind einfach nicht die Typen dafür, den Kopf in den Sand zu stecken und dauernd zu jammern“, sagt Iserloh. Im Gegenteil: „Wir haben dieses Jahr schon gut gerockt.“ Immer heiter weiter, komme was wolle: Das ist auch die Devise für 2021.

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Dabei haben die beiden findigen Theatermacher, die gleichzeitig die Chefs ihres eigenen Zwei-Personen-Betriebs sind, allen Grund, um neugierig nach vorn zu schauen. Seit 35 Jahren besteht das Theater Traumbaum, das im Gerther Kulturmagazin beheimatet ist, mittlerweile. Auch die von ihnen mit auf den Weg gebrachten Anne-Frank-Kulturwochen bestehen schon seit 20 Jahren.

19 Stücke sind im Repertoire der kleinen Bochumer Bühne

Zahllose Schüler haben in den 19 Stücken im Repertoire des kleinen Theaters wertvolle Denkanstöße mit auf den Weg bekommen, denn oft drehen sich die Kinder- und Jugendstücke um Werte von entscheidender Bedeutung: um Freundschaft, Liebe, Respekt und Zivilcourage – immer einfühlsam, komödiantisch und nie mit erhobenem Zeigefinger auf die Bühne gebracht. Auch mit zeitkritischen und aktuellen Themen wie Mobbing, Extremismus und dem Schicksal von Flüchtlingen haben sie sich bereits beschäftigt.

Kaum ein Stück zuvor reichte jedoch so weit in die Vergangenheit zurück wie die letzte Premiere, die nach langer Pandemie-Verschiebung im Oktober tatsächlich gezeigt werden konnte. „Märzstürme an der brennenden Ruhr 1920“ für Schüler ab 14 Jahren erzählt von einem heute fast vergessenen Thema: vom Kapp-Putsch und der Rettung der Demokratie zur Zeit der Weimarer Republik. „Für viele junge Leute ist das Thema wirklich weit weg“, sagt Ralf Lambrecht. „Aber es war absolut erstaunlich, wie interessiert und konzentriert sie dabei waren.“ Neue Vorstellungen sind im März geplant.

Zwischen Plumpsklo und Fliegeralarm

So sucht sich das Theater Traumbaum oft Themen aus, die nicht unbedingt auf der Straße liegen. Besonders gern erinnert sich Lambrecht an den Dauerbrenner „Unsere Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, der 1995 entstand. Darin nahmen Iserloh und Lambrecht ihre kleinen Zuschauer ab der zweiten Klasse mit auf eine Reise in die Zeit des Zweiten Weltkriegs: in eine Kindheit zwischen Plumpsklo, Kartoffelklau und Fliegeralarm. „Für manche Eltern war das damals völlig unverständlich, aber das hat sich im Laufe der Jahre etwas verändert.“

Etwa alle zwei Jahre bringen Iserloh und Lambrecht ein neues Stück heraus: Weil sie alles selber schreiben, spielen, inszenieren, die Kostüme und das Bühnenbild selber herstellen und die Karten selber verkaufen, dauert das eine Weile. „Und dann sind wir natürlich auch viel mit den Stücken unterwegs“, sagt Iserloh. Das Theater Traumbaum tritt viel in Schulen auf und veranstaltet Ferienkurse.

"Es braucht bei uns die Theaterluft"

Während des zweiten Lockdowns im Herbst brachten sie ihre Stücke als Workshops in die Klassen. So konnten die Anne-Frank-Kulturwochen statt im Gerther Kulturmagazin diesmal extern stattfinden: „Mit Abstand, Desinfektion und viel Herzlichkeit wurde jeweils eine Klasse für 90 Minuten in eine komplett andere Welt entführt“, erzählt Birgit Iserloh. Nicht nur in Bochum, auch in Schulen in den Nachbarstädten wurde dieses Angebot dankbar angenommen.

Nur auf einen aktuellen Trend lässt sich das Theater Traumbaum nicht ein: Live-Streams im Internet, wie sie andere Bühnen derzeit vormachen, wird es nicht geben. „Es gab schon Anfragen von Schulen, ob wir virtuelle Vorstellungen anbieten, aber das ist einfach nicht unser Ding“, sagt Birgit Iserloh. „Es braucht bei uns die Theaterluft. Jede Vorstellung ist eine Interaktion mit dem Publikum. Und gerade das wissen unsere Zuschauer sehr zu schätzen.“

Info: Traumbaum hofft auf Start Ende Januar

Auch trotz der derzeit geltenden Corona-Beschränkungen hofft das Theater Traumbaum darauf, dass nächstes Jahr wieder gespielt werden kann. Der Frühjahrs-Spielplan steht bereits, viele Termine sind schon vergeben.

Eine Improveranstaltung für Familien unter dem Titel „Ab auf die Bühne“ ist am 28. Februar um 15 Uhr im Kulturmagazin Gerthe (Lothringer Straße 36c) geplant. Die nächste Familienvorstellung von „Märzstürme“ soll am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr gezeigt werden.

Alle Infos: Tel. 0234 / 890 66 81 und theater-traumbaum.de

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