Bochum. Karneval und Retro-Jahrmarkt sind abgesagt. Aber gibt es Hoffnung für die weiteren Großveranstaltungen 2021 in Bochum? Es herrscht Optimismus.
Die andauernde Corona-Pandemie stellt die Organisatoren von Großveranstaltungen in Bochum auch 2021 vor massive Probleme. Sicher erscheint, dass die Lichter im ersten Quartal weitgehend aus bleiben werden. Für alles, was danach kommt, gilt das Prinzip Hoffnung, ergab eine WAZ-Recherche.
Die Narren gingen traurig vorweg. Im Herbst 2020 verkündeten die Karnevalisten die ersten Corona-Absagen für 2021. Die für kommenden Samstag (9.) geplante Gala des Festausschusses im Ruhrcongress (in dem inzwischen das Impfzentrum eingerichtet ist) ist längst aus dem Kalender verschwunden. Kein Biwak, kein Rathaussturm, kein Rosenmontagszug am 15. Februar in Linden: Die Session ist abgeblasen. Das Motto 2020/21 ist wörtlich zu nehmen: „700 Jahre Bochum – die ,ausgefallene’ Session."
Corona in Bochum: Jahrmarkt an einem Wochenende?
Dunkel bleibt es auch in der Jahrhunderthalle. Der Eissalon Ruhr ist bis Winter 2021/22 auf Eis gelegt. Der Historische Jahrmarkt, mit mehr als 20.000 Besuchern an drei Wochenenden eine der publikumsstärksten Veranstaltungen in Bochum, findet wegen Corona erstmals seit zwölf Jahren nicht statt. Die Hallengesellschaft BOVG und Schausteller-Präsident Albert Ritter haben den Retro-Rummel für 2021 aber noch nicht ganz aufgegeben. Lässt es die Pandemie zu, könnten sich die Karussells später im Jahr drehen - dann für ein verlängertes Wochenende.
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Für die Schausteller zählt jede Einnahme. 2020 war komplett Ebbe in der Kasse. Umso mehr sehnt das fahrende Gewerbe den Auftakt der Saison mit der Gertrudiskirmes in Wattenscheid (13. bis 21. März), der Osterkirmes an der Castroper Straße (3. bis 11. April) und der Frühjahrskirmes in Linden (30. April bis 3. Mai) herbei. Ob es dann tatsächlich wieder rund gehen kann, ist jedoch offen.
Maischützen wollen zumindest ihr Legat erfüllen
Historisch war das Jahr 2020 für die Maiabendgesellschaft. Die 632. Auflage des Maiabendfestes musste schweren Herzens gestrichen werden. Diesmal gelte es, die Tradition unbedingt fortzuführen, bekräftigt der Vorsitzende Stefan Vahldieck. Das Legat - das Einholen der Eiche im Harpener Bockholt samt Umzug - soll am letzten April-Wochenende "in jedem Fall erfüllt werden", so Vahldieck. Das Stadtfest auf dem Boulevard indes mit großer Bühne und Showprogramm sei "derzeit kaum vorstellbar, auch wenn wir es versuchen wollen". Was geht und was nicht, soll in den nächsten Tagen mit der Stadt geklärt werden.
Planungssicherheit: Die sehnen auch die Veranstalter weiterer Events in Bochum herbei. Ob das Spring-Break-Technofestival am 15. Mai auf der Wiese hinter der Jahrhunderthalle nachgeholt werden kann? Ob Kemnade zu Pfingsten (21. bis 24. Mai) nach der Absage 2020 wieder in Flammen steht? Ob die Extraschicht am 26. Juni wieder Zehntausende Freunde der Industriekultur mobilisiert? Ob bei Bochum Kulinarisch vom 11. bis 15. August die Öfen auf dem Boulevard angeheizt werden (die Gastronomen berichten, dass sie im Moment "eine an die aktuelle Infektionslage angepasste Variante" erarbeiten)? Stand heute ungewiss.
BO-Total und Zeltfestival halten an Planungen fest
Fragezeichen umranken auch die beiden großen Sommer-Festivals 2021.
Bochum Total setzt nach dem Tiefschlag 2020 auf Optimismus. Nach der ersten Absage seit 35 Jahren kündigt BO-Total-Gründer Marcus Gloria die Neuauflage für den 8. bis 11. Juli an. "Wir haben echt keine Lust mehr auf Corona. Trotzdem werden wir noch weiter durchhalten müssen", heißt es auf der Internetseite, auf der bereits das "freundliche und lebensbejahende Wimmelbild-Logo für 2021" des Grafikers Uwe Heruth zu sehen ist.
Dem Zeltfestival Ruhr (ZFR) ist etwas wohl Einzigartiges gelungen. Nach dem Aus 2020 wurde das nahezu komplette Konzertprogramm auf das Folgejahr verlegt. Vom 20. August bis 5. September sind somit erneut u.a. Johannes Oerding, Ben Zucker, Revolverheld, Silbermond, DJ Bobo, Nico Santos, Adel Tawil, Milow und The Boss Hoss angesagt.
Bo-Marketing setzt auf zweite Jahreshälfte
"Die Hoffnung ist groß, dass wir uns im Spätsommer in der weißen Stadt am See wiedersehen können", sagt ZFR-Macher Lukas Rüger und freut sich, dass die ersten Hilfen aus dem Bundesprogramm „Neustart Kultur“ eintreffen: "ein wichtiges Signal für die gesamte Veranstaltungsbranche in Deutschland." Jetzt aber gelte: "Wer im Sommer wieder feiern will, bleibt aktuell zuhause.“
Und später im Jahr? Die Bochum Marketing GmbH gibt sich fast trotzig zuversichtlich. Auf der Homepage finden Aussteller jetzt die Bewerbungsformulare für zwei Großveranstaltungen in der Innenstadt, die 2020 noch der Pandemie zum Opfer fielen: der Bochumer Musiksommer vom 27. bis 29. August und der Weihnachtsmarkt vom 18. bis 23. Dezember. Frohes Fest!
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