Rosenberg. Einer der Modulbauten am Nordbad soll kurzfristig umgebaut werden. Die Stadt Bochum will damit Klagen von Eltern auf einen Kita-Platz vermeiden.

Eine der fünf mobilen Wohnanlagen, die 2016 für Flüchtlinge auf dem Gelände Am Nordbad aufgestellt wurden, soll kurzfristig zu einer Kindertagesstätte umgebaut werden. Dafür wird das Jugendamt 900.000 Euro in die Hand nehmen.

Die Bezirksvertretung Nord eröffnet in ihrer Sitzung am Dienstag (9.) den Reigen der Gremienberatungen über die „außerplanmäßige Bereitstellung von investiven Haushaltsmitteln“, bevor der Rat am 25. Juni die Entscheidung fällt.

Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz

Die Verwaltung drängt, der Umbau soll rasch erfolgen: Unter anderem im Bezirk Nord müssten sehr zeitnah weitere Kita-Plätze geschaffen werden, um allen Kindern mit Rechtsanspruch einen Betreuungsplatz zur Verfügung stellen zu können. Dies sei nur über kurzfristig zu realisierende Maßnahmen möglich. Reguläre Baumaßnahmen hätten einen sehr langen Vorlauf und seien vor diesem Hintergrund nicht zielführend.

Deshalb ist geplant, ab Mitte 2020 an dem Standort Am Nordbad einen der Modulbauten zur Kindertageseinrichtung umzunutzen. Ein ähnlicher Umbau wurde bereits bei der Kita an der Höntroper Straße realisiert. Ziel ist es, dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nachzukommen und mögliche Klagen durch Eltern zu vermeiden.

Bebauungsplan für Wohnungen

Henry Donner (SPD), Bezirksbürgermeister im Bochumer Norden, sieht darin eine gute Idee. Er erinnert an die alten Pläne der Stadt, auf dem ehemaligen Schwimmbadgelände Nordbad Wohnungsbau und Freizeitflächen zu errichten. „Da wäre eine Kita ohnehin vonnöten.“

Blick in das Haus 4 der Flüchtlingsunterkünfte Am Nordbad vor drei Jahren. Damals betreute die Awo die Anlage.
Blick in das Haus 4 der Flüchtlingsunterkünfte Am Nordbad vor drei Jahren. Damals betreute die Awo die Anlage. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

2004 wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 822 gefasst. Planungsziele waren die Schaffung eines Grünbereiches sowie ein neues Wohnquartier. Donner: „Ich habe vor kurzem mit dem Oberbürgermeister gesprochen, der mir versicherte, man halte an den Plänen fest.“

Lärmschutzwall zur A 43 errichten

Die Pläne waren zurückgestellt worden, wegen des bevorstehenden sechsspurigen Ausbaus der A 43. „Der dadurch erforderliche Lärmschutzwall wird teuer, das wollen sich Stadt und Straßen-NRW teilen“, weiß der Bezirksbürgermeister. 2024, so rechnet er, könnten dann die letzten Bewohner – Geflüchtete und Wohnungslose – in feste Bleiben umziehen. Dann wäre der Weg frei für Wohnungsbau.

Wohnanlagen mit zwei Geschossen

Rund elf Millionen Euro haben die Flüchtlingsunterkünfte an Nordbad gekostet. Ursprünglich sollten dort 450 Menschen leben, mehr als 200 waren es jedoch nie.

Sie sind untergebracht in zweigeschossigen Wohnanlagen. zwei davon standen von Anfang an leer.

Plan B betreut die Flüchtlinge am Nordbad seit Oktober 2018.

Vorteilhaft an der Bauweise sei, so betonte die Stadt 2016, dass sie ohne großen Aufwand demontiert und für andere Zwecke genutzt werden könne. So sei eine Verwendung als Kindergarten, Büro, Schule oder Altenwohnung später möglich nach Umbauten. Laut Hersteller sei eine Nutzungsdauer von 30 Jahren zu erwarten.

Durch den Umbau werden im Erdgeschoss die Gruppenräume der Kita und im Obergeschoss das Büro und der Waschraum des Personals eingerichtet. Hierdurch besteht die Möglichkeit, temporär insgesamt 65 Plätze für Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Beginn der Schulpflicht zu schaffen. Die Inbetriebnahme der Einrichtung ist noch in diesem Jahr geplant. Nach Realisierung der Umbaumaßnahme ist beabsichtigt, die Kita an einen freien Träger von Bochumer Kindertageseinrichtungen zu vermieten.

Zweiter Bau für Jugendtreff

Henry Donner will überdies anregen, einen zweiten, leerstehenden Modulbau zur Jugendbegegnungsstätte umzubauen. Denn im Bochumer Norden fehlen Treffpunkte für junge Menschen. Mit Blick auf den geplanten Wohnungsbau sieht er große Potenziale für den Ortsteil Rosenberg: „Die fehlende Infrastruktur könnte belebt werden. Bei mehr Bewohnern ergäbe sich etwa mehr Berechtigung, einen Nahversorger anzusiedeln.“