Bochum. Shoppen nur mit negativem Corona-Test: Das ist in der Bochumer City jetzt Alltag. Folge: viele leere Läden. Dabei gibt’s jede Menge Teststellen.
Mit durchwachsener Resonanz ist in der Bochumer Innenstadt das Einkaufen mit negativem Corona-Test angelaufen. Zwar gibt es ausreichend Teststellen. Händler berichten jedoch von einer massiven Verunsicherung der Kunden. Folge: Vielfach kann auch ohne Termin geshoppt werden.
Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 141,9 (Stand Mittwoch) hätte Bochum zu Wochenbeginn die Corona-Notbremse ziehen und in den Lockdown zurückkehren müssen. Wie die meisten NRW-Kommunen nutzt die Stadt aber die vom Land geschaffene Möglichkeit zum „Test, click & meet“. Heißt: Kunden können in begrenzter Zahl bedient werden, wenn sie sich vorher anmelden, registrieren lassen und einen negativen Corona-Test vorlegen.
Corona in Bochum: Stadt listet mehr als 80 Teststellen auf
An Testzentren mangelt es nicht. Binnen weniger Tage gab das Gesundheitsamt grünes Licht für mehr als 80 Teststellen im Stadtgebiet: meist bei Haus-, HNO- und Kinderärzten, in Apotheken und Kliniken, aber auch im Drive-in-Zentrum am Harpener Feld, im Schauspielhaus, im Ruhrpark (über dem Idee-Creativmarkt), in Kürze im Hannibal-Zentrum, beim DRK An der Holtbrügge, bei Möbel Hardeck sowie in zwei knallroten Bussen auf dem Dr.-Ruer-Platz, mit denen das Wattenscheider Unternehmen MediCan sein Angebot im WTC-Sportzentrum seit Mittwoch erweitert.
Die Schnelltests – seit Wochenbeginn waren es in Bochum rund 6300 – sind für die Bürger kostenlos. So auch im Restaurant „Livingroom“, das seit Dienstag als „Testzentrum Bochum City“ dient. 14 Abstrich-Kabinen wurden an der Luisenstraße aufgebaut. Täglich können hier 2000 Schnelltests vorgenommen werden. „Am ersten Tag waren es rund 500. Tendenz: steigend“, berichtet Geschäftsführer Lukas Rüger. Nach 15 Minuten liegt das Ergebnis vor. Erfreulich: Bisher fiel im „Livingroom“ kein einziger Test positiv aus. Stadtweit waren es am Montag 27 von 2829. Die Dienstag-Zahlen lagen noch nicht vor.
Händler: Viele Kunden sind verunsichert
Die Bochumer Wirtschaftsentwicklung begrüßt die hohe Zahl der Testzentren. Der Bevölkerung werde dadurch mehr Schutz und „dem stationären Handel eine Öffnungsperspektive gegeben“, sagt Geschäftsführer Rouven Beeck.
„Ich war schon zweimal im Livingroom. Alles ist gut organisiert und unkompliziert“, bekräftigt Marc Mauer, Chef der City-Werbegemeinschaft IBO. Die Geschäfte hätten sich schnell auf die neue Situation eingestellt. Die eigentliche Herausforderung sei der ständige, oft kurzfristige Wechsel der Corona-Verordnungen. „Die Kommunikation ist furchtbar. Entsprechend verwirrt sind die Kunden. Wer soll das alles noch verstehen?“, fragt Marc Mauer.
Am Eingang heißt es: „Bitte einchecken“
„Stimmt“, bestätigt Tina Eggers, Mitarbeiterin der Mayerschen Buchhandlung auf der Kortumstraße. „Hier einchecken“, heißt es auf einem Schild am Eingang, fast wie im Hotel. Dass Einlass nur noch mit einem negativen Corona-Test gewährt wird, schriftlich oder auf dem Handy, sei längst nicht allen Kunden bekannt. „Manche haben davon noch nie gehört“, sagt Tina Eggers, die bedauert, Kunden zurück- oder an ein Testzentrum verweisen zu müssen.
Gabriele Schermann kennt die aktuellen Verfügungen. Ein Attest hat sie dennoch nicht dabei. „Ich will bei dem schönen Wetter nur mal wieder raus, ein bisschen bummeln. Das mit dem Testen und den Terminen ist mir viel zu anstrengend“, sagt die 56-Jährige.
Bermuda-Wirte hoffen auf Modellprojekt
Nicht wenige City-Besucher machen’s ihr nach. Die City ist am Mittwochmorgen ordentlich gefüllt. In den Läden indes herrscht meist gähnende Leere. Ausnahmen sind die Geschäfte, die ohne Test und Termin öffnen dürfen: Drogeriemärkte ebenso wie der Lebensmittelhandel. Die längste Schlange bildet sich vor der Fleischerei Dönninghaus.
Corona-Selbsttest sind nicht gültig
Die Stadt Bochum appelliert auch weiterhin an die Bürger, von den kostenlosen Testmöglichkeiten Gebrauch zu machen. Eine Übersicht aller Teststellen gibt es aufwww.bochum.de/Corona/Teststellen.
Für jeden Einkauf ist ein bestätigter negativer Test nötig, Selbsttests für daheim haben keine Gültigkeit.
Kinder ab dem sechsten Lebensjahr müssen sich ebenso vorab testen lassen wie bereits geimpfte Personen.
Weiter in die Röhre guckt - bis auf das Außer-Haus-Geschäft - die Gastronomie. Das könnte sich bald ändern. In der Woche nach Ostern will NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart sechs bis acht Kommunen benennen, in denen als Modellregionen ausprobiert werden soll, ob und wie Corona-Lockerungen funktionieren.
Bochumer Partymeile als Corona-Testgebiet?
Für die Gastronomie bringt sich die ISG Bermudadreieck ins Spiel. „Wo, wenn nicht bei uns könnte getestet werden, wie Gastro-Betriebe kontrolliert und verantwortungsbewusst geöffnet bleiben können?“, fragt ISG-Sprecher Christian Bickelbacher. Die seit Herbst 2020 lahmgelegte Partymeile verfüge längst über hinreichende Hygienekonzepte. Platz für eigene Testzentren im Dreieck sei vorhanden. Bickelbacher: „Wir sind dran!“