Bochum. Der Lockdown dauert an. Handel und Gastronomie in Bochum reagieren mit Enttäuschung, aber auch mit neuen Ideen: Guten Appetit bei Ruhrpott-Sushi!

Einzelhandel und Gastronomie in Bochum reagieren enttäuscht auf die erneute Verlängerung des Lockdowns. „Mit jedem weiteren Tag wird es schwieriger für die Innenstadt“, befürchtet Textilhändler Andor Baltz. „Spätestens im zweiten Quartal wird es stadtweit zu Insolvenzen kommen“, bekräftigt Christian Bickelbacher, Vorstand der ISG Bermudadreieck. Derweil machen Wirte aus der Not eine Tugend: Im Bergbaumuseum wird jetzt Ruhrpott-Sushi auf die Reise geschickt.

Stillstand mindestens bis zum 7. März, Neustart aus Furcht vor den neuen Corona-Mutanten erst ab einer stabilen Inzidenz unter 35, und das wohl nur für den Einzelhandel: „2020 war eine wirtschaftliche Vollkatastrophe. Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung und Länder sind für uns umso bitterer“, sagen Wladimir Paster (35) und Felix Maraun (32.). Im vergangenen Sommer, nach dem ersten Lockdown, eröffneten sie „Kumpels“: die neue Gastronomie im Bergbaumuseum.

Corona in Bochum: „Kumpels“ krempeln die Ärmel hoch

Nach vier Monaten war Schicht am Schacht. „Kumpels“ ist seit November geschlossen – und bleibt es auf unbestimmte Zeit. Nun krempeln Paster und Maraun die Ärmel hoch. „Food-Beförderung“ nennen sie ihren Lieferdienst, der in dieser Woche die Arbeit aufgenommen hat.

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Donnerstags bis sonntags ab 17 Uhr erhalten die Kunden eine Ruhrpott-Variante von Sushi: „Kumpel-Happen“ und Bowls mit Salat, Reis, Gemüse, Lachs, Geflügel und vielerlei anderen Leckereien (www.kumpels.de). Eine Notlösung? „Klar“, sagt Wladmir Paster, glaubt aber an seine Geschäftsidee – „auch über Corona hinaus.“

Bermuda-Wirt befürchtet Pleitewelle

Mit Außer-Haus-Verkauf halten sich zahlreiche weitere Bochumer Restaurants über Wasser. Wie lange noch? Christian Bickelbacher ist skeptisch. Der Bermuda-Gastronom sieht eine Pleitewelle näher rücken. „Wir alle sind für brettharte Regeln in der Krise: aber bitte konsequent und nachvollziehbar für alle!“, fordert Bickelbacher. Der neu gesetzte Richtwert 35 (in Bochum liegt er aktuell bei 62,7) sei zeitnah kaum zu erreichen. „Monatelang 50, jetzt 35, die Friseure dürfen am 1. März öffnen: Man verliert den Glauben an die Verlässlichkeit der Politik“, sagt Bickelbacher.

Scharfe Kritik übt auch der Branchenverband Dehoga, der eine „Endzeitstimmung“ ausmacht. Allen Hygienekonzepten zum Trotz fehle es weiterhin an einer Öffnungsperspektive, erklärt NRW-Präsident Bernd Niemeyer und fragt: „Wird ein Inzidenzwert von 10 der nächste sein?“ Viele Betriebe befänden sich auch wegen der verzögerten Auszahlung der staatlichen Hilfen in einem „Überlebenskampf“ – auch die Hotellerie, gerade in Bochum, wo es mindestens noch bis Oktober dauern wird, bis das Musical „Starlight Express“ als wichtiger Frequenzbringer wieder an den Start geht.

In der Innenstadt bleiben die meisten Geschäfte weiter geschlossen. Spätestens für das Frühjahr werden zahlreiche Insolvenzen befürchtet.
In der Innenstadt bleiben die meisten Geschäfte weiter geschlossen. Spätestens für das Frühjahr werden zahlreiche Insolvenzen befürchtet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Andor Baltz: Was bleibt, ist Schadensbegrenzung

Überlebenskampf: Der ist laut Andor Baltz auch in der Bochumer Innenstadt in vollem Gange. „Wir hatten mit einem Neustart am 1. März gerechnet“, sagt der Inhaber des größten Bochumer Textilhauses. „Jetzt stehen der 7. März und die neue Inzidenz von 35 im Raum. Für uns heißt das: Die Planbarkeit ist nicht besser, sondern nochmals schlechter geworden.“

Die komplette City sei betroffen, so Baltz und zeigt sich sicher: „Es wird Geschäftsschließungen geben, gerade in Branchen mit ,verderblicher Ware’, etwa im Textilhandel, wo der Abkauf der Winterware schon längst hätte beginnen müssen.“ Was bleibt, sei „Schadensbegrenzung“, vor allem durch den Online-Verkauf und massive Rabatte. Baltz: „Zum Optimismus besteht keinerlei Anlass mehr.“

IBO-Chef lobt Vorfahrt für Schulen und Kitas

Immerhin etwas Gutes kann Juwelier Marc Mauer, Chef der City-Werbegemeinschaft IBO, dem jüngsten Corona-Fahrplan abgewinnen: „Bei allen Problemen für uns Händler – dass Schulen und Kindergärten als erste wieder öffnen, finde ich absolut richtig.“

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