Bochum. Nach der Entlassung des Bochumer Bäder-Chefs herrscht eisiges Schweigen. Jedenfalls offiziell. Druck macht derweil die Politik.

Am Samstag ist die überraschende Entlassung des bisherigen Geschäftsführers Berthold Schmitt bei den Wasserwelten Bochum bekannt geworden. Nun herrscht eisiges Schweigen. Jedenfalls offiziell.

Inoffiziell hat die WAZ aus gut unterrichteten Kreisen die Bestätigung für die vermuteten Gründe der Trennung erhalten. Dem geschassten Top-Manager habe der „richtige Kompass“ für die Aufgabe in Bochum gefehlt. Es geht unter anderem um das wirtschaftliche Gebaren Schmitts, etwa bei der Abrechnung von Dienstreisen.

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Ziel ist offenbar außergerichtliche Einigung

Das Schweigen bei den Stadtwerken Bochum, die wie die Wasserwelten Bochum eine Tochter der Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) sind, wie auch die Nichterreichbarkeit von Berthold Schmitt sind aus Sicht von Beobachtern ein untrügliches Zeichen für eine angestrebte gütliche, außergerichtliche Einigung zwischen beiden Parteien. Sollte das nicht gelingen, droht der Gang vor den Kadi.

Im Bochumer Rat mehren sich derweil Stimmen, die sagen, dass die Entlassung des Wasserwelten-Geschäftsführers auch ein Rückschritt für das angestrebte Bäderkonzept ist. „Wenn sich so etwas Elementares wie ein strategisches Zukunftskonzept seit Jahren wie Kaugummi zieht, ist das nicht selten ein Hinweis darauf, dass es unterschiedliche Ansichten bei den Verantwortlichen gibt“, sagt Ratsmitglied Volker Steude (Stadtgestalter).

Geschasster Chef ist Vorsitzender des Bäder-Dachverbands

Unabhängig von „mutmaßlichen Verfehlungen des Geschäftsführers“, die möglicherweise juristisch geklärt werden müssten: „Mit seiner beim Amtsantritt gestellten schonungslosen Bewertung der Bochumer Bäderlandschaft als Relikt der 1970er Jahre hat er recht gehabt“, so Steude über den früheren Geschäftsführer. Und: „Auch wenn Schmitt nun geht; diese Probleme bleiben.“

Warum das Bäderkonzept noch nicht vorliegt, darüber rätseln viele Beobachter. Fakt ist. Ganz in der Nähe lässt sich Rat einholen. Die zentrale Bäderberatungsstelle der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen in Dortmund, der Fachverband der Branche, versteht sich als „kompetenter und neutraler Ansprechpartner für kommunale, städtische oder private Badbetreiber“, wie es auf der Internetseite heißt. Vorsitzender des Verbandes ist – Berthold Schmitt.

Bestandsanalyse ist noch nicht fertig

Wie Bochums Bäderkonzept nun aussehen soll, ist weiterhin ungewiss. Die Wasserwelten versprechen in ihrem Jahresbericht 2019 lediglich allgemein, dass „Bäder modernisiert, Potenzialstandorte aufgewertet und neue Anlagen gebaut werden“ sollen.

Tatsächlich soll die Ausarbeitung des Konzepts durchaus schon fortgeschritten sein, so ein Insider. Verzögert werde seine Fertigstellung durch die zwischenzeitlich beauftragten Sportstättenentwicklungsplanung der Stadt, zu der auch die Wasserflächenplanung gehöre. „Die Wasserflächenplanung ist beauftragt. Die Bestandsanalyse läuft zurzeit“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. „Das Gesamtkonzept wird zur Beratung in den kommunalen Gremien vorgelegt.“ Details dazu würden im Vorfeld nicht veröffentlicht.

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Wattenscheid erwartet Entscheidung in Sachen Höntrop

Genau das wäre allerdings zumindest vielen Wattenscheidern recht. Sie warten nämlich, so Sonja Lohf, Fraktionssprecherin der Wattenscheider Grünen, seit einem Jahr auf eine Entscheidung zum Hallenfreibad Höntrop. Die Bochumer Politik und die Verwaltung müssten dazu endlich eine Entscheidung fällen.

„Ein Jahr ist mehr als genug Zeit für die Bearbeitung der Prüfaufträge. Wir erwarten bis Juni eine Entscheidung in Sachen Hallenfreibad Höntrop, damit noch in diesem Jahr mit den Arbeiten an einem neuen Bad begonnen werden kann. Daran darf auch die, für uns überraschende, fristlose Entlassung des Geschäftsführers der Wasserwelten nichts ändern“, so die Fraktionssprecherin.