Bochum. Die Wasserwelten Bochum haben Geschäftsführer Berthold Schmitt entlassen. Einem Wirtschaftsprüfer waren bei einer Prüfung Details aufgefallen.
Die Wasserwelten Bochum haben sich mit sofortiger Wirkung von ihrem bisherigen Geschäftsführer Berthold Schmitt getrennt. Vorausgegangen ist die Prüfung des Unternehmens durch einen Wirtschaftsprüfer. Vorübergehend wird die städtische Bädergesellschaft von Holger Rost, dem Geschäftsführer der Stadtwerke-Netzgesellschaft, geleitet.
Zu den Gründen für die sofortige Trennung von dem 64-jährigen Kölner Schmitt machen die Stadtwerke Bochum als Schwestergesellschaft der Wasserwelten keine Angaben. "Wir bitten um Verständnis, dass wir zu den Gründen derzeit nicht Stellung nehmen können", sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. Berthold Schmitt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der "richtige Kompass" habe gefehlt
Die Rede ist davon, dass dem geschassten Top-Manager der „richtige Kompass“ für die Aufgabe in Bochum gefehlt habe. Nach WAZ-Informationen geht es unter anderem um das wirtschaftliche Gebaren Schmitts, etwa bei der Abrechnung von Dienstreisen.
Vertrag wäre noch bis 2023 gelaufen
Der gekündigte Bäder-Chef hatte im März 2018 die Leitung der neu gegründeten Gesellschaft übernommen. Zuvor waren die Stadtbäder dem städtischen Sport- und Bäderamt unterstellt. Bis Anfang 2023 sollte der Vertrag des Geschäftsführers in Bochum laufen.
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Schmitt hatte vor seiner Bochumer Zeit 20 Jahre lang für die Bädergesellschaft des Kölner Stadtwerke-Konzerns mit insgesamt 13 Standorten gearbeitet. Bei seinem beruflichen Abschied aus der Domstadt hatte er gesagt: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Bochumer Bäder ab März 2018 unter meiner Führung eine positive Entwicklung nehmen werden." Am neuen Arbeitsplatz angekommen, kündigte er nach wenigen Monaten an, worauf das Gesamtkonzept der neuen Bochumer Bäderlandschaft hinauslaufen soll. „Es gibt zu wenig Innen- und zu viel Außenwasserflächen.“ Das wollte er ändern. Der Umbau der Bäderlandschaft ist allerdings ins Stocken geraten, das eigentlich bis 2020 vorliegende Bäderkonzept ist immer noch nicht auf dem Tisch.
Jahresgehalt des Managers: 226.000 Euro
Das Gehalt des Kölners in Höhe von jährlich 226.000 Euro (2019) liegt im mittleren Bereich der Vorstandsgehälter städtischer Unternehmen. 2019 wurde ihm eine erfolgsabhängige Vergütung von 50.000 Euro ausgezahlt. Kriterien für diese Leistungszulage wollten die Stadtwerke auf Anfrage im vergangenen Jahr nicht nennen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu den individuellen Zielvereinbarungen keine Stellung nehmen dürfen“, hieß es.
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80 von 100 Mitarbeitern in Kurzarbeit
Im vergangenen Jahr sind wegen der Corona-Pandemie die Besucherzahlen um zwei Drittel eingebrochen. Trotzdem sei es gelungen, so der frühere Geschäftsführer Anfang des Jahres, "die Verluste auszugleichen" - weil 80 der 100 Wasserwelten-Mitarbeiter in Kurzarbeit gegangen sind, keine Saisonkräfte im Sommer benötigt wurden und die Betriebskosten gesunken sind, weil etwa die Wassertemperatur in den Becken während der Schließung gedrosselt wird. Zu Verzögerungen ist es außerdem gekommen, weil es lange gedauert hat, bis ein trag- und konsensfähiges Konzept für das Schwimmbad in Höntrop gefunden wurde. Derweil laufen die Arbeiten am Freibad Werne auf Hochtouren.
Suche nach einem Nachfolger
Nun kam die vorzeitige und überraschende Trennung vom Bäder-Chef. Bereits am vergangenen Donnerstag hatten die Stadtwerke Holger Rost zum kommissarischen Geschäftsführer der Wasserwelten ernannt. Die Suche nach einem Nachfolger für Schmitt könnte mehrere Monate dauern.
Erste Stimmen aus der Politik hatten sich überrascht über die sofortige Trennung geäußert. Die "fristlose Entlassung kommt für uns erst einmal aus dem Nichts", sagt Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. "Bei einer fristlosen Kündigung muss es ja schon gravierende Gründe geben. Es ist daher ein Unding, dass die Ratsfraktionen über einen solch weitreichenden Schritt aus dem Radio bzw. der Zeitung erfahren."