Bochum. Bislang tat sich das Bochumer Theater mit dem digitalen Angebot schwer, was ihm viel Kritik einbrachte. Jetzt wird „Peer Gynt online gezeigt.

Gute Nachrichten aus dem Schauspielhaus Bochum: „Peer Gynt“ wird die erste Premiere sein, die das Theater seit Beginn der Corona-Pandemie live im Internet überträgt. Die mit einiger Spannung erwartete Inszenierung des Regisseurs Dušan David Pařízek sollte ursprünglich bereits Anfang Dezember im Großen Haus vor Publikum gespielt werden – kurz bevor der nächste Lockdown das Theater zur erneuten Schließung zwang. Jetzt wird der erste Termin als Livestream angekündigt: am 17. April um 19.30 Uhr.

Diese Entscheidung kann man durchaus als Überraschung deuten. Groß war in den letzten Wochen der Unmut zahlreicher Theaterbesucher, die bemängelten, das Haus verhalte sich während des Lockdowns allzu behäbig und mache im Internet nur das allernötigste. Einige von ihnen äußerten ihre Kritik in Leserbriefen an die WAZ, eine Bürgeranregung des Theatergängers Dirk John wurde Mitte letzter Woche sogar im Kulturausschuss diskutiert.

Digitales Angebot des Schauspielhauses Bochum eher dürftig

Tatsächlich ist das Angebot des Schauspielhauses während der Zwangsschließung eher dürftig: Nur wenige Repertoire-Vorstellungen wie „Drei Mal Leben“ und „Die Hydra“ schafften es in den letzten Wochen auf den Online-Spielplan. „Ödipus Herrscher“, die neue Inszenierung des Intendanten Johan Simons, wurde Mitte Januar als Leseprobe gestreamt. Verglichen mit anderen Theatern in der Region, die mittlerweile schon eigene Formate speziell fürs Internet entwickeln, ist das mau.

Da ist die Freude umso größer, dass nun tatsächlich eine „neue“ Produktion in die Wohnstuben der Theaterbesucher gelangt. „Peer Gynt“ besticht durch eine interessante Besetzung: Die Rolle des Traum-Reisenden übernimmt Anna Drexler, die zu den wandelbarsten Schauspielerinnen des Simons-Ensembles gehört.

In Ibsens Jahrhundertwerk fließen fremde Texte mit ein

Der tschechische Regisseur Dušan David Parízek, der in Bochum zuletzt die „Iphigenie“ nach Euripides mit Texten von Elfriede Jelinek mischte, will auch diesmal mehrere Ebenen miteinander in Einklang bringen: So wird in Ibsens Jahrhundertwerk auch ein Text der Schauspielerin Anne Rietmeijer mit einfließen, die ebenfalls auf der Bühne zu sehen ist.

Erste Probenfotos verraten, dass Parízek seinem Stil treu bleibt und erneut riesige Wände aus Holz auf die Bühne bringt. Und: Es gibt Live-Musik. „Wenn die geprobt haben, wurde es immer richtig laut im Haus“, erzählt Theatersprecher Alexander Kruse.

Theaterstar Jens Harzer spielt Iwanow

Zu einem weiteren interessanten Livestream kommt es bereits am Freitag, 26. März. Dann wird Anton Tschechows „Iwanow“ in der Regie von Johan Simons aus dem Schauspielhaus übertragen. Die Aufführung mit Theater- und TV-Star Jens Harzer („Babylon Berlin“) in der Titelrolle ist seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr gespielt worden und musste jetzt neu geprobt werden, damit die Abstandsregeln auf der Bühne eingehalten werden.

Nach dem Livestream, der um 19 Uhr beginnt, wird ein digitales Nachgespräch angeboten. Jens Harzer, Jele Brückner, Marius Huth und Intendant Johan Simons stellen sich dann den Fragen des Publikums.

Karten für „Iwanow“ (15 Euro) gibt es nur bis Freitag, 26. März, um 14 Uhr unter schauspielhausbochum.de