Oberhausen. So nah kann man sich kommen in der theaterlosen Zeit: Karoline Behrens erzählt in Oberhausen vom “Ursprung der Liebe“, vorerst streamend.

Schmetterlinge im Bauch gefällig? Vom Zauber der Zweisamkeit erzählt der leichtfüßige Theaterabend „Der Ursprung der Liebe“ am Theater Oberhausen. Runde 90 Minuten lang wollen die beiden Schauspielerinnen Ronja Oppelt und Lise Wolle nicht viel mehr, als etwas Glück in die Wohnstuben ihrer Zuschauer daheim an den Bildschirmen zu bringen. Denn obwohl die Aufführung als „Geisterpremiere“ via Live-Stream gespielt werden muss, mag sie auf ein wichtiges Detail nicht verzichten: Sie hat ganz viel Herz.
Das Stück basiert auf der Graphic Novel der Künstlerin Liv Strömquist, eine der bekanntesten Feministinnen Schwedens, die darin die gesellschaftliche Vorstellungen von romantischer Liebe quer durch die Epochen illustriert und gewitzt hinterfragt – von der Bibel bis zu Britney Spears.

Lieben quer durch die Epochen, von der Bibel bis zu Britney Spears

Schon seit einigen Jahren, so erzählt Oberhausens Intendant Florian Fiedler in einer kleinen Einführung, tragen sich die beiden Schauspielerinnen mit dem Gedanken, den Comic auf die Bühne zu bringen. Jetzt scheint die Zeit reif, speziell fürs Streaming haben sie die Inszenierung gemeinsam mit Regisseurin Karoline Behrens entwickelt. Eine analoge Premiere soll es nicht geben.
Das merkt man schnell, denn „Der Ursprung der Liebe“ ist kein abgefilmtes Theater, sondern mehr eine Nummernrevue für zwei Schauspielerinnen und eine Kamera. Mit Close-Ups, Überblendungen und kleinen Einspielfilmen wird so lange getrickst, bis der Zuschauer gar nicht mehr genau weiß, was gerade live auf der Bühne passiert und was nicht. Vieles atmet dabei den Retro-Geist der 1980er Jahre: Mit Palmen-Deko, Synthie-Pop und Schulterpolstern erinnern sich Ronja Oppelt und Lise Wolle an den ersten Kuss beim Film „La Boum“, an den ersten Freund („Torsten war total der Rabauke“) und den ersten Treueschwur. Einiges davon scheint auf persönlichen Erlebnissen zu beruhen, anderes hingegen stammt direkt aus dem Comic.

In Oberhausen können Zuschauer per SMS Teil der Inszenierung werden


So wird auch Oona Chaplin, die viel jüngere Frau von Charlie Chaplin, gewürdigt. Sie verbrachte fast 20 Jahre ihres Lebens „mit der Pflege eines verschrumpeltem Pantomimen“. Die Zuschauer sind derweil aufgerufen, ihre schönsten Liebeserklärungen per SMS ins Theater zu schicken, wobei leider nicht viel Originelleres rauskommt als „Du bist leckerer als Schokopudding“.
Vor der Pandemie hätte man dem Abend vermutlich vorgeworfen, allzu leichtgewichtig daherzukommen, weil nur ein bewährtes Klischee über die Liebe als größte Himmelsmacht ans nächste gereiht wird. Doch genau jetzt in diesen dunklen Wochen ertappt man sich bei dem Gedanken, dass dieses herzlich unbedarfte Spiel genau zur rechten Zeit kommt.

Der Beifall wird bei der Oberhausener Premiere von allen schmerzlich vermisst


Am Ende stehen die beiden Schauspielerinnen etwas verloren auf der Bühne und winken fröhlich in die Kamera. Der Beifall wird schmerzlich vermisst. Könnte man auf einen Applaus-Button drücken, man würde es tun, sogar liebend gern.
Nächster Live-Stream am 27. März. Karten: Tel. 0208 / 8578 184.