Bochum. Zusätzlich 150 Biontech-Impfdosen wurden in Bochum überraschend geliefert. Einige Senioren bekamen spontan eine Zusage, um abgewiesen zu werden.
Einige Hundert Bochumerinnen und Bochumer haben am Mittwoch im Impfzentrum am Stadionring ihre Corona-Schutzimpfung erhalten. Überzählige Dosen wie tags zuvor gab es diesmal nicht. Die zusätzlichen 150 Dosen haben am Mittwoch aber immer noch für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.
- Jürgen R. betreut seinen pflegebedürftigen Vater (87) und möchte sich vorzeitig impfen lassen. Wenn denn bloß sein Antrag ankommen würde.
- Ein Medizinstudent aus Bochum ist in seinen verpflichtenden Praktika im Krankenhaus seinen Patienten sehr nah. Er vermisst ein Impfangebot.
- Ein Bochumer (78) ist trotz Termin am Impfzentrum Bochum weggeschickt worden. Der Mann ist zu jung. Er hatte online einen Termin gebucht.
- Obwohl sie ein ärztliches Attest und einen Termin hatte, wurde eine Bochumerin vom Impfzentrum weggeschickt. Eine Frau empfindet dies als Skandal.
- Der Wunsch, vorzeitig geimpft zu werden, ist in Bochum groß. 2500 Anträge hat die Stadt erhalten. Nur in zehn Fällen rückten Bochumer nach vorne.
Und für mächtig Verärgerung. Denn etwa 50 Personen wurden – trotz vorheriger Zusage und nach zum Teil längerer Wartezeit – vor dem Impfzentrum wieder abgewiesen. „Dabei hatte ich eine Zusage, dass ich registriert bin“, schreibt uns Walter Spiller – und ergänzt frank und frei: „Wir Alten fühlen uns wirklich verarscht“. Er ist nicht der einzige, der sich gemeldet und seinem Ärger Luft verschafft hat.
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20 Personen auf der Nachrückerliste
Verstehen kann diese Verärgerung Dr. Eckhard Kampe, der Regionalleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Er hatte am Dienstag kurzfristig den Aufruf über das Radio initiiert, nachdem klar war, dass die gelieferte Tagesmenge vom Biontech-Vakzin größer war als die Zahl der vereinbarten Termine. Denn: „Was sollten wir denn machen? Auf unserer Nachrückerliste stehen nur etwa 20 Personen. Jeder, der zum Impfzentrum gekommen ist und nachweisen konnte, dass er über 80 ist, wurde sofort drangenommen.“
Impfquote liegt über dem Bundesdurchschnitt
Insgesamt 1151 Impfungen hat es am Mittwoch nach Angaben der Stadt gegeben. Die Gesamtzahl der Impfungen ist damit auf 59.592 gestiegen. Bereits zum zweiten Mal geimpft sind 19.311 Personen.
Die Impfquote, der Anteil der bereits vollständig Geimpften an der gesamten Einwohnerzahl, ist auf 5,20 Prozent gestiegen. Der Wert liegt über dem Bundesdurchschnitt (4,20 Prozent)
Die britische Mutation des Coronavirus ist bislang in Bochum 585 Mal nachgewiesen. Aktuell sind 297 Personen davon betroffen. Das mehr als 40 Prozent aller momentan mit dem Coronavirus infizierten Bochumer (717)
Walter Spiller kann das nicht nachvollziehen. Er sagt: „Wenn 150 Dosen vorhanden waren, dann kann man doch nur 150 angemeldeten Personen die Dosis geben und nicht anderen.“
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KV-Sprecher bedauert, dass Senioren weggeschickt werden
KV-Sprecher Kampe räumt ein, dass die Handhabung für einige Personen, die trotz Impfzusage abgewiesen wurden, unglücklich gewesen sei. „Aber grundsätzlich ist die Aktion gut gelaufen. Wir haben versucht das ganz unbürokratisch zu lösen. Und beim nächsten Mal würde ich es wieder so halten. Wir werfen keinen Impfstoff weg.“
Die Stadt kündigt derweil an, dass wegen einer erhöhten Liefermenge des Biontech-Impfstoffs über 80-Jährige kurzfristig einen Termin im Impfzentrum erhalten können. Vereinbart werden die Termine über die Hotline 116 117.
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Einschränkungen bei steigender Inzidenz
Bochum hat mittlerweile auch Kontakt zum NRW-Gesundheitsministerium aufgenommen, um weitere Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung abzustimmen. „Neben neuerlichen Einschränkungen im städtischen Leistungsangebot und möglichen Ausweitungen der Maskenpflicht sind auch die stark steigenden Fallzahlen in Schulen und Kitas Thema“, heißt es. Der städtische Inzidenzwert liegt zwar noch unter 100, nämlich bei 99,9 (Mittwoch, 14 Uhr). Das Robert-Koch-Institut hatte in der Nacht zuvor (0 Uhr) aber einen Stand von 104,8 gemeldet.