Bochum. Nach dem Beispiel Venlo möchte Bochums Verwaltung moderne Büroräume in Viktoria-Karree und Technischen Rathaus haben. Das wird nun teuer.
Neue moderne Büroräume soll die Stadtverwaltung Bochum bald bekommen. Dazu hat sie 2018 einen langjährigen Mietvertrag für das Viktoria-Karree unterzeichnet und sich ein Jahr später mit dem Vermieter des Technischen Rathauses auf eine Aufstockung des Gebäudes geeinigt. Nun wird noch einmal umgeplant. Und das wird teuer. Der Rat entscheidet am Donnerstag (25. März) über die Pläne.
Mindestens 3,2 Millionen Euro wird die Umgestaltung von bereits angemieteten Büroflächen kosten, um die Vorstellung von „Modernen Arbeitswelten“ umsetzen zu können. Tragen muss Bochum die Kosten, weil sie nachträglich Veränderungen der Bauplanung gefordert hat. Die Flächen soll flexibler genutzt und besser gelüftet werden können. Außerdem sollen Hohlraumböden für Leitungen eingezogen werden.
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Modernes Rathaus Venlo als Vorbild
Ärgerlich sind die Mehrkosten vor allem beim Umbau des Technischen Rathauses. Denn für den sollte ursprünglich zu 100 Prozent die CLS Germany Management GmbH als Eigentümerin aufkommen, wie es 2019 hieß. Und: Zum Zeitpunkt der Einigung mit CLS waren Arbeitsgruppen der Stadt schon mit der Frage beschäftigt, wie moderne Arbeitsplätze der Zukunft aussehen sollten. „Aber da waren wir noch auf der Suche“, sagt Kämmerin Eva Hubbert. Erst später seien die Anforderungen an die Arbeitsplätze von morgen konkreter geworden, beschleunigt durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die digitale Arbeitswelt. Beeindruckend gewesen sei auch der Besuch des neuen Rathauses im niederländischen Venlo Ende 2019. Viele Kommunalverwaltung haben sich in den vergangenen Jahren Anregungen dort geholt.
Moderne Arbeitswelt, das bedeutet: Statt Einzelbüros soll es Bürolandschaften geben. Mitarbeiter haben keinen festen Arbeitsplatz mehr, weil sie nicht mehr jeden Tag im Büro sind, sondern einen Teil ihrer Arbeit auch nach dem Lockdown im Homeoffice erledigen. Unterm Strich soll so weniger Fläche benötigt werden.
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„Pilotlandschaft“ an der Universitätsstraße
Gearbeitet werden soll bereichsübergreifend, der Servicegedanke an erster Stelle stehen. Nicht zuletzt auf Wunsch des Personalrats werden die städtischen Beschäftigten nun in einer „Pilotlandschaft“ die Chance bekommen, sich ein Bild von dieser neuen Arbeitswelt zu machen. Dazu soll ein Teil der Räume genutzt werden, die die Stadt an der Universitätsstraße 48 für zusätzliches Personal des Gesundheitsamts angemietet hat. „Wir prüfen gerade was sich dort umsetzen lässt“, so Eva Hubbert. Geplant ist, 832 Quadratmeter bis Ende 2022 anzumieten. Kosten: 163.000 Euro.
Bis dahin sollen das neue Viktoria-Karree stehen und das Technische Rathaus um die sechste Etage erweitert sein. In beiden Gebäuden werden durch die veränderte Planung mehr Menschen arbeiten können. Mit der sogenannten Zellenstruktur, klassische Büros für in der Regel ein bis zwei Mitarbeiter, sollten 768 Arbeitsplatzorte eingerichtet werden. Durch die „moderne Arbeitswelt“ sollen es 80 mehr sein. Im Technischen Rathaus kommen zu den ursprünglich geplanten 123 Arbeitsplatzorten noch 44 hinzu.
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Kritiker sagen: Erst neuen Flächenbedarf errechnen
Außerdem würden auch Kosten z.B. für Wände und Türen gespart, die nicht gebaut werden, rechnet die Verwaltung vor. Die Rede ist am Ende von Mehrkosten von 2,4 Millionen Euro, die sich nach spätestens knapp acht Jahren bezahlt machten, weil Mietkosten an anderer Stelle entfallen würden. Allerdings fehlen bei dieser Rechnung noch die Schallschutzkosten für das Viktoria-Karree.
Aufstockung dauert etwa ein Jahr
Ursprünglich war die Fertigstellen der Aufstockung des Technischen Rathauses für Ende 2020 geplant. Doch bislang haben die Arbeiten nicht einmal begonnen. Der Bauantrag sei aber gestellt, so Kämmerin Eva Hubbert.
Ein Jahr benötige der Bauherr für den Umbau. Das habe er der Stadt mitgeteilt. Da die Arbeiten im Sommer beginnen sollen, werde mit einer Fertigstellung Mitte 2022 gerechnet.
Das Viktoria-Karree soll Ende 2022 komplett errichtet sein. Dann soll die Verwaltung eine 15.000 Quadratmeter große Bürofläche beziehen.
Alles schön und gut, sagen Kritiker wie etwa die Stadtgestalter. Und nicht nur sie fragen: Sollte angesichts der Erfahrungen in der Pandemie-Zeit nicht erst noch einmal grundsätzlich überprüft werden, wie viel Bürofläche die Stadtverwaltung überhaupt noch benötigt? Bereits jetzt arbeiten 1800 Beschäftigte der Verwaltung auch von zu Hause aus.