Bochum. Die Idee lautet: Das Ruhrgebiet sollte Unesco-Welterbe werden. NRW erwägt eine Bewerbung. Bochum hat jedoch erhebliche Bedenken dagegen.

Mit zwölf Elementen ist Bochum in der geplanten Bewerbung der „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ als Unesco-Welterbe vertreten, darunter mit dem Bergbaumuseum, der Jahrhunderthalle und der Siedlung Dahlhauser Heide. Allerdings: Es gibt Bedenken Bochums gegen diese Bewerbung, allen voran von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD).

Er hat der Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in Dortmund, die beim Land NRW den Antrag für eine Bewerbung als Weltkulturerbe eingereicht hat, geschrieben, das Vorhaben zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu unterstützen. Die in seinem Schreiben geäußerten Bedenken, die Rede ist u. a. von einer „überhasteten Interessensbekundung“, tauchen auch in einer Verwaltungsvorlage für die Sitzung des Strukturausschusses am Dienstag auf. Die Politik beschäftigt sich mit dem Thema, weil Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) von allen beteiligten Kommunen eine Stellungnahme einfordert und – wie es heißt – eine positive Entscheidung von der 100-prozentigen Unterstützung aller Städte abhängig macht.

Städte zu spät einbezogen

Bochum könnte ausscheren, sollte sich der Rat in seiner nächsten Sitzung am 25. März gegen eine Bewerbung aussprechen. Die Liste der von der Verwaltung aufgelisteten Bedenken ist lang. Sie reicht von der späten Beteiligung der Städte bis zu Zweifeln darüber, ob sich die Welterbe-Kommission darauf einlässt, dass die genannten Standorte auch künftig entwickelt werden dürfen, so wie es die Bewerbung vorsieht. Die Rede ist von einem selbstkonstruierten Freibrief.

Kritik am „folkloristischen Antrag“

Was Bochum verhindern möchte, auch das hat OB Eiskirch den Antragsteller in seinen Schreiben wissen lassen, ist z.B. eine Beschränkung der wirtschaften Entwicklungsmöglichkeiten von Arealen wie dem Bochumer Verein „in der Pufferzone“ an der Jahrhunderthalle.

Weitere Bedenken betreffen eine mögliche Verwässerung der Bedeutung des Titels „Weltkulturerbe“, sollte er zu häufig vergeben werden, und den „folkloristischen, rückwärtsgewandten Ansatz“ des Antrags, der die „montanindustrielle Vergangenheit überbetont“, wie es heißt. Der Blick müsse vielmehr in die Zukunft gerichtet sein, damit sich die Region „als innovationsfreudig, kreativ und leistungsstark positioniert“.

Von Bergbaumuseum bis Zeche Hannover

Die für Bochum vorgeschlagenen Elemente einer möglichen Bewerbung des Welterbe-Projekts „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“:

Schleuse Blankenstein, Zeche Hannover (Schacht 1, Malakoff-Turm und Maschinenhaus), Zeche Brockhauser Tiefbau (Malakoff-Turm), Deutsches Bergbaumuseum, Bochumer Verein mit Jahrhunderthalle Bochum (ehemalige Gaskraftzentrale), Bergisch-Märkische Eisenbahn (Hellweglinie: Dortmund Hbf - Bochum - Essen - Mülheim - Duisburg Hbf),

Rheinische Bahn (Hauptlinie: Rheinhausen - Mülheim - Essen Nord - Bochum - Dortmund - Hagen), Ruhrtalbahn (Abschnitt Essen-Kettwig bis Hagen-Vorhalle), Erzbahntrasse (Bochumer Verein - Schalker Verein - Grimberghafen), Siedlung Dahlhauser Heide, Grünzug D (zentraler Bereich), Polder Bergsenkungssee Blumenkamp (Naturschutzgebiet).

Eine Haltung, die die FDP grundsätzlich begrüßen dürfte. „Teile der Kritik können wir gut nachvollziehen“, sagt Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion. Dennoch sollte Bochum „die Tür gegenüber der Idee nicht gänzlich verschließen“. Das Label ‚UNESCO-Weltkulturerbe‘ könne gerade in der Touristik Vorteile bringen. Die FDP-Fraktion schlägt daher vor, die Bewerbung zwar abzulehnen, aber auch aufzuzeigen, was von einem besser vorbereiteten Verfahren erwartet werde. „Eine Bewerbung als Unesco-Weltkulturerbe sollte weiterhin als Option gesehen werden“, so der Fraktionschef.

Die Linken sind für die Bewerbung

Klar für die Bewerbung des Ruhrgebiets spricht sich die Fraktion der Linken aus. „Mein Eindruck ist, dass die Bochumer Verwaltung die Bewerbung verhindern will, weil der Welterbe-Status es ihr schwieriger machen würde, von eigentlich sowieso geltenden Denkmal- und Naturschutzregeln abzuweichen“, so Fraktionschef Horst Hohmeier. Neben den 41 Städten und Kreisen, die bereits ihre Unterstützung erklärt hätten, werde der Prozess vom Regionalverband Ruhr, den Landschaftsverbänden, der Emschergenossenschaft und dem Land NRW getragen. In einem Änderungsantrag an den Rat fordere die Linken-Fraktion, „dass Bochum die Bewerbung gemeinsam mit den 41 anderen Städten und Landkreisen unterstützt“.