Bochum-Goldhamme/-Eppendorf. Der Boden der Bochumer Kleingartenanlage Thiemannshof ist verseucht. Die Gartenfreunde werden umziehen. Die Stadt will dort Gewerbe ansiedeln.

Vor über einem Jahr erfuhren die Kleingärtner der Anlage Thiemannshof an der Essener Straße, dass sie ihre Parzellen verlassen müssen. Zu hoch sind die Bodenbelastungen, als dass dort weiterhin Obst und Gemüse gefahrlos angepflanzt werden könnten.

Stadt Bochum plant seit geraumer Zeit Gewerbegebiet

Nun besteht die feste Absicht, dort ein neues Gewerbegebiet entstehen zu lassen. Dazu die SPD im Rat: „Schon seit geraumer Zeit plant die Stadt dort, wo die Kleingartenanlage Thiemannshof liegt, eine Gewerbefläche. Da dadurch viel innerstädtisches Grün verloren geht, fordern wir nicht nur einen Ersatz, sondern auch, dass das entstehende Gewerbegebiet nachhaltig entwickelt wird“, sagt Martina Schmück-Glock, umweltpolitische Sprecherin der SPD im Rat und Ratsmitglied für Goldhamme. Natürlich müsse dazu ein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Das geht alles nicht so schnell“, erklärt die Ratsfrau gegenüber der WAZ.

Kontaminierter Boden soll entsorgt werden

Die Fläche der Kleingartenanlage Thiemannshof stellt eine Teilfläche des Altstandortes der ehemaligen Zeche & Kokerei Engelsburg dar und wird im Altlastenkataster geführt. Für den eigentlichen Altstandort erfolgte von 2004 bis 2005 eine Sanierung. Hier befindet sich heute der Betriebshof der Bogestra.

Die Kleingartenanlage wurde von 2015 bis 2017 eingehend auf Schadstoffe untersucht. Die Untere Bodenschutzbehörde sprach Handlungs- und Nutzungsempfehlungen für die Kleingärtner aus. Da die Fläche im Flächennutzungsplan der Stadt Bochum als Gewerbefläche gekennzeichnet ist, soll nun ein Sanierungsplan erstellt und die Fläche für gewerbliche Zwecke mittels Umlagerung und Entsorgung der kontaminierten Bodenmassen saniert werden. Geschätzte Kosten für den Sanierungsplan: 60.000 Euro; die Maßnahme soll 2021/22 erfolgen.

Das Gebiet der Kleingärten befindet sich teils im regionalen Grünflächensystem (Grünzug D) und hat im südlichen Teil Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz.

Die jetzige Kleingartenanlage wurde am 19. November 1931 gegründet.

Der Dauerkleingartenverein Thiemannshof liegt dort, wo früher die Zeche und Kokerei Engelsburg stand. Dementsprechend belastet ist das Gebiet. 2017 gab es erste Hinweise auf Bodenverseuchungen von NRW.Urban, 2018 erhielten die Kleingärtner erstmals Hinweise darauf, was sie künftig nicht mehr anpflanzen und verzehren sollten. Festgestellt wurde ein hoher Anteil von polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) insbesondere in den oberen Erdschichten.

Ersatzfläche für die Kleingärtner in Bochum-Wattenscheid

Vor einem Jahr hieß es von Seiten der Stadt: Eine Ersatzfläche sei gefunden – in vier Kilometern Entfernung. Das Areal gehöre der Stadt, sei als landwirtschaftliche Fläche verpachtet und groß genug, um die Parzellenanzahl inklusive Parkplatz, Vereinshaus und Rahmengrünflächen unterzubringen. Wie weit die Grundstücksverhandlungen mit dem Pächter dieser Fläche sind, ist bislang noch offen; das Areal soll in Wattenscheid liegen, wo auch ein Großteil der Kleingärtner wohnt.

„Dann kann der kontaminierte Boden entsorgt und die Gewerbefläche geplant werden. Da dieser Zeitpunkt immer näher rückt, wollen wir vorsorgen“, sagt Martina Schmück-Glock. Dazu stellt die SPD, gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner einen Antrag im Ausschuss für Strukturentwicklung am Dienstag, 16. März. „Ob Dach- oder Fassadenbegrünung, Wiesenflächen, Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerk – es gibt viele Möglichkeiten, die künftige Gewerbefläche nachhaltig zu gestalten“, sagt Schmück-Glock.

Für Fußgänger erreichbar bleiben

„Dass das auch passiert, dafür kann die Stadt etwa mit dem passenden Bebauungsplan sorgen. Wichtig ist uns aber auch, dass bei einer neuen Nutzung dieser Fläche künftig die dahinter liegende Kleingartenanlage Engelsburg, der Sportplatz des SV Germania an der Pestalozzistraße und der evangelische Friedhof von der Essener Straße für Fußgänger erreichbar sind. Deswegen sollen entsprechende Fuß- und Radwegeverbindungen bei der Entwicklung der Gewerbefläche eingeplant werden“, sagt die Politikerin.

Essener Straße an die A 448 anschließen

Wenn die Gewerbefläche entwickelt wird, soll die Essener Straße an die A 448 angeschlossen werden. „Die neu entstehende Kreuzung soll zum einen sichere und übersichtliche Wege für Fußgängerinnen und Fußgänger, aber auch für Radfahrerinnen und Radfahrer beinhalten. Zum anderen wird der Autobahnanbindung viel Grün zum Opfer fallen. Das soll durch Ersatzpflanzungen in Goldhamme ausgeglichen werden. Die Entwicklung und Förderung von Gewerbe ist enorm wichtig. Die Umwelt und die Bochumerinnen und Bochumer dürfen aber nicht darunter leiden“, sagt Martina Schmück-Glock.

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