Bochum-Wattenscheid. Die Zeche Fröhliche Morgensonne steht für die Industrialisierung Wattenscheids. Heute erinnert auf dem Gelände nur wenig an diese Geschichte.

Die alten Zechen im Ruhrgebiet trugen zum Teil ungewöhnliche Namen, sie hießen „Alte Haase“ oder „Wolfsbank“. Oder auch „Fröhliche Morgensonne“. Der Pütt mit der beinahe poetischen Benennung war 1874 in Förderung gegangen; die Großzeche in Westenfeld gehörte zu den Pionieren der Industrialisierung in Bochum-Wattenscheid.

„Fröhliche Morgensonne“, das ist heute ein Gewerbegebiet abseits der stark befahrenen Berliner Straße; Fußgänger verirren sich nur selten hierher. Ist das der Grund, warum auf dem alten Betriebsgelände – außer einem knappen Hinweis am Straßenschild – nichts an die Zeche erinnert? Keine Info-Tafel, keine bergbauhistorische Notiz, keine alte Lore, nichts.

Einige stattliche Gebäude stehen noch

Obwohl noch einige stattliche Gebäude vorhanden sind, etwa die wuchtige Maschinenhalle, das Pförtnerhaus und die (knallgelb gestrichene) Zechenverwaltung, fällt es schwer, aus dieser wahllosen Ansammlung von Hallen und Häusern einen bergbaulichen Bezug herzustellen. Nur ganz am Rande des Areals, zur Jung-Stilling-Straße hin, ragen zwei Gas-Entlüfter aus dem Boden. Sie markieren die ehemaligen Schächte, liegen aber auf einem Betriebsgelände und sind nicht frei zugänglich. Insgesamt präsentiert sich das Gewerbegebiet unübersichtlich und in einem Zustand, der sich scheinbar planlos in den Jahr(zehnt)en nach Stilllegung der Zeche einstellte.

Arbeitsende erfolgte 1963

Vielleicht ist das alles aber auch der Tatsache geschuldet, dass der Bergbau an dieser Stelle bereits vor fast 60 Jahren sein Ende fand. 1963 erfolgte die Stilllegung der „Fröhlichen Morgensonne“, die damals eine Außenanlage der Verbundzeche „Centrum“ war. Damit ging in Westenfeld eine lange Tradition zu Ende. 1874 war der erste Schacht abgeteuft und mit einem Backstein-gemauerten Malakoffturm versehen worden; in der Art, wie man sie heute noch an der Zeche Hannover in Hordel sehen kann. 1878 wurden auf „Morgensonne“ die ersten Kohlen zu Tage gehoben. 1877 kam ein Bahnanschluss dazu, 1882 wurde die Zeche um eine Kokerei ergänzt, ein Jahr später ein Wetterschacht in Betrieb genommen. 1903 ging ein zweiter Förderschacht in Betrieb.

Einst im Besitz der Familie Haniel

Die größte Jahresförderung in der Zeit als Einzelzeche wurde 1913 mit 566.866 Tonnen bei 1949 Beschäftigten erreicht. Anfangs im Mehrheitsbesitz der Familie Haniel, wurde „Fröhliche Morgensonne“ 1921 von den Rheinischen Stahlwerken übernommen. 1928 kam es, aufgrund des unwirtschaftlich gewordenen kleinen Grubenfeldes, zum Verbund mit der Zeche Centrum (Schächte 2/5), nachdem bereits 1924 die Abbaufelder beider Betriebe zusammengelegt worden waren. Im gleichen Jahr wurde mit über 1,5 Mio. Tonnen Steinkohle die höchste Förderleistung des Verbundbergwerks erreicht.

Anfangs vier Grubenfelder

Auf die Entstehung des ungewöhnlichen Namens des Bergwerks verweisen verschiedene Erklärungen. Eine bezieht sich auf den Landwirt Fröhlich, auf dessen Areal die Zeche gegründet worden war. Angeblich wollte er sich im Zechennamen wiederfinden. Dazu kommt, dass das 4,2 Quadratkilometer große unterirdische Grubenfeld anfangs aus vier Abschnitten bestand, die Fröhlich (s.o.), Westenfeld, Elisenthal und eben Morgensonne hießen; letzteres war die Bezeichnung eines Flözes, einer kohleführenden Erdschicht.

Der Volksmund machte „Fröhliche Morgensonne“ daraus, schließlich wurde der Name übernommen. Heute verweist eine lachende Sonne im Giebel der alten Verwaltung auf diese Zusammenhänge. Von der verkehrsumtosten Berliner Straße aus ist sie gut zu sehen.

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>>> Info: Vom Bergbau geprägt

Über ein Jahrhundert wurde Wattenscheid, wie die meisten Städte im Ruhrgebiet, durch die Kohle geprägt. 1957 arbeiteten 8000 Menschen, rund 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung der damals selbstständigen Stadt, im Bergbau.

Zu den großen Schachtanlagen zählten: Zeche Holland, Zeche Centrum, Zeche Fröhliche Morgensonne, Zeche Engelsburg (insbesondere deren Schacht Hektor in Höntrop) sowie Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank.