Bochum. In Bochum werden immer weniger Straftaten registriert. Seit 2016 sinken die Fallzahlen. Einige Deliktbereiche entwickeln sich aber negativ.

Zum fünften Mal in Folge ist Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten auf Bochumer Stadtgebiet gesunken. Das verkündeten am Montag Polizeipräsident Jörg Lukat und Kripo-Chef Andreas Dickel bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2020. „Wir haben einen gewaltigen Tiefstand erreicht“, sagte Dickel. „Wir sind mit der Bilanz sehr zufrieden.“

Er meinte dies natürlich relativ, denn jede einzelne Straftat ist eine zuviel. Vergleicht man Dickels Stimmung am Montag aber zum Beispiel mit der bei der Pressekonferenz zur Jahresstatistik 2015, so war er kaum wiederzuerkennen: Damals lag die Gesamtzahl der Straftaten in Bochum bei 38.053; allein die der Wohnungseinbrüche war auf 1809 hochgeschnellt. Diesmal nannte der Kripo-Chef die Zahlen 27.689 beziehungsweise 527.

Fallzahlen sind auf vielen Deliktfeldern zurückgegangen

Auch auf vielen anderen großen Kriminalitätsfeldern sind die Fallzahlen gesunken: Bei der Straßenkriminalität insgesamt zum Beispiel, aber auch bei bloßen Körperletzungen, bei Raubtaten, bei Diebstählen von und aus Kraftfahrzeugen, bei Fahrrad-Diebstählen und bei Betrügereien. Auch bei Straftaten mit besonders schwerer Gewalt haben die Fallzahlen deutlich abgenommen. Zurückgegangen ist auch die Zahl der registrierten Drogendelikte.

Wohnungseinbrecher mögen kein Homeoffice

Lukat führt „diese positiven Zahlen“ einerseits auf den Lockdown zurück; schließlich hielten sich wegen Corona nicht mehr so viele Menschen auf Straßen, Wegen und Plätzen auf, Großveranstaltungen gab es ab März gar keine mehr, und mehr Menschen arbeiteten tagsüber im Homeoffice, was Einbrecher gar nicht mögen.

Freund der Mutter erstochen- Anklage gegen Bochumer (19)Andererseits sieht der Polizeipräsident die Ursache für die verbesserten Zahlen in einem „konsequenten und engagierten Handeln“ seiner Mitarbeiter. Beim einstigen Großproblem Wohnungseinbruch etwa wurde eine spezielle Ermittlungsgruppe eingesetzt. Eine Intensivierung von Polizeiarbeit könnte demnächst auch auf Deliktgebieten folgen, die sich entgegen des Gesamttrends statistisch schlecht entwickelt haben.

Auf diesen Kriminalitätsbereichen haben sich die Fallzahlen schlecht entwickelt

In Bochum werden zum Beispiel seit 2018 jedes Jahr mehr Taschendiebstähle (2020: 801 Taten) begangen. Die Aufklärungsquote liegt bei trostlosen 3,75 Prozent. Deutlich zugenommen hat - auch coronabedingt - die Computerkriminalität in Bochum (2020: 435 Fälle). Auch der Bereich Sachbeschädigung befindet sich auf konstant hohem und zuletzt sogar gestiegenem Niveau: 3573 Fälle wurden in Bochum im Vorjahr gemeldet.

10 635 Tatverdächtige wurden 2020 ermittelt

Insgesamt hat die Kripo im Vorjahr 10 635 Tatverdächtige ermittelt. Darunter sind 3436 Ausländer (32 Prozent). 5472 sind polizeilich bereits bekannt gewesen.

Von den 10 635 Verdächtigen sind 8025 männlich.

Am rasantesten angestiegen sind die Fallzahlen bei Sexualdelikten, vor allem wegen Kindesmissbrauchs und entdeckter Kinderpornografie. Insgesamt schoss die Anzahl in Bochum laut aktueller Statistik von 2019 auf 2020 von 282 auf 401 Fälle hoch.

Die Kripo glaubt aber nicht, dass heute mehr sexuelle Übergriffe stattfinden als früher; Opfer würden aber häufiger eine Anzeige erstatten, zudem würde bei Kinderpornografie intensiver ermittelt. Mehr Angst, auf der Straße sexuell attackiert zu werden, müsse man nicht haben. Fast alle Täter kämen aus dem nahen Umfeld der Opfer.

Negativ entwickelt, wenn auch nur leicht, hat sich auch die Aufklärungsquote insgesamt bei allen Taten. Sie lag Ende 2020 bei 54,31 Prozent.

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