Bochum. Eickhoff ist einer der letzten Industrie-Arbeitgeber in Bochum. Die Corona-Krise meistert die Firmen ganz gut. Nun droht aber ein Tarifstreit.

Bei einem der letzten großen Industrie-Arbeitgeber in Bochum droht ein Warnstreik. Die Tarifkommission des Maschinenbauers Eickhoff kommt am Dienstag (9. März) zusammen und berät nach den bisher gescheiterten Gesprächen mit dem Arbeitgeber über das weitere Vorgehen.

Von einer „sehr großen Unsicherheit“ in der 1000-köpfigen Belegschaft spricht Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath. „So etwas habe ich bei uns noch nicht erlebt“, so der 61-Jährige. Dabei hat das Traditionsunternehmen turbulente Zeiten hinter sich.

Dazu gehören der Umbau vom reinen Bergbauzulieferer zum Mehrsparten-Hersteller, der heute von der Produktion und Wartung von Windradgetrieben und vom klassischen Bergbaumaschinen-Geschäft lebt, aber auch Entlassungen von mehr als 300 Beschäftigten zwischen 2014 und 2016. Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine neue Geschäftsführung. Und von dieser fühlt sich die Belegschaft, so heißt es, nicht mitgenommen.

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Seit Ende der 1990er Jahre gilt ein Haustarifvertrag

„Ich will der Tarifkommission nicht vorgreifen“, sagt Betriebsrats-Chef Naurath. „Aber es kann sein, dass wir vor die Tür gehen“ – will sagen mit einem Warnstreik den Forderungen der Beschäftigten Nachdruck verleihen. „Das wäre das erste Mal seit Eickhoff nicht mehr dem Flächentarif angehört.“ Ende der 1990er Jahre war das Unternehmen aus dem Tarifvertrag ausgestiegen. Seitdem gilt in Bochum ein Haustarif. „Und der liegt unter dem Metall-Flächentarif“, so Naurath.

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In der aktuellen Tarifrunde habe der Betriebsrat versucht, sich dem Flächentarif wieder zu nähern. Er habe ebenso wie die IG Metall für NRW eine Lohnsteigerung von vier Prozent gefordert. Die Eickhoff-Geschäftsführung habe im Gegenzug einen Anhebung der wöchentlichen Arbeitszeit von 37 auf 38 Stunden gefordert. Naurath: „Da hätten wir also noch draufgezahlt.“ Nach fünf Runden seien beide Seiten ergebnislos auseinander gegangen. Nun bleibe es, die Empfehlung der Tarifkommission abzuwarten.

Neuer Finanz-Chef hat Erfahrung im Tarifpoker

Die Geschäftsführung hüllt sich derweil in Schweigen. „Der Tarifvertrag ist ausgelaufen und wir verhandeln“, sagt Geschäftsführer Ulf Achenbach. „Während der laufenden Gespräche möchte ich keine Stellungnahme abgeben.“ Er hat 2019 das Ruder bei Eickhoff übernommen. An seiner Seite steht mittlerweile Finanzchef Wolf van Lengerich. Dieser kam 2020 vom Landmaschinen-Hersteller Krone nach Bochum und verfügt über Erfahrung in Sachen Tarifverhandlungen. Zwischen 2016 und 2019 war er als Mitglied des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Vorsitzender der Großen Tarifkommission Osnabrück, Emsland, Bentheim.

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Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist vor dem Hintergrund der Corona-Krise offenbar besser als bei andere Firmen. Beide Krisenstäbe, einer für die wirtschaftliche Situation, der andere für dem Umgang mit der Corona-Lage, haben gute Arbeit abgeliefert, heißt es. Die Beschäftigten hätten ihren Beitrag u. a. mit einem Aufschub des Urlaubsgeldes 2020 geleistet. Betriebsrats-Chef Naurath: „Ich denke wir sind besser zurecht gekommen als andere.“ Nach insgesamt drei Monaten Kurzarbeit in mehreren Geschäftsbereichen seien derzeit nur noch die Serviceteams von Kurzarbeit betroffen, da sie nicht zu Kunden fahren können.

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