Bochum. Nachdem etwa 100 Beschäftigte vom freiwilligen Ausstiegsprogramm Gebrauch gemacht haben, werden beim Maschinenhersteller Eickhoff weitere Aussteiger gesucht. Die Rede ist von „psychischem Druck“. Weil die Bergbausparte schwächelt, sollen insgesamt 140 Beschäftigte gehen.

Ausgelassene Stimmung herrschte noch vor vier Monaten bei Eickhoff, die Maschinenfabrik feierte ihren 150. Geburtstag. Die 1450 Beschäftigten beschenkten das eigene Unternehmen damals mit dem Kunstwerk „Segel der Geschichte“. Das neunte Segel blieb unbeschrieben. Denn, so Künstler Ludger Hinse, „die künftige Geschichte der Firma ist ja noch ungeschrieben.“ Hätte er um die Stimmung im Haus vier Monate später gewusst, besagtes Segel wäre wohl nicht gelb, sondern dunkelgrau bis schwarz ausgefallen.

Denn der zwischenzeitlich angekündigte Abbau von 140 Stellen „belastet das Betriebsklima“, wie Betriebsratsvorsitzender Heinrich Denninger sagt. Spätestens seit gestern. Nachdem mit etwa 100 Beschäftigten über ein freiwilliges Austrittsprogramm, über Vorruhestandsregelungen oder ähnliches, Einigung erzielt wurde, „wird jetzt massiver Druck“ ausgeübt, so zwei betroffene Eickhoff-Mitarbeiter gegenüber der WAZ.

Interessenausgleich zum Sozialtarifvertrag

„Ich wurde nach dem Gespräch nicht einmal mehr zu meinem Arbeitsplatz gelassen oder durfte zum Betriebsrat gehen“, sagt einer der Informanten. Er wie zahlreiche andere Mitarbeiter wurden bis zum 5. Dezember freigestellt und müssen Mitte des Monats an einem Termin der Qualifizierungsgesellschaft Peag teilnehmen. Betriebsrats-Chef Denninger spricht im Zusammenhang mit den Gesprächen von Personalleitung und Mitarbeiterin von einer „direkten Ansprache“.

Überrascht von dieser Entwicklung ist die IG Metall, deren Bevollmächtige Eva Kerkemeier sagt: „Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben doch noch über einen Interessenausgleich zum Sozialtarifvertrag gesprochen.“ Und: In einem „Zukunftsvertrag“, der der WAZ vorliegt, hatten Unternehmen und IG Metall festgelegt, bis 31. Dezember 2015 können betriebsbedingte Kündigungen nur mit Zustimmung der Gewerkschaft ausgesprochen werden.

"Da kann man nichts schönreden"

Tatsächlich sollen diese, so Eickhoff-Geschäftsführer Paul Rheinländer, verhindert werden. Am im Juli bei einer Betriebsversammlung geäußerten Ziel, sich von 140 Mitarbeiter zu trennen, halte die Firma aber fest. „Wir sind ein gesundes Unternehmen und wollen das auch bleiben.“ Auftragsrückgänge gerade im Bergbaubereich, vor allem aus China würden die Order mittlerweile ausbleiben, hätten die Maßnahmen notwendig gemacht.

Tatsächlich geht es Eickhoff noch gut, die erfolgsabhängige Jahresleistung wird gezahlt. Auch der vom Betriebsrat beauftragte Gutachter, so der Betriebsrats-Chef, sei in Teilen zu der gleichen Einschätzung gekommen wie die Geschäftsführung. Dennoch sei die Lage im Unternehmen schwierig. „Da kann man nichts schönreden.“ Und: Er habe bei Bekanntwerden der Pläne gesagt, sich von 140 Mitarbeitern ohne betriebsbedingte Kündigung zu trennen, sei ein „sportliches Ziel“.