Bochum. Ärger um Rodungen auf einem großen Grundstück in Bochum: Anwohner beklagen den Verlust von Vögeln. Der Eigentümer rechtfertigt die Aktion.
Die teilweise Rodung eines gut 2000 Quadratmeter großen Privatgrundstücks in Bochum-Wiemelhausen hat unter einigen Anwohnern für Empörung gesorgt. Mehrere hohe Bäume, zahlreiche Brombeersträucher und Gestrüpp wurden von einer Fachfirma beseitigt. Jetzt ist die Fläche großteils leer. Eine Anwohnerin ist sichtlich sauer: „Es war ein kleines Paradies für Vögel.“ Rotkehlchen, Gimpel, Grün- und Buntspechte, Singdrosseln und andere Arten hätten dort gelebt.
Anwohnerin beschwerte sich bei der Stadt Bochum
Es geht um ein Grundstück am Ende der Straße „Am Schußholz“, direkt neben einem Grünstreifen und Landschaftsschutzgebiet und einer ruhigen, guten Wohngegend. An mehreren Tagen war die Fachfirma dort im Auftrag des Grundstückseigentümers zugange, ebenso am vergangenen Freitagmorgen – aber nur solange bis ein Mitarbeiter des Umweltamtes vorbeischaute, gerufen von jener Anwohnerin, die sich beschwert hatte über die Rodungen. Danach wurden die Arbeiten eingestellt.
Wie eine Stadtsprecherin auf WAZ-Anfrage sagte, hätte für die Arbeiten ein Antrag gestellt werden müssen, das sei aber nicht geschehen. Deshalb habe man die Arbeiten stillgelegt. Es werde nun geprüft, ob die Arbeiten erlaubt gewesen wären oder nicht.
„Hier waren jede Menge Vögel, die gezwitschert haben“
Auch ein weiterer Anwohner ist verärgert über die Rodungen: „Hier waren jede Menge Vögel, die gezwitschert haben. Die Bäume haben viel Schatten gespendet. Die Kinder haben hier gespielt. Die haben sich ein Baumhaus gebaut, waren ständig in dem Wäldchen drin. Das hat niemanden gestört.“
Der Grundstückseigentümer verteidigt die Rodungen auf WAZ-Nachfrage. Das Grundstück sei „seit Jahren verwildert“ gewesen und nun „grundgereinigt“ worden, die Arbeiten sollen die Fläche „sauber und ordentlich“ machen. Alles sei entsprechend der Baumschutzsatzung erfolgt, nichts sei ungesetzlich gewesen, die gefällten Bäume nicht erhaltenswert.
Arbeiter sollen rassistisch beleidigt worden sein
Die Stadt habe die Arbeiten auch keineswegs gestoppt. Die Firma sei nur deshalb abgezogen, weil ihre Mitarbeiter von einigen Anwohnern „in übelster Weise rassistisch beleidigt“ worden seien. Umgekehrt hat sich aber auch ein Anwohner über den angeblichen frechen Ton eines der Firmenmitarbeiter beklagt.
Grundstück sollte bebaut werden - das klappte aber nicht
Der Eigentümer des Grundstückes wollte vor einigen Jahren die Fläche für Wohnungen bebauen lassen. Das scheiterte aber wegen des Widerstandes der Stadtverwaltung.
Und dies, nachdem die SPD, die CDU und auch die Grünen zugestimmt hätten.
Der Eigentümer erklärt außerdem, dass Anwohner auf seinem Grundstück ohne Zustimmung und Kenntnis einen „Freizeitpark“ mit Grillplatz und Klettergarten gebaut hätten. Vor der „Säuberung des Grundstücks“ sei er durch wuchernde Brombeeren und andere nicht geschützte Sträucher nicht einsehbar gewesen. „Deswegen wurde er dort ja auch errichtet.“ Das habe haftungsrechtliche Fragen aufgeworfen.
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„Gefahren bestanden durch messerscharfe Metallgitterzäune, rostige spitze Nägel, überall befestige Seile, durch die eine Strangulation möglich war oder gegrabene Kuhlen. Ferner befand sich dort ein demolierter Kanalschacht, durch den Ratten auf das Gelände gelangten. Alles wurde erst durch die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Grundstücks sichtbar.“
Grundstück soll an naturnahe Nachbarfläche angeglichen werden
Gebaut werden soll auf dem Grundstück nun nichts. Deshalb wurde auch ein Ahorn mitten auf dem Gelände stehengelassen, weil er erhaltenswert sei. Das Grundstück soll nun an die freie offene Nachbarfläche angeglichen werden, damit – so der Eigentümer – „ein einheitlicher Eindruck entsteht und dies auch gemeinsam durch einen Bauer gepflegt werden kann. So wie es übrigens bis vor der Verwilderung auch war! Dem Stiepeler Bauern war das zuletzt nicht mehr möglich, da das Grundstück zu verwildert war“.