Bochum. Die Freigabe der Millionen- Investitionen in das Bochumer Thyssenkrupp-Werk fordert die Belegschaft. Der Vorstand will den Vertrag durchleuchten.
Rede und Antwort standen auf einer ungewöhnlichen, weil virtuellen Belegschaftsversammlung von Thyssen-Krupp-Stahl (Standort Essener Straße) die beiden Stahl-Vorstände Arnd Köfler und Markus Grolms. Nachdrücklich hatte am Donnerstag (10.) Betriebsratschef Engin Karakurt die Freigabe der Investitionen für das Bochumer Werk eingefordert: „Wir haben unseren Teil erfüllt, nun muss der Vorstand liefern“, so Karakurt gegenüber der WAZ. Damit meinte er den bereits umgesetzten Abbau von 100 Arbeitsplätzen in Bochum.
Es geht um Investitionen von rund 400 Millionen Euro in den Standort. Wie berichtet, war bei dem Tarifvertrag „Zukunftspaket Stahl 20 - 30) festgelegt worden, dass die als Elektro-Stahl-Sparte im Bereich des jetzigen Wambandwerks komplett neu gebaut wird. Dafür soll der traditionsreiche Standort an der Castroper Straße aufgegeben werden. Am neuen Ort soll ein Kompetenzzentrum Elektro-Mobilität für Hochfest- und Dualphasenstähle geschaffen werden.
Belegschaftsversammlung per Video-Konferenz
Nach Angaben des Betriebsrats hätten die beiden per Video-Konferenz zugeschalteten Vorstände zwar hervorgehoben, dass die im Frühjahr beschlossene Strategie zwar weiterhin richtig sei, das Paket jedoch noch einmal durchleuchtet werden müsse. Im März wären die Auswirkungen der Corona-Krise so noch nicht zu erkennen gewesen. Dabei ist derzeit die Auslastung der zur Schließung vorgesehenen Warmbandstraße so gut, dass das Unternehmen die Aggregate dort sogar über die Weihnachtszeit durchlaufen lassen möchte.
Rund 200 Mitarbeiter nahmen per Video-Schalte an der Versammlung teil. Hauptthema ihrer Fragen seien die umstrittenen Extrazahlungen für die Konzernvorstände gewesen. Dazu Engin Karakurt: „Das können die Kollegen hier in Bochum einfach nicht nachvollziehen.“
Eiskirch möchte Perspektiven für Standort Bochum
Wie berichtet, hatten sich die Oberbürgermeister der vier Thyssenkrupp-Stahlstandorte in einem Brief an die Bundesregierung gewandt und sich für ein Engagement des Staates ausgesprochen. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) sagte dazu: „Wir haben in Bochum ein hochmodernes Kompetenzzentrum für Stahlveredelung mit vielen Beschäftigten. Dies gilt auch für die Zuliefer- sowie für die weiterverarbeitende Industrie bei uns in der Region, in ganz Deutschland.“
Er betont: „Wir möchten den New Green Deal: Wir wollen innovations- und industriepolitische Perspektiven für die verbliebenen Industriekerne bei uns in Deutschland. ThyssenKrupp hat sich auf den Weg gemacht, klimaneutral produzieren zu können. Ohne politische und finanzielle Unterstützung wird der Konzern dies vermutlich nicht schaffen.“
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