Bochum-Hofstede. Reinhold Marsollek aus Bochum mag es extrem. Beim Sport – und auch beim Schlafen. Aktuell schläft er bei Eiseskälte im Zelt. Und das aus Heimweh.

Minus zehn Grad zeigt das Außenthermometer – gerade kalt genug für Reinhold Marsollek aus Bochum, um schlafen zu gehen. Nicht etwa in sein kuscheliges Bett. Wo andere sich noch eine zweite Decke holen, krabbelt Marsollek in den Schlafsack in seinem Zelt, das er im Garten hinterm Haus aufgestellt hat. Für ihn ist das normal, er fühlt sich wohl bei dieser Eiseskälte – und an vergangene Zeiten erinnert.

Bochumer schläft bei minus zehn Grad draußen im Zelt – und liebt es

Wer Marsollek nicht kennt: Der Mann mag die Extreme. Er fährt mit dem Fahrrad 7000 Kilometer durch Skandinavien, umrundet auf dieselbe Weise mal eben Island und ist ansonsten regelmäßig in Laufschuhen, Inlinern und Schlittschuhen unterwegs. Und dabei immer ambitioniert.

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Als vergangene Woche der Wintereinbruch mit den Minustemperaturen vorhergesagt wurde, hatte sich Reinhold Marsollek schon gefreut. Für ihn stand damit fest: „Wenn man mal dieses Glück hat, dann schlafe ich natürlich draußen.“ Endlich konnte er wieder sein Zelt von 1987 und den nur ein paar Jahre jüngeren Schlafsack rausholen. Die Ausrüstung hatte ihm schon bei seinen oben erwähnten Extremtouren wertvolle Dienste geleistet. So auch jetzt wieder.

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Kaum lag der Schnee und glitten die Temperaturen in den Keller, breitete sich Marsollek im Garten hinter seinem Haus aus. Zu kalt kann es ihm in seinem Zelt gar nicht sein. „Ich finde das prima und fühle mich dann immer an Früher erinnert“, erzählt er. Aufgewachsenen ist der frisch pensionierte Waldorf-Lehrer nämlich in Schlesien. Dort sei es im Winter noch kälter gewesen, bis zu Minus 30 Grad. „Von daher fühle ich mich jetzt fast wie zu Hause.“

Extremsportler Marsollek: „Ich schlafe draußen, bis es taut“

Früher, als Kind, sei er im Winter morgens immer mit barfuß und nur mit einer Badehose bekleidet raus in die Natur gelaufen und habe Schnee geschippt. Ein Genuss sei das gewesen. Auch das Baden in eiskalten Gewässern liebt er seither. Von daher hofft Reinhold Marsollek, dass die Eiszeit bei uns noch ein Weilchen anhält.

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Auch hier läuft Marsollek draußen zwischendurch mal barfuß, nur mit T-Shirt und Shorts bekleidet, durch den Schnee, um ein paar Sportübungen zu machen. Für die Nacht zieht er sich dann aber doch wärmer an: Drei Paar Wollsocken, eine lange Unterhose, eine Baumwollhose, dazu zwei T-Shirts und ein selbst gestrickter Alpaka-Pulli – und oben drüber sein roter Skianzug. Reicht. „Gestern Nacht hatte ich einen Pulli mehr an, da war mir zu warm“, sagt Marsollek.

Zahlen und Fakten

Ein paar Zahlen zu Reinhold Marsollek: Eigenen Angaben zufolge ist er in seinem Leben schon 80.000 Kilometer gelaufen und hat jeweils rund 125.000 Kilometer auf dem Rad, in Inlinern und in Schlittschuhen zurückgelegt. 250 Kniebeugen schafft er in zwei Minuten.

„Nebenbei“ kümmert sich Reinhold Marsollek noch um die Wildwiese im Kreisverkehr Josephinenstraße/ Vierhausstraße/Bergstraße in Grumme und um das Sauberhalten des Tippelsberges.

Abends um 23 Uhr legt sich der 67-Jährige zu Bett – pardon, Schlafsack – und wacht dann meist um kurz vor Fünf auf. Dann steht er auf, holt WAZ aus dem Briefkasten, geht rein und frühstückt bei der Zeitungslektüre. Während die Leute in der Straße über ihren etwas schrulligen Nachbarn lachen, hat sich Marsolleks Frau an die Eigenarten ihres Mannes längst gewöhnt. „Wir sind ja auch schon seit 1972 zusammen.“

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Bis Tauwetter einsetzt, hat sie das Ehebett noch für sich allein, solange will Marsollek weiterhin draußen im Zelt schlafen. Zum absoluten Winterglück fehlt ihm jetzt nur noch ein Teich für ein „gemütliches“ Eisbad. Vielleicht wird das ja sein nächstes Projekt. Bei Reinhold Marsollek weiß man nie.

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