Bochum. In mittleren und kleineren Straßen in Bochum wird vorerst nicht gestreut. Das sagt der USB. Der Winter so so hart wie seit Jahrzehnten nicht.

Carsten Korth ist seit 28 Jahren beim USB Bochum, aber so einen Wintereinbruch hat er hier noch nicht erlebt. Der Leiter des Winterdienstes spricht von einem Jahrhundertereignis. Diese Kombination aus viel Schnee, starkem Eisregen, viel Wind, kräftigen Verwehungen, Absturz der Temperaturen auf minus 14 Grad - sowas komme hier nur alle 30 bis 40 Jahre vor.

Wie heftig der Winter die Stadt im Griff hält, zeigt sich auch am Salzverbrauch. Bis zum Samstagabend, als die Kälte kam, lagerten im Salzspeicher an der Hanielstraße rund 1100 Tonnen. Allein am vorigen Wochenende sind aber schon rund 500 Tonnen auf den Bochumer Straßen verteilt worden. Wie viel dies ist, zeigt ein Vergleich mit dem vergangenen Winter 2019/20: Dort wurden insgesamt nur 150 Tonnen verbraucht.

Regelmäßig muss Salz nachgeliefert werden

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Einen Engpass an Salz wird es aber nicht geben. Unter anderem in Recklinghausen steht ein Notfalllager für Bochum zur Verfügung - 1500 Tonnen. Nachlieferungen kamen auch am Donnerstag immer wieder mit Lastwagen auf das USB-Gelände.

Der USB ist im Ausnahmezustand und kommt angesichts der Winterhärte nicht so schnell voran, wie es hier und da erwartet wird. Fahrspuren zum Beispiel auch auf den großen Ausfallstraßen wie Universitäts- und Dorstener Straße oder Königsallee sind auf den linken Spur teilweise weiterhin mit Eispanzern bedeckt, was das Fahren und vor allem den Spurwechsel tückisch macht. Nur die rechten Spuren sind schwarz, also schneefrei.

Streufahrzeuge arbeiten mit Unterwurf-Ketten

Im Dauereinsatz von vier Uhr früh bis Mitternacht: die 22 Streufahrzeuge des USB Bochum.
Im Dauereinsatz von vier Uhr früh bis Mitternacht: die 22 Streufahrzeuge des USB Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Korth sagt, dass die Streufahrzeuge mit dem Pflug die Eispanzer nicht oder nur schwer wegbekommen. Und die Wirkung des Salzes lasse bei den sehr tiefen Temperaturen „deutlichst nach“. Nun versucht man zusätzlich mit „Unterwurf-Ketten“, die senkrecht an der Innenseite der Räder herabhängen und durch eine Mechanik unter die Reifen geschleudert werden, die Eisplatten auf den Fahrbahnen aufzubrechen. Unterwurf-Ketten sollen eigentlich nur als Anfahrhilfe dienen.

Wertstoffhöfe sind wieder komplett geöffnet

Die Wertstoffhöfe sind mittlerweile wieder alle geöffnet. Sie wurden von Hand von dicken Eisschichten befreit, um einen gefahrlosen Zugang zu ermöglichen.

Vereinbarte Sperrmülltermine werden grundsätzlich erledigt, an manchen Stellen werde dies aber nicht möglich sein, so der USB.

Vergleiche zum Beispiel mit besser geräumten Straßen in Bayern lässt Korth so nicht gelten. Dort seien viel größere Maschinen unterwegs (in Bochum sind es die mit Salzteller und Pflug umgerüsteten Kehrmaschinen), außerdem seien die Räume in einer Stadt wie Bochum viel enger.

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Weil die Temperaturen nachts immer wieder stark absinken, streut der USB weiterhin die größeren Straßen der Streustufen 1 und teilweise auch 2 wie zum Beispiel Freigrafendamm und Vierhausstraße. Auf den gestreuten Straßen müssen die rund 80 Kräfte je Schicht immer wieder von vorne anfangen, weil alles wieder zufriert. Deshalb bleiben Nebenstraßen der Kategorie 3 (und erst recht der kleinsten Kategorie 4) noch unangetastet. Sie seien für die insgesamt 22 Streufahrzeuge, so Korth, „zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema“.

Müllentleerung bleibt ein großes Problem

Problematisch bleibt weiterhin das Abholen des Mülls. Die Leerung der Papier- und Biotonnen ist zurzeit komplett ausgesetzt. Und die Leerung von Wertstoff- und Restmülltonnen bleibt weiter stark behindert. „Wir kommen nicht richtig an die Tonnen ran“, hieß es beim USB auch am Donnerstag. „Nicht alle Straßen sind für die Müllfahrzeuge befahrbar, Rollwege sind versperrt oder Tonnen vereist.“ An dieser Erklärung hatte es zuletzt aber Kundenkritik gegeben, weil trotz Befahrbarkeit einer Straße kein Müll abgeholt worden sei.