Bochum-Harpen. Die Passage an der Haydnstraße ist in verwahrlostem Zustand. Die Stadt Bochum drängt bei Eigentümern auf Reinigung, stößt aber an ihre Grenzen.

Johann Bernhard ist 91 Jahre alt und wohnt seit 50 Jahren im Ortsteil Rosenberg, war einer der ersten Siedler. Der Rosenberg ist heruntergekommen, findet er. „Die Passage an der Ladenzeile Haydnstraße ist und bleibt ein Dreckloch. Man traut sich doch gar nicht mehr, den Durchgang zu nutzen.“ Die Stadt hatte im vergangenen Sommer auf hartnäckiges Drängen der Bezirksvertretung Nord versprochen, sich zu kümmern. Und stößt auf Ignoranz der Eigentümer.

Der Durchgang ist abschreckend: Er ist dreckig, die Wände sind vollgeschmiert, er gilt als abendlicher Trinkertreff von Jugendlichen am Ende der Unterführung und allgemein als Angstraum. Johann Bernhard: „Die stehen in Gruppen und lassen ihren Müll einfach fallen. Ich gehe dort häufiger einkaufen und kann dies dann immer beobachten.“

Durchgang wird immer wieder zugemüllt

„Frauen haben im Dunkeln Angst, hier durchzugehen.“ Die Awo-Kräfte mühen sich zwar regelmäßig, den schlimmsten Dreck zu beseitigen, doch es kommt immer wieder neuer Müll hinzu.

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Die Stadt selbst ist nicht Eigentümerin des Grundstücks, kann also nicht selbst sanieren. Eine Eigentümergemeinschaft ist zuständig, hat aber keinen Verwalter. Weil dieser fehlt, gibt es keinen Ansprechpartner für die Stadt mit ihrem Anliegen, für Licht und Sauberkeit zu sorgen, insbesondere, weil es es hier Einzelhändler und damit eine hohe Fußgängerfrequenz gibt.

Zumindest die Beleuchtung wurde repariert

Versucht hat sie es dennoch. Auf Anfrage erklärt Tanja Wißing, Pressesprecherin der Stadt Bochum: „Unser Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster hat in der Tat Gespräche mit den 15 Eigentümern geführt. Anlass dafür war die fehlende Beleuchtung, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht bauordnungsrechtlich zu beanstanden war, insbesondere auch wegen der innerhalb des Durchgangs vorhandenen Treppen. Laut der Awo und unseres Bauordnungsamts wurde die Beleuchtung im November wieder in Betrieb genommen. Da die Awo Miteigentümerin dieser privaten Fläche ist und ein Eigeninteresse an einer Verbesserung hat (der Awo-Treff grenzt an), wurde von dort aus die Reparatur der Beleuchtung veranlasst.“

Politik setzt sich ein

Unermüdlich haben sich die Fraktionen im Bezirk Nord, allen voran Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD), für eine Sanierung der verwahrlosten Unterführung eingesetzt.

Die Hilflosigkeit der Verwaltung regt ihn auf: „Wir können uns nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen, sondern müssen endlich was tun.“ Er schlug in der Sitzung im letzten Sommer vor, dass alle 15 Eigentümer angeschrieben werden - wie jetzt geschehen.

Wenn keiner reagiere, soll die Stadt in Vorleistung treten und sich das Geld für die Instandsetzung wiederholen. „Wir sind nicht machtlos.“

Das Amt für Liegenschaften hatte alle Eigentümer angeschrieben, die unangenehme Situation durch Müll, Graffiti etc. eingehend erläutert und die Beteiligten gebeten, die dortige Situation zu verbessern. Denn, so Tanja Wißing: „Für die Reinigung des Durchgangs an der Haydnstraße, der auf privatem Grund liegt, sind die Eigentümer vollumfänglich in der Pflicht. Leider wurden letztlich nicht alle erwünschten Verbesserungen erzielt.“ Ein Verwalter für die private Fläche sei nicht vorgeschrieben. „Dennoch hatte das Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster die 15 Eigentümer darum gebeten, einen einheitlichen Ansprechpartner (,Verwalter’) zu benennen; leider haben wir dazu keine Rückmeldung erhalten.“

Stadt kann Zwangsgelder erheben

Holger Ernst vom Amt für Liegenschaften erklärte dem Bezirk Nord: „Die Bauordnungsbehörde kann einschreiten und die Eigentümer auffordern, ihrer Verkehrssicherheitspflicht nachzukommen oder kann Zwangsgelder erheben; es es auch möglich zu klagen.“ Er hoffte, dass die Verschönerung des Vorplatzes Vorbildcharakter haben könnte.

Inzwischen ist der Platz fertig, umgestaltet für 350.000 Euro. Was bleibt, ist der Schandfleck. Johann Bernhard hat vor zwei Tagen beobachtet, dass ein Blumenbeet auf dem Vorplatz zugemüllt war, ein nebenstehender Abfallbehälter war ausgeschüttet worden. „Ich war entsetzt, das wird hier zu einem sozialen Brennpunkt.“ Er bereut inzwischen, nach dem Tod seiner Frau nicht in die alte Heimat in Österreich zurückgekehrt zu sein.

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