Bochum-Hamme. An der Freudenbergstraße in Bochum-Hamme entsteht ein riesiges Areal für ein Autohaus. Die Anwohner sehen die jahrelangen Bauarbeiten mit Sorge.
Auf dem ehemaligen Betriebshof der Bogestra an der Freudenbergstraße in Bochum-Hamme soll in den nächsten Jahren ein üppiges Gewerbegebiet entstehen. Über 30.000 Quadratmeter misst das Gelände, das verkehrsgünstig direkt an der A40 liegt. Hier soll unter anderem das bestehende Autohaus Witzel, das zur Investorengruppe gehört, erweitert und ein weiteres, repräsentatives Autohaus mit Service- und Stellplätzen gebaut werden. Auf einem kleineren Teil ist zudem Wohnbebauung geplant.
Das klingt alles nach einem beachtlichen Unterfangen, doch in der Nachbarschaft des künftigen Gewerbegebiets wächst langsam die Skepsis. „Von früh bis spät hören wir den Lärm der Bagger direkt hinter unserem Gartenzaun“, erzählt Anwohnerin Kirsten Gesing. „Es werden Bäume gefällt ohne Ende. Die ganze schöne Natur wird zerstört, und die Bauarbeiten nehmen einfach kein Ende. Wie lange müssen wir das noch ertragen?“
Anwohner: Baulärm und Dreck nehmen kein Ende
Vor 20 Jahren sind Kirsten und Frank Gesing aus Wattenscheid an die Hofwiese im Bochumer Norden gezogen und haben den Schritt nicht bereut. „Wir haben lange überlegt, ob wir das wirklich machen wollen, schließlich gilt die Gegend rund um die Dorstener Straße immer als dreckig und laut“, sagt Frank Gesing. „Aber das komplette Gegenteil ist der Fall. Es ist richtig grün und ruhig hier, am Hofsteder Bach kann man wunderbar joggen gehen. Wir fühlen uns sehr wohl.“
Mit der Ruhe nahm es allerdings ein Ende, seit die Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet begannen. Seit nunmehr rund drei Jahren, so erzählen die Gesings, gehe das schon so mit dem Baulärm und dem Dreck. Das Gelände für den künftigen Gewerbepark wurde aufwendig aufgeschüttet, mittlerweile türmt sich ein meterhoher Wall hinter den Gärten an der Hofwiese auf.
Nachbarn wünschen sich verlässlichen Zeitplan
Ein dazwischen liegender Spazierweg, den die Nachbarn gern nutzen, ist für die Dauer der Bauarbeiten gesperrt. „Das ist fürchterlich“, meint Anwohner Hermann Jäger, der mit seinem Hund Woody täglich hier spazieren geht. „Alles matschig und dreckig. Und wenn man bei der Stadt nachfragt, dann wird man nur vertröstet.“
Auch Kirsten und Frank Gesing betonen, keinesfalls Ärger über die Bauarbeiten stiften zu wollen: „Aber einen konkreten Zeitplan, wie es hier weitergeht, den hätten wir schon gern mal gehört.“
Projektentwicklerin Kerstin Memering von Immostore Immobilien in Essen bedauert auf Nachfrage, seit einer Bürgerversammlung Mitte 2018 nicht mehr weiter auf die Anwohner zugegangen zu sein. „Das werden wir im Frühjahr vielleicht mit einer Postwurfsendung nachholen“, sagt sie.
Neues Autohaus soll im Frühjahr 2023 stehen
Dass es bei der Entwicklung des Gewerbegebiets indes zu erheblichen Verzögerungen gekommen sei, bestreitet sie: „Wir hängen etwas im Zeitplan, aber das ist nicht dramatisch. Die Verhandlungen mit der Stadt haben sich ein wenig hingezogen, was aber auch mit Corona zu tun hat. Das hat die Prozesse etwas verlangsamt.“
Weiterhin stehe der Zeitplan, dass die Erschließungsarbeiten bis August abgeschlossen sein sollen. Das neue Autohaus und auch die drei geplanten Wohnhäuser sollen im Frühjahr 2023 fertiggestellt sein. Bei den Wohnungen handele es sich um öffentlich geförderten Wohnungsbau, hier sei der Baubeginn im Sommer diesen Jahres vorgesehen.
150 Bäume wurden schon gefällt
Zum Artenschutz sei auf dem Gelände ein Krötenreservat angelegt worden: „Das ist ein richtig kleines Resort“, so Memering. Als weitere ökologische Maßnahme werde derzeit der Bau eines Regenrückhaltebeckens vollzogen: „Dadurch kann das Regenwasser dem Hofsteder Bach zugeführt werden, was ziemlich aufwändig ist.“ Dass die Stadt für die Erschließungskosten aufkomme, wie es die Anwohner vermuten, sei indes ein Gerücht, das nicht stimme: „Die Kosten trägt allein der Investor“, stellt Memering klar, ohne einen genauen Betrag nennen zu wollen.
Etwa 150 Baumfällungen habe es auf dem Gelände mittlerweile gegeben, bestätigt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Diese stehen in Zusammenhang mit dem Bebauungsplan.“ Die Bäume sollen nach Ende der Bauarbeiten sukzessive durch neue Anpflanzungen ersetzt werden.“
Info: Spazierwege sollen wieder instand gesetzt werden
Ratsmitglied Martina Schnell (SPD) beobachtet die Bauarbeiten an der Freudenbergstraße seit langem: „Das geht bis heute alles sehr schleppend voran“, sagt sie.
Besondere Sorgen bereiten ihr die Spazierwege hinter der Hofwiese, die jetzt abgesperrt werden mussten: „Die sind mittlerweile völlig verunstaltet. Das werden wir noch zum Thema in der Bezirksvertretung machen.“ Klar sei: „Für die Instandsetzung der Wege muss der Investor aufkommen.“
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