Bochum/Wattenscheid. Total entsetzt sind derzeit zahlreiche Bürger über die Kahlschläge an vielen Stellen in Bochum. Bäume können jetzt gefällt werden.

Von Oktober bis Februar darf die Motorsäge ohne Rücksicht auf den Vogelnistschutz kreischen. Das nutzen viele aus, private wie öffentliche Akteure. Teils – so die Kritik – völlig ohne Augenmaß.

Fällaktion am Bahndamm in Bochum

Viele Bäume werden derzeit zum Beispiel am Bahndamm Röntgenstraße gefällt. „Eine Aktion der Deutschen Bahn, die völlig überzogen ist. Denn es werden auch Bäume abseits der Gleise gefällt, die keine Gefahr für den Zugverkehr darstellen und dem Schallschutz dienen“, kritisiert Anwohner Klaus Hermann den Kahlschlag. Auf der anderen Bahndamm-Seite wurden bereits in den Vorjahren viele Bäume und Hecken gefällt, was auch schon für Proteste gesorgt hatte – die aber ungehört blieben. Auch an der Bahnlinie in Westenfeld wurde schon durch die Deutsche Bahn viel Grün gefällt, das die Anwohner schützt und den Zugverkehr nicht gefährdet hätte.

„Es ist doch wichtig, auch aus Anwohner- und Klimaschutzgründen mit Augenmaß vorzugehen. Doch das vermisse ich. Hier wird gefällt, was das Zug hält“, moniert Klaus Hermann das Vorgehen der Deutschen Bahn.

Viele Bäume wurden am Bahndamm im Bereich Röntgenstraße/Ostfeldmark/Emilstraße gefällt
Viele Bäume wurden am Bahndamm im Bereich Röntgenstraße/Ostfeldmark/Emilstraße gefällt © FFS | Pollkläsener Iris-Medien

Deutsche Bahn betont Sicherheitsaspekt

Ein Bahnsprecher sagt dazu fast schon stereotyp: „Aktuell erfolgen Vegetations-Rückschnitte entlang der Bahngleise in ganz Deutschland. In einem Bereich von etwa sechs Metern beidseitig des Gleises muss zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit die Vegetation entfernt werden. Das gilt auch für den Bereich Bochum, an der Röntgenstraße/Ostfeldmark, um z.B. die Sicht auf die Signale freizuhalten.“

DB: Gleise gefährdet

Laut Bahn sorgen „immer wieder schwere Stürme für Zugausfälle oder Verspätungen sowie hohe Schäden an Gleisen. Für Fahrgäste und Güterverkehr ist dies ein großes Ärgernis“.

Der Aktionsplan Vegetation trage den neuen Rahmenbedingungen Rechnung, „die Schiene sturmsicherer zu machen“.

Auch werde in der Regel damit verhindert, „dass Sträucher in die stromführenden Oberleitungen ragen usw.“

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Schall- und Umweltschutz im Fokus

Der Vegetationsrückschnitt im Umfeld der Bahngleise erfolge jedes Jahr zwischen Oktober und Februar statt (also z.B. auch außerhalb der Vogelbrutzeiten). Und der DB-Sprecher sagt: „Er steht im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben aus der Lärmverordnung sowie den Umwelt- und Naturschutzgesetzen. Bäume und Pflanzen, die bei extremem Wetter durch Standort, Zustand oder Form eine potenzielle Störungsquelle für den Bahnverkehr darstellen könnten, werden in gesetzlich vorgegebenen Zeiträumen von Forstexperten der Deutschen Bahn zurückgeschnitten oder entfernt.“ Bevor die Maßnahmen durchgeführt werden, werde „die Vegetation vom Boden sowie von allen Seiten aus genau in Augenschein genommen.“

Anwohner Klaus Hermann sagt dazu: „Ich kann diese Ausreden nicht mehr hören.“

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