Bochum-Hordel/Hofstede. Die Biologische Station pflegt die Bochumer Naturschutzgebiete. Die Naturschützer beobachten „respektloses Verhalten“ gegenüber der Landschaft.

Die Naturschutzgebiete Hofsteder Weiher an der Stadtgrenze zu Herne und Blumenkamp in Hordel und Günnigfeld sind gefährdet. Nicht allein, dass die Weiher, die den Gebieten den Namen gaben, regelmäßig austrocknen; in Hofstede beklagt die Biologische Station östliches Ruhrgebiet, die im letzten Jahr einen Pflegeplan für die beiden Naturschutzgebiete entworfen hat, zudem die Naturzerstörung durch Erholungssuchende aus der Nachbarschaft.

Richard Köhler von der Biologischen Station berichtete in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Mitte: es gibt Probleme mit Erholungssuchenden. „Diese schlagen bei schönem Wetter dort gerne ihren Lagerplatz auf und hinterlassen nach ausgiebigem Picknick Müll in großen Mengen. Das ist respektloses Verhalten im Umgang mit der Landschaft.“

Wasserstand in den Bochumer Naturschutzgebieten sinkt ab

Beide Naturschutzgebiete haben gemeinsam, dass oft das Wasser fehlt. Das Gebiet Blumenkamp war ehemals eine Ackerfläche, bei der das Feuchtgebiet durch den Bergbau entstand, war zuletzt im vergangenen Sommer trocken: Statt Wasser waren nur Boden und Schlamm zu sehen. Der Zustand ist stets eine Folge des trockenen Sommers. Köhler: „Ausgiebige Regenfälle können kurzfristig helfen. Doch den Zustand, der Wasserstand dramatisch abfällt, verfolgen wir seit 2018.“

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Spaziergänger haben Fischsterben beobachtet

Die Folge: Fische gebe es im Weiher zwischen Hordel und Günnigfeld keine mehr, Amphibien leiden unter dem Wassermangel. Immer wieder hatten Spaziergänger Alarm geschlagen, weil sie dort Fischsterben beobachtet hatten, zuletzt 2011.

Das Feuchtbiotop Blumenkamp führte auch im vergangenen Sommer zu wenig Wasser.
Das Feuchtbiotop Blumenkamp führte auch im vergangenen Sommer zu wenig Wasser. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dabei ist das Naturschutzgebiet durch sein Weidendickicht wie ein Urwald. Die Biologische Station will zum Erhalt der Wasserflächen einen Rückschnitt vornehmen. „Das ist aber nur bei Frost oder großer Trockenheit möglich, um überhaupt dort arbeiten zu können“, so Köhler.

Entstanden durch den Bergbau

Das Stillgewässer im 3,7 Hektar großen Areal - Naturschutzgebiet seit 1984 - ist durch den Bergbau entstanden, nachdem sich das Gelände abgesenkt hatte. Gleichzeitig markiert das NSG „Am Blumenkamp“ Bochums tiefsten Punkt.

Auch für den Hofsteder Weiher gilt: Dieses Ökosystem steht unter Naturschutz, was auch bedeutet, dass der Mensch sich dort so wenig wie möglich einmischen sollte. Neben der Vermüllung beobachtet die Biologische Station auch hier einen drastischen Abfall des Wasserspiegels. das sechs Hektar große Bergsenkungsgewässer „Hofsteder Weiher“. Ein Problem vorrangig im Sommer: Die Gewässer füllten bei Regen.

Regenwasser von der Bebauung einleiten

Hier plant die Biologische Station einzugreifen: „Wir wollen Regenwasser von der angrenzenden Bebauung einleiten - natürlich nicht von belasteten Flächen wie Parkplätzen. Dazu soll an der Herzogstraße eine Art Pufferstreifen angelegt werden“, erklärt Köhler. Dieser bepflanzte Streifen wird dann das Naturschutzgebiet mit einem angrenzenden, kleineren Sumpfgebiet direkt im Gewerbegebiet Herzogstraße verbinden, damit Tiere die Chance haben, hin und her zu wandern.

Acker soll bebaut werden

Bislang trennt ein Acker die beiden Feuchtgebiete. Köhler: „Es gibt Bebauungspläne auf dem alten Gea-Gelände. Zwar wäre uns lieber, wenn der Acker bliebe. Doch wenn hier zusätzliches Gewerbe entsteht, kann die Pufferzone einen Schutzstreifen bilden.“

Pflegepläne für die Naturschutzgebiete

Zu den Kernaufgaben der Biologischen Station gehört die Betreuung der Naturschutzgebiete in Herne und Bochum. Zurzeit sind dies sechs in Bochum und fünf in Herne. Weitere Schutzgebietsausweisungen sind in Planung.

In Abstimmung mit den unteren Naturschutzbehörden und den ehrenamtlichen Natur- und Umweltverbänden erstellen und überarbeitet die Biostation Pflege- und Entwicklungspläne für diese Gebiete. Grundlage dafür sind fundierte Kenntnisse über die Flora und Fauna vor Ort. Dafür sind Bestandserfassungen im Gelände notwendig.

Sven Ratajczak von der Linksfraktion im Bezirk Mitte wies während der Sitzung auf diese mögliche Gewerbeansiedlung hin. „Ich gehe dort oft mit meinem Hund spazieren und beobachte regelmäßig, ob sich etwas tut. Bislang ist dort noch alles Acker.“

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