Bochum/Wattenscheid. Der Weiher im Biotop Blumenkamp in Bochum liegt derzeit ohne Wasser im Bereich Günnigfeld/Hordel. Für die Tierwelt ein großes Problem.

Ein ungewohntes Bild zeigt sich dieser Tage Besuchern des Naturschutzgebietes (NSG) „Blumenkamp“ zwischen Günnigfeld und Hordel: Der durch eine Bergsenkung entstandene Weiher ist trockengelegt. Statt Wasser sind Boden und Schlamm zu sehen. Der Zustand ist eine Folge des trockenen Sommers. Der angekündigte Regen könnte nun Abhilfe schaffen.

Stadt: Natürliches Phänomen

Grund zur Sorge bestehe allerdings nicht, teilt Peter van Dyk, Pressesprecher der Stadt Bochum, auf Nachfrage mit: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich der Wasserspiegel des Weihers bei langer Trockenheit absenkt, da er keine natürlichen Zuflüsse hat. Sinkt der Grundwasserspiegel, sinkt der Wasserstand des Weihers, der an einigen Stellen auch völlig trockenfallen kann.“

Werner Lorke engagierte sich für das Gebiet

In Höhe der Blücherstraße befindet sich das Naturschutzgebiet „Am Blumenkamp“. Seit 1970 betreute Werner Lorke das durch Bergsenkung entstandene Biotop, das durch giftige Deponie-Abflüsse oft bedroht war. Er pachtete 1974 das Gebiet, das ungefähr so groß wie vier Fußballplätze ist, und schuf mit ehrenamtlichen Naturschützern einen Lebensraum, der seltene Tiere und Pflanzen beherbergt. Seit 1984 steht dieses Gebiet unter Naturschutz.

Lorke – 2005 mit 76 Jahren verstorben – erhielt für den Einsatz 1988 die deutsche Verdienstmedaille des Verdienstordens.

Wer häufig auf dem Weg durch die grüne Idylle zwischen Erzbahntrasse und Ortsumgehung Günnigfeld unterwegs ist, wird sich sicherlich dennoch gewundert haben, wie Meldungen und Fotos an die Redaktion gezeigt haben. Handlungsbedarf bestehe laut Stadt ebenfalls nicht, obwohl derzeit das gewohnte Bild von badenden, schwimmenden Enten und anderen Wasservögeln fehlt.

Das Feuchtbiotop Blumenkamp liegt trocken.
Das Feuchtbiotop Blumenkamp liegt trocken. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Keine Eingriffe geplant

Im Gegenteil. Der Natur möchte man ihren Lauf lassen, keinesfalls eingreifen und mit gut gemeinten Aktionen den Kreislauf abändern, sagt van Dyk: „Aufgefüllt wird der Weiher nicht, da der zyklisch sich ändernde Wasserstand natürliche Ursachen hat und diese Änderungen für ein Ökosystem wie am Blumenkamp aus Sumpf- und Röhrichtpflanzen, Pioniergewächsen und Schilf nicht nur nicht schädlich, sondern normal sind. Dieses Ökosystem steht unter Naturschutz, was auch bedeutet, dass der Mensch sich dort so wenig wie möglich einmischen sollte.“

Schildkröten nehmen Sonnenbad

Eine weithin bekannte Besonderheit des naturbelassenen Teiches ist derweil wohl doch auf menschliches Handeln zurückzuführen. Vor vielen Jahren muss jemand „Rotwangen-Schmuckschildkröten“ im Weiher ausgesetzt haben. Im Ruhrgebiet wurden die Reptilien, die ursprünglich aus Nord-Amerika stammen, dann heimisch. Vor allem an warmen Tagen werden die Schildkröten bei einem Sonnenbad auf Baumstümpfen häufig beobachtet und fotografiert.

Tiefster Punkt Bochums

Während der Anblick der geschützten Oase vor allem im Sommer Gedanken an exotische Mangrovenwälder wecken kann, geht der Ursprung des flachen Weihers auf die „Maloche-Unter-Tage“ zurück: Das Stillgewässer im 3,7 Hektar großen Naturschutzgebiet ist durch den Bergbau entstanden, nachdem sich das Gelände abgesenkt hatte. Gleichzeitig markiert das NSG „Am Blumenkamp“ Bochums tiefsten Punkt (43 Meter über NN)

Nur viel Regen kann jetzt noch helfen.
Nur viel Regen kann jetzt noch helfen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

.

Auch Fische haben immer wieder den Weg in den Weiher gefunden. Eingetragen werden sie unter anderem im Gefieder von Wasservögeln. Besucher schlugen auch in diesem Punkt in der Vergangenheit Alarm, als zahlreiche tote Fische im Weiher zu finden waren, etwa im Jahr 2011. Damals wurde Sauerstoffmangel im Stillgewässer, das über keine Zu- oder Abläufe verfügt, als Ursache festgestellt.

Gefährdete Krötenart hier heimisch

Weitere „Am Blumenkamp“ heimische Tiere sind zum Beispiel Amphibien, wie Grasfrösche, Erdkröten, Wasserfrösche, Teich- und Bergmolche. Auch die streng geschützten Geburtshelferkröten haben im Günnigfelder NSG eine Heimat gefunden.