Bochum. Gut 700 Studentenapartments im Premiumsegment entstehen in Bochum. 40 Meter hohe Treppenhäuser werden betoniert, eine Woche lang rund um die Uhr.

Seit Tagen fließt der Beton. Rund um die Uhr. Tonnenweise wird er auf die Baustelle an der Universitätsstraße in Bochum geschafft und mit Hilfe eines mächtigen Krans immer wieder von oben auf die beiden Treppentürme geschüttet. Gut 30 Meter sind die Kerne des ersten Community-Campus-Gebäudes auf dem Seven-Stones-Areal in Wiemelhausen jetzt hoch. 40 Meter werden sie nach gut einer Woche erreichen.

Passanten und Autofahrer, die von der Straße aus einen flüchtigen Blick auf das Gelände gegenüber der Vonovia-Zentrale werfen, haben es längst bemerkt. Es tut sich dort etwas. Eigentlich sollten die zwei Wohntürme, zwölf und zehn Stockwerke hoch, mit insgesamt mehr als 700 Studentenapartments im Premiumsegment schon fertig sein. „Aber dann haben wir umdisponiert“, sagt Olaf Bade, Deutschland-Manager des niederländischen Bauherrn Jan Snel. Statt Studentenwohnheime wurden Krankenhäuser, Impfzentren und Besuchergebäude gebaut. Der Spezialist für Modulbauten hat so auf die Corona-Krise reagiert.

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Gebäude werden im Sommer 2022 fertig

Und liegt damit offenbar goldrichtig. Die Nachfrage nach Studentenunterkünften ist angesichts des Lockdown begrenzt. In Essen, wo Jan Snel im Oktober 2020 in der City den Campus 71 fertiggestellt hat, sind erst wenige Apartments vermietet. Und auch der Nachbar in Bochum, die Kappel Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft, spürt die momentane Flaute. Erst 20 seiner 160 Studentenapartments sind vermietet. „Ich bin mir aber sicher, das ändert sich zum Wintersemester 2021/22“, sagt Geschäftsführerin Anja Kappel.

Sie rechnet mit einer stark anziehenden Nachfrage. Nicht zuletzt deshalb wird mit Hochdruck daran gearbeitet, das freie Gelände im Zentrum des Seven-Stones-Campus zwischen dem Kappel-Gelände im nördlichen und dem Jan-Snel-Areal im südlichen Bereich fertigzustellen. „Es wird ein großes Café geben, einen Park, eine Tartanbahn“, kündigt Anja Kappel an. Sie verspricht eine echte Campusatmosphäre. Bei einem Blick von oben auf das Gelände ist die fast ovale Form der Anlage schon zu erkennen.

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40 Meter hoch wird das höchste Gebäude (hinten links) sein, das das niederländische Unternehmen Jan Snel jetzt an der Universitätsstraße baut. Davor kommt ein zweites, 33 Meter hohes Studentenwohnheim. Die Nutzung des vorderen Gebäudes ist noch ungewiss.
40 Meter hoch wird das höchste Gebäude (hinten links) sein, das das niederländische Unternehmen Jan Snel jetzt an der Universitätsstraße baut. Davor kommt ein zweites, 33 Meter hohes Studentenwohnheim. Die Nutzung des vorderen Gebäudes ist noch ungewiss. © JanSnel | Wendy van Dujinhoven

Von einer sich bald deutlich verbessernden Vermarktungslage geht auch Jan-Snel-Manager Bade aus. „Wir werden im Sommer 2022 hier fertig sein“, kündigt er an. Und dann rechnet er mit einer großen Nachfrage.

Japanischer Konzern hat Niederländer übernommen

Bochum spielt in den Plänen des Unternehmens eine große Rolle. Das liegt nicht nur an der Millionen-Investition auf dem Seven-Stones-Areal. Die Niederländer haben dort auch ihre deutsche Firmenzentrale eröffnet. Auch von hier aus wollen sie den europäischen Markt erobern und die Nummer eins auf dem Kontinent werden, mittlerweile mit internationaler Hilfe. Jan Snel gehört seit Ende 2020 zur Daiwa House Group. Das börsennotierte japanische Unternehmen mit einem Umsatz von etwa 32 Milliarden Euro hat die Jan-Snel-Muttergesellschaft Flexbuild übernommen. Daiwa hat den industrialisierten Modulbau revolutioniert und setzt dabei u.a. auch auf Robotertechnik in der Produktion.

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Eigene Fabrik im Ruhrgebiet

Noch stellt Jan Snel seine Module in den Niederlanden her. Von dort werden auch die Teile für die Häuser in Bochum kommen. Es gibt aber Überlegungen, in Deutschland eine eigene Fertigung aufzubauen. „Dazu haben wir im Ruhrgebiet schon eine mögliche Fläche ins Auge gefasst“, sagt Olaf Bade; nicht in Bochum, aber nicht weit davon entfernt. Ob aus den Überlegungen echte Pläne werden, hänge nicht zuletzt davon ab, ob ein angemessener Basisumsatz aus der Deutschland-Zentrale heraus erzielt wird.

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Dazu beitragen soll auch das dritte Gebäude des Campus, der aus den zwölf- und zehngeschossigen Studentenwohnheimen sowie einem achtstöckigen Gebäude vorne an der Straße bestehen wird. Terrassenförmig stehen sie hintereinander, voraussichtlich werden alle drei auch die gleiche Fassade erhalten.

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