Bochum. Die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung sucht einen neuen Standort. Bochum ist bei der Auswahl mit mehreren Flächen im Rennen.
Sieben Hochschulen mit Tausenden Beschäftigten und mehreren Zehntausend Studierenden gibt es in Bochum. Schon bald könnte eine achte hinzukommen – die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW). Bochum ist mit mindestens einem Investor und mehreren Flächen einer der Kandidaten.
Vier Städte hat die HSPV als möglichen neuen Standort auserkoren: neben dem jetzigen Standort Gelsenkirchen noch Bochum, Dortmund und Herne. Gesucht wurde bis zum 15. August eine Fläche von 19.000 Quadratmetern plus Verkehrsflächen „für einen modernen Hochschulcampus“, so HSPV-Sprecherin Heike Lücking. Dabei sollen Faktoren wie gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr sowie mit Pkw und Zweirad ebenso eine wichtige Rolle spielen wie die Nähe zur Innenstadt.
Landmarken wirft seinen Hut in den Ring
Anforderungen, die einige Flächen in Bochum erfüllen. Allen voran wohl das Gelände am Citytor Süd, auf dem im vorderen Bereich in den nächsten Jahren das Projekt „Be.cause“ mit knapp 24.000 Quadratmeter Fläche für Büros und ein Hotel entstehen soll. Und der dortige Investor, die Aachener Landmarken AG, kann sich auch vorstellen, für eine Hochschule weitere Flächen auf dem Areal in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zum Bermudadreieck zu erschließen.
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„Ja, wir beteiligen uns an dem Verfahren“, bestätigt Landmarken-Sprecher Kolja Linden – „und das sogar mit mehreren Flächen in der Stadt“. Näheres möchte sein Arbeitgeber dazu aber nicht sagen. Überhaupt gibt sich Bochum im Vergleich zu einigen Mitstreitern eher verschwiegen. Stadtdirektor Markus Bradtke und Wirtschaftsentwickler Ralf Meyer betonen zwar unisono: „Wir haben ein sehr hohes Interesse daran, dass die Hochschule nach Bochum kommt. Sie würde perfekt in das Hochschulportfolio passen und wäre ein weiterer Motor für die Innenstadtentwicklung.“ Sonst aber bleiben ihre Lippen verschlossen.
Gelsenkirchen will 180 Millionen Euro investieren
Die Konkurrenz ist offensiver. In Gelsenkirchen wurden bereits die Pläne für einen fünfgeschossigen Akademie-Bau in der Nähe des Musiktheaters öffentlich. Bis zu 180 Millionen Euro soll das Projekt kosten. „Der Entwurf erfüllt höchste Ansprüche und würde an zentraler Stelle das Stadtbild enorm aufwerten“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Haertel. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) sieht seine Stadt für den Wettbewerb gut gerüstet. Es gebe dort bereits eine Hochschul-Dependance. Von der Landesregierung erwartet er ein klares Signal zur Stärkung des nördlichen Ruhrgebiets.
Klappern gehört zum Handwerk und ist vielleicht auch eine Reaktion auf Gerüchte, die Hochschule habe bereits im Vorfeld der Sondierung ein Auge auf eine Fläche in Bochum geworfen.
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Hochschule mit zehn Standorten
Wegen ihres stetigen Wachstums muss die HSPV umziehen. „2017 wurde in Köln ein neues Hochschulgebäude in Betrieb genommen. Für die Abteilung Duisburg wird von einem Projektentwickler derzeit ein neues Hochschulgebäude in zentraler Lage gebaut. Daher freuen wir uns sehr, dass nun auch die Planungen für einen modernen Hochschulcampus im mittleren Ruhrgebiet weiter voranschreiten, der die Zentralverwaltung an einen neuen Studienort angliedern wird“, sagt HSPV-Präsident Martin Bornträger. Die Hochschule bildet an insgesamt zehn Standorten NRW aus: von Münster bis Mülheim, von Aachen bis Bielefeld. Im Ruhrgebiet soll weiterhin die Zentrale liegen.
Dortmund erhielt die Sparkassenakademie
Vor sechs Jahren hatte sich Bochum mit insgesamt drei Standorten für den Bau der neuen Sparkassenakademie beworben. Dazu zählte etwa ein 28-geschossiger und 105 Meter hoher Stadtturm gegenüber dem Hauptbahnhof.
Die Fläche dort käme womöglich auch für eine Hochschule in Frage. Dem Vernehmen nach sind die Pläne für ein anderes Projekt an dieser Stelle aber bereits weit fortgeschritten.
Unter den 39 Bewerbern für die Sparkassenakademie setzte sich am Ende ein Entwurf aus Dortmund durch. Am Phönixsee wurde dazu die Hörder Burg umgebaut.
Der weitere Plan sieht so aus: Bis zum Sommer 2021 wird die Ausschreibung eines Teilnahmewettbewerbs vorbereitet. 2022 soll mit dem Bau der Hochschule begonnen werden. Voraussichtliche Fertigstellung des gesamten Campus ist 2025.