Bochum. Knapp 260 Studierende leben in der neu gebauten Wohnanlage Siepenfeld. Vom WLAN bis zur Chipkarte: Manche von ihnen fühlen sich wie im Hotel.
An seine Studienzeit in einer WG oder in einem Wohnheim erinnert sich mancher mit einem wohligen Schaudern: In winzigen Appartements hauste man damals, in denen jeder kostbare Zentimeter zählte. Geschlafen wurde auf der Schlafcouch, der Herd war im Küchenschrank integriert, das Bad lag schräg gegenüber auf dem Flur.
Für viele Studenten heutiger Zeit wäre das kaum noch vorstellbar, denn das Leben und auch der Komfort in den Wohnblöcken in Uni-Nähe hat sich im Laufe der Jahre entscheidend gewandelt.
Jüngstes Beispiel: die Wohnanlage Siepenfeld an der Laerheidestraße 4-8. Erst im vergangenen Herbst durch das Akademische Förderungswerk (Akafö) eröffnet, dürfte sie heute zu einer der fortschrittlichsten Anlagen in Bochum zählen.
Dachterrassen und weitläufige Innenhöfe
Die drei winkelförmig angeordneten Komplexe bieten Platz für insgesamt 258 Studierende zumeist in Einzelappartements, aber auch in Zweier- und Vierer-WGs. Jedes Zimmer (mit Nasszelle und Edelstahlküche) misst über 20 Quadratmeter, nur die WG-Zimmer sind mit je 14 Quadratmetern etwas kleiner.
Gemeinschaftsräume, Dachterrassen und weitläufige Innenhöfe zählen ebenso dazu wie WLAN, pfeilschnelles Internet, Chipkarten statt Wohnungsschlüssel und ein TV-Angebot, das jedem Bewohner mindestens einen Sender aus seinem Heimatland garantiert.
Für freie Wohnungen gibt es eine lange Warteliste
Kein Wunder, dass die Wohnungen längst vollständig belegt sind. „Es gibt Wartelisten“, sagt Jörg Lüken, Geschäftsführer beim Akafö. Durchschnittlich dauere es etwa ein Jahr, bis man hier ein freies Appartement ergattern kann. Die Brutto-Warmmiete von 300 Euro plus 40 Euro für Strom und Internet liege nur geringfügig über jener in anderen Wohnheimen: „Das ist gedeckelt.“
Dabei seien die Bedürfnisse der Studenten heute andere als noch vor einigen Jahren: „Früher war es ungemein wichtig, möglichst nah an der Hochschule zu wohnen, aber das sehen die meisten mittlerweile lockerer“, meint Lüken. „Die Studienbedingungen haben sich auch verändert. Viele wollen heute am liebsten ihre Ruhe haben, um für die Prüfungen und Klausuren lernen zu können. Wenn mal einer Party macht, dann beschweren sie sich sofort.“
Studenten fühlen sich wie in einem Hotel
Der Architekt Prof. Christian Schlüter von ACMS Architekten in Wuppertal schaut nicht ohne Stolz auf den nagelneuen Bau direkt an der Unistraße. „Die Häuser sind extrem energieeffizient, obwohl man es ihnen von außen gar nicht ansieht“, sagt er. So werde die Stromversorgung der Gebäude durch eine Photovoltaik-Anlage unterstützt, dezentrale Lüftungsanlagen sorgen für ein angenehmes Klima. Schon 15 ähnliche Studentenwohnheime in ganz Deutschland hat Schlüter geplant.
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Und wie lebt es sich hier? Für Leon (21) und Toni (22) ist die Frage schnell beantwortet: „Manchmal fühle ich mich hier wie in einem Hotel“, meint Leon. Beide studieren Sportwissenschaften und teilen sich im Siepenfeld eine Zweier-WG. Besonders das harmonische Miteinander mit den anderen Hausbewohnern gefällt ihnen: „Das ist eine super Gemeinschaft“, sagt Toni. „Jeder hilft dem anderen wo er kann.“
Auch die Annehmlichkeiten des Studentenlebens haben die beiden zu schätzen gelernt: „Ich hatte nie zuvor einen Induktionsherd“, meint Leon. Einziger Wunsch? Leon muss lächeln: „Ein Pool wäre noch schön.“
Info: Wohnanlage mit Architekturpreis ausgezeichnet
Die Wohnanlage Siepenfeld ist vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Bochum mit dem Architekturpreis 2020 ausgezeichnet worden. Der Preis wird alle drei Jahre für besonders innovatives und ressourcenschonendes Bauen und kreatives Gestalten verliehen.
„Gute Architektur entsteht nicht allein im Büro des Architekten, sondern in einem ständigen Austausch aller Parteien“, sagt Boris E. Biskamp vom Vorstand des BDA Bochum. „Das ist hier gelungen. Die Häuser besitzen eine besondere Qualität im Städtebau und in der Architektur.“
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