Bochum. Die Kosten für das Schulzentrum Gerthe explodieren. Bis zum Herbst sollen der Politik die Daten für eine neue Grundsatzentscheidung vorliegen.

Sieben Millionen Euro höhere Baukosten; zusätzliche 9,4 Millionen für die Haustechnik; 2,3 Millionen Euro für die zuvor nicht berücksichtigte Flächengestaltung im Umfeld; 11,2 Millionen Euro höhere Rücklagen und noch einiges mehr sind der Grund dafür, dass die Kosten für das neue Schulzentrum Gerthe geradezu galoppieren. Erst auf 60 Millionen Euro und dann auf knapp 90 Millionen Euro wurde das ehrgeizige Projekt taxiert. Bei 121,4 Millionen Euro hat Bochums Stadtverwaltung die Bremse gezogen. Planungsstopp. Im Herbst soll die Politik darüber entscheiden, wie es weitergeht: mit einer abgespeckten Variante oder noch einmal ganz vorne.

Neuer Standort ist kein Thema

Gerne hätten die Mitglieder des Ausschusses für Eigenbetriebe am Dienstag dazu schon eine Vorlage der Verwaltung mit konkreten Zahlen gehabt. „Aber das war in der Kürze der Zeit nicht zu machen“, so Kämmerin Eva Hubbert. Noch vor den Sommerferien will die Verwaltung dem Rat aber die Unterlagen für eine Richtungsentscheidung vorlegen.

In die Jahre gekommen ist das jetzige Schulzentrum Gerthe. Eine Sanierung kommt nicht in Frage. Sie würde vermutlich ähnlich hohe Kosten verursachen wie ein Neubau.
In die Jahre gekommen ist das jetzige Schulzentrum Gerthe. Eine Sanierung kommt nicht in Frage. Sie würde vermutlich ähnlich hohe Kosten verursachen wie ein Neubau. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

So viel ist sicher: Die zwischenzeitlich noch einmal in Erwägung gezogene Sanierung des jetzigen Schulzentrums ist ebenso kein Thema mehr wie die Suche nach einem anderen Standort. Denn: „Den gibt es einfach nicht“, so Hubbert. Kein Grundstück in der Umgebung außer dem bestehenden Schulstandort an der Heinrichstraße sei groß genug für das Projekt.

Nun geht es also um zwei Varianten: abspecken oder neu planen.

Den Siegerentwurf präsentierten Arndt Brüning (l.) und Julian Büchter (r.) vom Essener Architektenbüro Brüning Rein im April 2018.
Den Siegerentwurf präsentierten Arndt Brüning (l.) und Julian Büchter (r.) vom Essener Architektenbüro Brüning Rein im April 2018. © FUNKE Foto Services | Andre Hirtz

Schlanker und günstiger könnte der Neubau werden, in dem das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium und die Anne-Frank-Realschule untergebracht werden soll, wenn etwa 1100 Quadratmeter Nutzfläche und Teile der Technikfläche eingespart würden. Auch könnte das Freigelände, für das momentan ein großzügiger, offener Quartierspark vorgesehen ist, auf das Schulgelände begrenzt oder sogar ganz aus den Planung herausgelöst werden. In jedem Fall sollte, das habe die Prüfung des Bauablaufs gezeigt, der Neubau in einem Abschnitt errichtet werden. Bislang hieß es, zunächst werde Teil eins errichtet, dann der Altbau freigezogen und zum größten Teil abgerissen, und anschließend der zweiten Neubauteil gebaut.

18.300 Quadratmeter Nutzfläche

Zu überlegen wäre auch, ob die ausgehobenen Bodenmengen auf städtischem Grund gelagert werden können, zumal Berechnungen des Statikers ergeben haben, dass wegen der hohen Lasten die Kellerfläche und somit auch der Bodenaushub größer sein muss als geplant. Momentan ist das Gebäude mit einer Nutzfläche von 18.300 Quadratmetern, inklusive der integrierten Bibliothek, und 1900 Quadratmetern Technikfläche geplant. Wie groß die Einsparungen der einzelnen Maßnahmen wären, ist noch ungewiss.

Modulare Bauweise könnte Kosten senken

Zur Diskussion steht aber auch ein ganz neuer Entwurf. Denn: Die bisherige Sieger-Variante des Architektenwettbewerbs, ein 220 Meter langes Schulgebäude, enthält „einige kostenträchtige Elemente“, wie es in einer Verwaltungsmitteilung heißt; eine kostenintensive Gebäudegründung, einen Sonnenschutz wegen der Südausrichtung des Gebäudes, die Doppelfassade und die aufwändige Koordinierung mit dem Teilabriss des Altgebäudes. So „scheint es lohnenswert, auf dem Grundstück einen neuen Entwurfsansatz zu untersuchen“, heißt es in der Mitteilung. Einsparungen könnten sich zum Beispiel durch eine modulare Bauweise ergeben. Prüfen will die Verwaltung die Vergabe an einen Generalunternehmer.

Das Thema Kosten spielt aber nicht nur bei den Investitionen eine Rolle. Auch der Unterhalt ist erheblich. Der Betrieb wird mit jährlich 1,02 Millionen Euro veranschlagt, bis 2030 wird er auf 1,132 Millionen Euro jährlich ansteigen.