Bochum. Aus Angst vor Krankenhaus haben im Jahr 2020 weniger Menschen in Bochum den Notruf alarmiert. Sie fürchteten eine Infektion.
Die Feuerwehr Bochum hat in diesem Jahr etwas weniger Einsätze gefahren als im Jahr davor - wegen Corona. Die Menschen hätten Angst gehabt, ins Krankenhaus zu müssen und sich dort dann eventuell mit dem Virus zu infizieren, sagte Feuerwehrchef Simon Heußen am Sonntag in einem WAZ-Gespräch.
Im Jahr 2020 gab es rund 61.000 Einsätze auf allen Sachgebieten (die paar restlichen Tage bis Silvester wurden hochgerechnet). Das ist ein Minus von 3,1 Prozent. Der Rückgang lag Heußen zufolge an deutlich wenigen Einsätzen im Rettungsdienst, vor allem im April. "Die Zahlen waren massiv eingebrochen." Normalerweise gebe es täglich knapp 110 Einsätze, im April sei die Anzahl auf bis zu 60 pro Tag gesunken.
Dies sind die Gründe für weniger Rettungseinsätze im Corona-Jahr
Heußen zufolge gab es wegen der Angst vor einer Einlieferung ins Krankenhaus weniger Notrufe wegen Bagatell-Vorfällen. Außerdem waren wegen der Lockdowns Restaurants und Kneipen zeitweise dicht, so dass es auch weniger Alkohol-Notfälle und Schlägerei-Verletzungen zu behandeln gab. Wegen zeitweiser Schließung der Schulen wurden auch weniger Schulsportunfällen gemeldet. Nicht zuletzt hatten Krankenhäuser auch verschiebbare Operationen abgesagt, so dass auch weniger Krankentransporte stattfanden.
Feuerwehr musste immer öfter wegen Unwettern raus
Allein im Rettungsdienst rückte die Feuerwehr rund 56.140-mal aus - 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Einen Rückgang verzeichnet die Feuerwehr auch bei Brandmeldungen und -Einsätzen: 1640 (- 5,1 Prozent). Es gab zum Beispiel weniger kleine und mittelgroße Brände (- 11,4 Prozent), weil die Sommermonate etwas weniger heiß und trocken waren.
Massiv angestiegen ist im Vorjahresvergleich aber die Anzahl an Unwettereinsätzen - auf 427 (+ 44 Prozent). Das lag vor allem an zwei Starkregen im Sommer und einem Sturm im Februar.
Starke Zunahme an Tiereinsätze bei der Feuerwehr Bochum
Enorm zugenommen haben auch die Tiereinsätze (410 Fälle, + 43 Prozent). Das bedeutet einen Rekord auf diesem Sachgebiet. "Es wird immer mehr, dass wir wegen jedem Wildtier angerufen werden", sagt Heußen. Das nehme extrem zu. Man könne aber nicht jedes kranke Tier retten, manches müsse der Natur überlassen werden. Tiere in speziellen Notlagen wie zum Beispiel die Küken im Gully würden aber natürlich wie immer gerettet.
Im Jahr 2020 gab es einen Menschen, der in einem Feuer gestorben ist: am 6. April in Wattenscheid.
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Hier auszugsweise einige weitere besondere Einsätze in 2020:
21. Februar: Vermisste Frau aus metertiefem Schacht an Jahrhunderthalle gerettet
28. Februar: Kellerbrand an der Bessemer Straße in Rufweite zur Innenstadtwache. Fünf Menschen wurden per Drehleiter gerettet.
15. Juni: Feuerwehr befreit Hund aus Kunststoffrohr.
6. Juli: Brand eines Gartenmaschinenhandels in Stiepel.
Großbrand in Autoverwertungsbetrieb in Bochum-Gerthe
14. Oktober: Großbrand bei einem Autoverwerter an der Daimlerstraße.
30. Oktober: Vier fast zeitgleiche Verkehrsunfälle (auch schwere und ein tödlicher).
18. November: Großbrand auf dem Gelände eines Reifenhandels in Hamme direkt neben der A40.
29. November: Wohnungsbrand wegen Adventsschmuck in Höntrop. Bewohnerin erleidet Verbrennungen und Rauchvergiftung.
So sehr das Coronavirus die Feuerwehr Bochum draußen beschäftigt hatte - intern hat es den Dienstbetrieb "nie auch nur ansatzweise eingeschränkt", so Heußen. Es habe nur wenige Einzelfälle mit Infektionen gegeben. Man sei "extrem glimpflich durch die Pandemie gekommen". Bei der Feuerwehr arbeiten rund 450 Kräfte im Einsatzdienst, weitere rund 100 in der Verwaltung.