Bochum. Kurz vorm Lockdown wollen viele Bochumer noch eine schöne Weihnachtsfrisur. Die Friseure sind ausgelastet und müssen oft absagen.

Vorweihnachtszeit und Friseur – das ist schon ohnehin eine stressige Kombination. Kommt dann noch ein kurz bevorstehender Lockdown hinzu, wird’s doppelt wuselig.

Bei Edgar’s Friseurteam an der Brenscheder Straße in Bochum-Wiemelhausen kann man das sehen: Jeder Friseursessel ist belegt, überall wird geschnitten, gefärbt und geföhnt. Bei Olga Fistul wirkt gerade die Haarfarbe ein, mittel-goldblond soll es werden. „Ich bin sehr froh, dass ich noch einen Termin vor dem harten Lockdown habe“, sagt sie.

Bochumer Friseuse: „Wir sind alle komplett ausgebucht und haben sogar schon die Öffnungszeiten verlängert“

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Der stand allerdings bereits seit einem Monat fest. Vielen Kunden musste Friseurin Nathalie Ambil-Künstler in den letzten Tagen absagen. „Wir sind alle komplett ausgebucht und haben sogar schon die Öffnungszeiten verlängert“, sagt sie.

Nathalie Ambil-Künstler von Edgar’s Friseurteam am Dienstag mit Kundin Olga Fistul. „Ich bin sehr froh, dass ich noch einen Termin vor dem harten Lockdown habe“, sagt sie.
Nathalie Ambil-Künstler von Edgar’s Friseurteam am Dienstag mit Kundin Olga Fistul. „Ich bin sehr froh, dass ich noch einen Termin vor dem harten Lockdown habe“, sagt sie. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Acht Mitarbeiter sind bei Edgar zugange. Um 11 Uhr hat sie schon sieben Köpfe frisiert. „Wir versuchen, alles möglich zu machen, wollen uns aber für jeden Kunden die nötige Zeit nehmen und nicht Kunden schnell abarbeiten“, sagt Ambil-Künstler.

„Normalerweise hätte in den nächsten Tagen hier noch der Bär gesteppt“

Statt von 8.30 bis 18 Uhr öffnet Edgar Storchmann seinen Salon kurz vor dem Lockdown von 8 bis 20 Uhr. „Normalerweise hätte in den nächsten Tagen hier noch der Bär gesteppt, an Weihnachten wollen alle eine schöne Frisur haben. Aber auch nach den Festtagen kommen immer viele Kunden“, sagt Storchmann. Er rechne mit 50 Prozent Verlust für den Monat Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Rabea Al-Radhi ist gerade fertig geföhnt und mit neuer Frisur auf dem Weg aus dem Salon. „Ich hatte meinen Termin schon seit neun Wochen und habe damit wirklich Glück gehabt“, sagt sie. Nun könne sie mit einem Wohlfühlgefühl in die Feiertage gehen. Aber auch wenn es nicht geklappt hätte: „Es gibt Schlimmeres“, findet die Kundin.

Um die 500 Kunden musste das Team von Storchmann für die nächste Woche absagen. „Das Telefon steht nicht mehr still. Wir vergeben aber noch keine Termine für Januar, weil wir noch nicht wissen, wann es weitergeht“, sagt Mitarbeiterin Adriana Saraniti.

Bochumer Salon will Haarfarben anmischen und ausliefern

Sie ist erst seit einem Monat als studentische Weihnachtsaushilfe dabei. „Das kam spontan, als ich selbst beim Friseur war“, erzählt sie. Denn nicht nur Friseurtermine sind derzeit begrenzt, studentische Jobs ebenfalls: In der Gastronomie kellnern fällt schon länger aus. Spontane Termine konnte Saraniti so gut wie gar nicht mehr vergeben. „Nur ein Kunde hatte Glück, weil jemand krank geworden ist“, sagt sie.

Doch Friseurin Ambil-Künstler kann beruhigen: „So dramatisch sind vier Wochen nicht, Haare wachsen dann etwa einen Zentimeter“. Wer aber zum Beispiel graue Haare überfärbt hat, dürfte sich dennoch ärgern. Edgar’s Salon aber hat Pläne: „Wir werden Farben für die Kunden anmischen und ihnen ausliefern“, sagt Storchmann. Das habe man auch schon beim ersten Lockdown so gemacht.

Warnung an Kunden

Auch Tätowierer, Massage- und Nagelstudios machen dicht

Bei dem Lockdown ab Mittwoch (16.) bleiben Lebensmittelmärkte, Apotheken, Drogerien, Optiker, Tankstellen, Autowerkstätten, Banken, Post, Reinigungen und Weihnachtsbaumhändler geöffnet.

Friseure zählen zur kosmetischen Körperpflege und müssen wie Tätowierer, Massage- und Nagelstudios schließen.

Edgar’s Friseursalon wird Informationen zur Auslieferung von Haarfarbe auf seiner Website bekannt geben.

Storchmann findet es fair, dass sein Laden schließen muss. „Bei einem harten Lockdown darf es keine Ausreden geben, auch nicht zum Beispiel für Baumärkte“, so der Friseur. Er sagt trotzdem: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass in einer halben Stunde Parlamentsrunde der harte Lockdown beschlossen wurde. Das war bestimmt schon länger in der Schublade, dann hätte man uns auch schon früher informieren können.“ So habe er vielen Kunden absagen müssen.

„Bitte nicht selbst rumschnippeln, das geht nach hinten los!“

Willi Niedenführ gehörte nicht dazu – seine Haare sind frisch frisiert. Ob man an Weihnachten wohl sehe, wer noch einen Termin bekommen habe und wer nicht? „Bestimmt“, sagt er und lacht. Bei aller Panik vor katastrophalen Frisuren bitten die Friseure aber inständig: „Bitte nicht selbst rumschnippeln, das geht nach hinten los!“ Mit ein paar „haarigen“ Unfallschäden nach dem Lockdown rechnet man bei Edgar’s Friseurteam dennoch.