Bochum. Wochenlang blieben die Friseursalons geschlossen. Der Andrang auf die ersten Termine ist groß – manche Bochumer stehen dafür extra früh auf.
Die Coronakrise führt zu kuriosen Bildern: In der Nacht von Sonntag auf Montag sammeln sich mehr und mehr Bochumer in der Brückstraße. Ihr Ziel ist die „Zottelbude“, die um exakt 0 Uhr nach der Coronapause wiedereröffnet.
Drei, zwei, eins – die Salontür öffnet sich und Friseur Jörg Gallinat blickt in gespannte Gesichter. Seine Kunden sind die ersten Bochumer, die das Glück haben, einen der begehrten Friseurtermine erhascht zu haben.
„Wir können hier ein Zeichen setzen, dass es wieder losgeht“, sagt Artur, der als zweites in der Schlange vor der „Zottelbude“ steht, „ich finde die Aktion cool und gehe hier schon seit vielen Jahren hin.“
Bochumer stehen um Mitternacht vor dem Friseursalon „Zottelbude“
Inhaber Jörg Gallinat ist froh, dass die Unsicherheit der vergangenen sechs Wochen vorbei ist. Der Tag, oder besser die Nacht der Wiedereröffnung ist für ihn aufregend. „Es ist komisch, es fühlt sich an wie vor 21 Jahren, als ich den Salon aufgemacht habe“, sagt Gallinat.
Wie derzeit alle Kunden musste auch Stammkunde Artur seinen Friseurtermin telefonisch vereinbaren – und zwar weit im Voraus. „Ich habe den Steven angerufen und der hat mir angeboten, entweder direkt um 0.01 Uhr oder um 10 Uhr zu kommen“, berichtet Artur, „da habe ich gesagt, ich bin um Mitternacht da!“
Steven Gallinat, der Sohn des Inhabers, ist ebenso erleichtert, wieder arbeiten zu können. „Ich habe mich den ganzen Tag darauf gefreut, dass wir diese Nacht wieder öffnen. Ein Gefühl, als würde man morgen in Urlaub fahren“, sagt der Friseur.
Bochumer Passanten stellen sich spontan in die Schlange vor der „Zottelbude“
Mit einem Blick auf die Straße stellt er fest, wie sich weitere Kunden spontan in die Schlange stellen: „Oh Mann, die kommen immer ohne Termin! Heute Nacht werden wir wohl noch zehn Kunden bedienen.“
Ebenso eilig mit ihrem ersten möglichen Friseurtermin nach der Coronapause hatten es André Wolodkiewiz und Bettina Mirow, die dafür extra aus Castrop gekommen ist. Wolodkiewiz ist der erste, der mit frischem Haarschnitt den Salon verlässt: „Das war in den letzten Wochen als hätte ich ein Handtuch über dem Kopf. Jetzt fühlt es sich viel besser an.“