Bochum-Stiepel. Kritik gibt es an den geplanten Zelt-Gottesdiensten an der Dorfkirche in Bochum-Stiepel. Ob es überhaupt dazu kommt, ist aktuell fraglich.

Der harte Lockdown und die damit einhergehende Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen erschwert auch die Planungen der evangelischen Kirchengemeinde in Bochum-Stiepel. Tatsächlich ist dadurch noch nicht endgültig klar, ob die Gottesdienste zu Heiligabend und den Weihnachtstagen wie geplant im Festzelt stattfinden werden, das aktuell gegenüber der Dorfkirche auf der Friedhofswiese an der Brockhauser Straße aufgebaut wird. Es gibt auch Kritik an dem Vorhaben.

Der Aufbau des Zeltes sei nicht mehr rückgängig zu machen gewesen, schildert die Stiepeler Pfarrerin Christine Böhrer. Die Gemeinde hatte wie alle zu Heiligabend mit einer drastisch höheren Nachfrage der Gottesdienstbesucher gerechnet, und in der altehrwürdigen, aber sehr kleinen Dorfkirche hätten unter Beachtung der Abstandsregeln gerade einmal jeweils 30 Besucher pro Gottesdienst Platz gefunden. „Wir hätten da von morgens an bis weit in die Nacht durchgehend Gottesdienste feiern können, wäre es danach gegangen“, schildert sie.

Letzter Stand: 250 Besucher gestattet

Also wagte es die Gemeinde, mit einem großen Zelt auf der anderen Seite der Brockhauser Straße zu planen. Große Veranstaltungen gerade im Bochumer Süden bei alteingesessenen Vereinen sind aus der Erfahrung schon in Zelten durchgeführt worden, die auch einmal 1000 Besucher fassen konnten – Stichwort Fliegenkirmes.

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Mit bis zu 250 Besuchern der Gottesdienste im Zelt hatte die Kirchengemeinde daher nun kalkuliert, „das wäre nach den Bestimmungen bis zur jüngsten Verschärfung auch durchaus noch möglich gewesen“, verteidigt Böhrer die Konzeption, „bis zum 500 Gäste hätten es danach draußen sein dürfen.“ Das habe die evangelische Landeskirche den Gemeinden auch so als Leitfaden weitergegeben.

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Nachzulesen ist das auch auf der Internetpräsentation der Westfälischen Landeskirche: „Durch das Inkrafttreten der neuen Coronaschutzverordnung (CoronaSchVO) für das Land NRW in der ab 1. Dezember 2020 geltenden Fassung ergeben sich keine gravierenden Änderungen für die kirchlichen Handlungsfelder gegenüber der bisherigen Fassung der CoronaSChVO“, heißt es da.

Anmeldung für alle Gottesdienste im Kirchenkreis

In Stiepel war vorgesehen, im Festzelt einen auf jeden Fall ausreichenden Abstand für die Besucher zu gewährleisten. Auch sollten Heizung und Belüftung zu den Gottesdiensten penibel auf die Bedingungen abgestimmt werden, um das Risiko einer Ansteckung nach Möglichkeit so gering wie möglich zu halten. „250 Gäste wären es ohnehin kaum geworden“, schätzt Christine Böhrer ein.

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Seit Mittwoch, 9. Dezember, läuft die zwingend erforderliche Anmeldung auf der Homepage der Kirchengemeinde über das Buchungs-Portal „Church Events“. Keine freien Plätze gibt es demnach für den Gottesdienst zur Christnacht am Heiligabend, aber der ist ohnehin in der Dorfkirche mit maximal 30 Besuchern angesetzt. Für die Gottesdienste im Festzelt zeigen sich die Besucher zurzeit tatsächlich auch noch zurückhaltend, die Anmeldungen liegen in der Größenordnung zwischen 100 und 150 für den 24., für den 25. und 26. Dezember noch darunter.

Neue Anordnungen möglich

Der Kirchenkreis fasst zusammen: „Die evangelischen Kirchengemeinden in Bochum planen ihre Weihnachtsgottesdienste in diesem Jahr unter Beachtung aller Infektionsschutzmaßnahmen. Gottesdienste fallen kürzer aus als gewohnt oder werden an andere Orte oder nach draußen verlegt. Trotzdem kann es im aktuellen Lockdown ab 16. Dezember zu neuen Anordnungen für die evangelischen Gottesdienste kommen.“

Der Besuch von Gottesdiensten und Andachten an Heilig Abend und den darauffolgenden Weihnachtsfeiertagen kann nur nach vorheriger Anmeldung erfolgen. Die Anmeldeverfahren regelt jede Kirchengemeinde individuell.

„Die Landeskirche ist noch in Beratungen mit der Landesregierung“, erläutert die Stiepeler Pfarrerin weiter. Am Mittwoch mit Inkrafttreten der verschärften Regelungen fällt es laut Böhrer dem Presbyterium der Ortsgemeinde zu, eine Entscheidung zu treffen.

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Erhebliche Bedenken äußert WAZ-Leserin Anke Leich zur Planung in Stiepel. „Allein auf den Parkplätzen begegnen sich viele Menschen, Kontakte, die sich sonst nicht ergeben, werden geknüpft, Menschen rücken sich nah in diesen Tagen. Wir leben in einer Pandemie und es ist doch dringend erforderlich, dass auch die Kirchen sich an die notwendigen Maßnahmen halten.“ Die Sorge um das Wohlergehen seiner Mitmenschen und Nächstenliebe sei doch wohl aktuell mehr gefragt denn je. „Oder kann eine Kirchengemeinde es wirklich riskieren, dass womöglich aus einer der Veranstaltungen ein Superspreading-Event wird?“

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