Bochum-Stiepel. Im Herbst sollen die ersten Bewohner in die Einrichtung neben dem Lutherhaus einziehen. Die Kirchengemeinde freut sich auf die neuen Nachbarn.

Es wächst – und zwar gewaltig: Der Bau des Seniorenheims in Stiepel hat in den letzten Wochen imposante Formen angenommen. Auf dem Gelände direkt neben dem evangelischen Lutherhaus an der Kemnader Straße baut die Diakonie Ruhr seit Herbst das erste Altenpflegezentrum auf Stiepeler Boden. Schon aus der Ferne sind die hohen, weißen Mauern des kastenförmigen Neubaus mittlerweile gut zu sehen. Voraussichtlich Ende des Jahres können die ersten Bewohner hier einziehen.

Denn auch trotz der Corona-Pandemie liegen die Bauarbeiten halbwegs im Zeitplan, berichtet Jens Fritsch vom Vorstand der Diakonie. „Wir hängen etwas, aber das ist alles im Rahmen“, sagt er. Statt wie ursprünglich geplant im Sommer starten zu wollen, rechnet man derzeit mit einer Eröffnung im Herbst: „Ich denke, dass wir im Oktober mit der Möblierung beginnen können und dann am 2. November das Haus eröffnen. Das ist derzeit der vorsichtige Termin.“

Seniorenheim bietet Platz für 80 Personen

Das noch immer namenlose Haus bietet auf drei Etagen Platz für 80 Senioren, die jeweils in Einzelzimmern untergebracht werden. Dabei stehe bereits fest, dass einige Bewohner aus anderen Seniorenheimen nach Stiepel umziehen sollen: etwa aus dem Zillertal, wo die Einrichtung der Diakonie geschlossen wird, sowie aus dem Jochen-Klepper-Haus. „Das Haus wird schnell bezogen. Vermutlich noch vor dem Advent werden wir komplett voll sein“, erzählt Jens Fritsch. „Für ein gerade neu eröffnetes Heim wird das ein echter Ochsenritt.“

Die Stiepeler Pastorin Christine Böhrer sieht der neuen Nachbarschaft mit der Diakonie positiv entgegen.
Die Stiepeler Pastorin Christine Böhrer sieht der neuen Nachbarschaft mit der Diakonie positiv entgegen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Doch auch den Stiepelern stehe das Haus natürlich offen, betont Fritsch: „Dass alle Plätze längst auswärtig belegt sind, ist ein Gerücht, dass einfach nicht stimmt.“ Weit über 100 Interessenten, viele aus dem Bochumer Süden, hätten sich mittlerweile nach freien Plätzen an der Kemnader Straße erkundigt. Mit allen will die Diakonie in den nächsten Wochen Kontakt aufnehmen. Auch das Personal sei bereits gefunden: So werden einige Auszubildende, die am 1. Oktober ihre Ausbildung zum Alten- und Krankenpfleger beenden, hier ihren ersten Job antreten. Die Leitung soll Oliver Kost übernehmen, bislang Einrichtungsleiter des Jochen-Klepper-Hauses in Hiltrop.

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Kirchengemeinde und Diakonie haben gemeinsame Pläne

Die evangelische Gemeinde freut sich auf den neuen Nachbarn, obwohl es anfänglich Bedenken gegeben habe, berichtet Pfarrerin Christine Böhrer. „Es gab erst die Sorge, dass die Diakonie das Lutherhaus in naher Zukunft komplett übernehmen könnte, aber das hat sich mittlerweile geklärt.“ Zwar sei die Diakonie jetzt Eigentümerin des Geländes und könne in Absprache mit der Kirchengemeinde auch Räume des Lutherhauses für eigene Veranstaltungen in Anspruch nehmen: „Die Gemeinde hat aber das Recht, das Lutherhaus für zehn Jahre mietfrei zu nutzen sowie unterzuvermieten.“ Was danach passiert, sei Verhandlungssache. „Das kann man jetzt noch nicht absehen. Gegebenenfalls müssen wir dann Miete zahlen.“

Im vergangenen September wurde der Grundstein gelegt: Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD, vorn) schritt beherzt zur Tat. Daneben: Architekt Rainer Kemper.
Im vergangenen September wurde der Grundstein gelegt: Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD, vorn) schritt beherzt zur Tat. Daneben: Architekt Rainer Kemper. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Doch jetzt sehen Gemeinde und Diakonie ihrer kommenden Partnerschaft zuversichtlich entgegen: „Wir haben viele schöne Ideen, um hier einen Ort zu schaffen, wo die Generationen zusammen kommen“, sagt Böhrer. So seien gemeinsame Sommer- und Diakoniefeste geplant.

Verwilderter Pfarrgarten soll reaktiviert werden

Auch die Gestaltung des künftigen Innenhofs wolle man Hand in Hand auf den Weg bringen: „Das wird richtig schön grün. Vielleicht kann man hier einen Bouleplatz anlegen, an dem Ältere und Jüngere gemeinsam Freude haben“, überlegt Jens Fritsch. Der verwilderte Pfarrgarten hinter dem Lutherhaus könne für eine Nutzung reaktiviert werden.

Auch die benachbarte Kita soll in das künftige Leben vor Ort mit eingebunden werden: „Wir wollen keine Parallelwelten schaffen“, verspricht Fritsch. Daneben wird das alte Pfarrhaus saniert: Im Erdgeschoss sollen neben Heimleitung und Sozialdienst auch ein Friseur einziehen. Was mit dem Obergeschoss und dem Dach passiert, sei noch offen: „Da haben wir noch keine genaue Idee. Vielleicht können hier Wohnungen entstehen“, so Fritsch.