Bochum. Dürfen in Bochum Raketen gezündet werden? Darüber entzündet sich eine Diskussion. Ob ein Verbot Krankenhäuser entlasten würde, gilt als fraglich.

Die Stadt ruft dazu auf, wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr möglichst auf das Zünden von Feuerwerk zu Silvester zu verzichten. Ob es bei dieser Bitte bleibt oder es auf ein Böllerverbot hinausläuft, wird wohl in dieser Woche entschieden. Derzeit laufen nach Angaben der Stadt Abstimmungen mit anderen Ruhrgebietsstädten, um eine möglichst einheitliche Regel zu finden und „Böller-Tourismus“ zu vermeiden.

Bergmannsheil in Bochum hält es für fraglich, ob ein Böllerverbot entlastet

Es mache in einem Ballungsraum keinen Sinn, wenn jede Stadt seine eigenen Regeln habe, heißt es. „Ansammlungen sollen verhindern werden. Uns wäre es am liebsten, wenn die Menschen in diesem Jahr verzichten würden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk auf Nachfrage.

„Wir wollen alle gut in dieses neue Jahr kommen und nicht mit der Nachricht, dass alle Intensivbetten belegt sind.“ Die Niederlande haben bereits ein flächendeckendes Feuerwerksverbot für Silvester ausgesprochen, um die strapazierten Krankenhäuser um den Jahreswechsel nicht weiter zu belasten.

Böllerverbot in Bochum: SPD ist dagegen, Grüne befürworten Verbot von Feuerwerk

Bei der Universitätsklinik Bergmannsheil hält man es dagegen für fraglich, ob ein Feuerwerks-Verbot die Intensivstationen überhaupt entlasten würde. So behandeln die Ärzte dort „äußerst selten“ Menschen mit schweren Brandverletzungen nach einem Feuerwerksunfall, wie es auf Nachfrage heißt. „Viel häufiger kommt es beim Feuerwerk zu Handverletzungen, die jedoch in aller Regel keine intensivmedizinische Versorgung nach sich ziehen“, sagt Sprecher Robin Jopp.

Die SPD-Fraktion im Rat hatte sich bereits gegen ein Böllerverbot in Bochum ausgesprochen. „Ich persönlich würde mich freuen, wenn privates Feuerwerk nicht verboten wird“, so Fraktionsvorsitzender Burkart Jentsch. „Wir sprechen hier von einer sehr alten Tradition, die in einem Jahr extremer Einschränkungen für etwas Normalität sorgt“, so Jentsch.

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Bei der CDU gibt man sich uneinig. „Es gibt Leute die ein Verbot befürworten und welche die dagegen sind“, sagt Noch-Fraktionschef Christian Haardt. Er befürchtet, dass die Ordnungskräfte in der Silvesternacht überlastet werden, wenn ein Böllerverbot über bestimmte Plätze hinaus erweitert würde. „Es ist ein Kontrollproblem. Wir können nicht an jede Straße einen Polizisten stellen.“

Professionelles Feuerwerk als Ersatz mit Grünen „nicht machbar“

Die Grünen im Rat dagegen halten ein Böllerverbot in diesem Jahr für vertretbar. „Wir müssen alles unternehmen, um die Zahlen zu senken. Das bedeutet, dass wir tunlichst Menschenansammlungen verhindern müssen“, sagt Fraktionschef Sebastian Pewny. Ein Verbot von Feuerwerk könne dazu einen Beitrag leisten. Dabei dürfe eine Entscheidung nicht auf einzelne Kommunen abgewälzt werden. „Es muss eine einheitliche Regelung geben, mit der Ansammlungen minimiert werden.

Diskussion um Feuerwerk ist nicht neu

Ein Böllerverbot wird in Bochum auch unabhängig von Corona regelmäßig vor dem Jahreswechsel diskutiert. Noch im vergangenen Jahr hatten die Grünen vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Feinstaubbelastung gefragt, ob das Zünden von Feuerwerk in der Innenstadt an Silvester noch zeitgemäß sei. Statt privater Böller solle es lieber zentrale Feuerwerke geben, so die Forderung damals als Menschenansammlungen noch nicht als problematisch galten.

In Bochum war das Böllern bisher nur in unmittelbarer Nähe von Reet- und Fachwerkhäusern, Alten- und Kinderheimen, Kliniken sowie in Natur- und bedingt auch Landschaftsschutzgebieten untersagt.

Ein professionell organisiertes Feuerwerk als Ersatz – wie es etwa die SPD-Fraktion vorgeschlagen hatte – hält Sebastian Pewny zwar für „eine nette Idee“, dort städtisches Geld zu investieren sei aber mit den Grünen nicht machbar. „Der Aufwand, das sicher umzusetzen, ist extrem hoch.“

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