Bochum. Das Bergmannsheil Bochum warnt vor Kopfsprüngen in flache Gewässer. Schon sechs Männer bezahlten ihren Übermut 2020 mit einem Leben im Rollstuhl.

Strikte Corona-Regeln im Freibad, kein Urlaub, Hitze – viele Menschen leisten sich dieses Jahr einen Pool im Garten oder baden in Seen, Kanälen oder Flüssen wie Ruhr und Rhein. Mitunter mit tragischen Folgen, wie das Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum berichtet. Die Abteilung für Rückenmarkverletzte arbeitet im Corona-Sommer 2020 mehr als in den Jahren zuvor.

Die Unfallklinik hat in diesem Jahr schon sechs Menschen aufgenommen, die nach einem Kopfsprung in unbekanntes Gewässer oder in einen zu flachen Swimmingpool querschnittgelähmt sind. 2018 waren es im gesamten Jahr nur drei Patienten, 2019 vier.

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Unfallklinik Bochum warnt: Junge Männer riskieren mit Kopfsprüngen ihr Leben

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Das Leben im Rollstuhl ist mitunter nur eine schwerwiegende Folge. Manches Unfallopfer muss zudem lebenslang an eine Beatmungsmaschine angeschlossen werden. Aktuell droht einem jungen Mann aus einer Nachbarstadt nach einem Sprung in den Pool dieses bittere Schicksal.

Baden im Kanal- Was erlaubt ist – und was nicht

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    „Junge Männer riskieren mit Kopfsprüngen in Kanäle, Seen, Flüsse oder Pools häufig leichtsinnig ihr Leben“, sagt Privatdozent Dr. Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte am Bergmannsheil. „Häufig senkt dabei Alkohol die Hemmschwelle. Die Aufmerksamkeit sinkt, das Imponiergehabe wird stärker“, berichtet Aach.

    Jugendlicher springt von Gartenlaube in den Pool: querschnittgelähmt

    Rund 80 Badeunfälle aus den vergangenen Jahren überblickt der 47-Jährige. „Nur drei der Patienten waren Frauen.“ Im Schnitt 25 Jahre alt seien die Personen, die mit riskanten Sprüngen ihre Zukunft auf Spiel setzten. 2019 landete ein Jugendlicher nach dem Sprung von einer Gartenlaube in einen Swimmingpool mit einer Wassertiefe von 30 Zentimetern im Unfallklinikum.

    Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte im Bergmannsheil Bochum, zeigt Schäden an einer Halswirbelsäule.
    Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte im Bergmannsheil Bochum, zeigt Schäden an einer Halswirbelsäule. © Bergmannsheil | Melina Kalwey

    „Manche springen in ihrem Übermut sogar in leere Becken“, so Aach. „In der Regel brechen die Patienten sich den vierten, fünften oder sechsten Halswirbel. Die Verletzungen des Rückenmarks in diesem Bereich sind häufig gravierend und irreparabel und führen dann zu einer dauerhaften Querschnittlähmung.“ Nicht nur das. In vielen Fällen wird auch die Lunge geschädigt, da sich die Unfallopfer nicht mehr bewegen können und häufig Wasser verschlucken, ehe sie gerettet werden.

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    Natürlich sind es nicht nur junge Männer, die aus Übermut waghalsige Kopfsprünge verüben. Auch Senioren und junge Familienväter seien schon im Krankenhaus gelandet. Aber eher selten.

    Große Schiffe verändern Wasserstand auf Kanälen und Flüssen

    „Wir mahnen dringend: Kopfsprünge in unbekannte, ungeeignete, flache oder trübe Gewässer sollten unbedingt unterlassen werden“, sagt Aach. Er hält auch die riskanten Sprünge von Brücken in vermeintlich ausreichend tiefe Kanäle oder Flüsse für äußerst gefährlich. Große Schiffe sorgten durch ihre Wasserverdrängung schnell für wechselnde Wasserstände. Ein Sprung der gerade noch gut ging, könne anschließend direkt in den Rollstuhl führen.

    Mirko Aach rät: „Beim Baden in Seen, Flüssen oder Kanälen sollte man grundsätzlich sehr vorsichtig sein und auf Sprünge verzichten. Verbote sollten unbedingt respektiert werden.“

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