Bochum. Nach dem versuchten Mord in Wattenscheid ist das Opfer (19) wieder bei Bewusstsein. Das Messer traf es in Hals und Rücken. Die Hintergründe.
- Versuchter Mord in Bochum: Die 19-Jährige, die mit mehreren Messerstichen in Hals und Rücken niedergestochen wurde, hat am Donnerstag das Bewusstsein wieder erlangt.
- Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum war ein Trennungsstreit zwischen dem mutmaßlichen Täter (20) und seiner Ex-Freundin (17) der Tat vorausgegangen. Das Opfer sei bei dem Streit der beiden Ex-Partner dazwischen gegangen.
- Der mutmaßliche Täter sitzt wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Nach der Tat war er laut Polizei über die A40 bei Bochum geflohen. Dort hatte auch die Polizei nach der Tatwaffe gesucht - bisher vergeblich.
Die 19-jährige Bochumerin, die am Freitagabend an der Geitlingstraße in Wattenscheid niedergestochen worden ist, hat am Donnerstag das Bewusstsein wieder erlangt. Nach Angaben der Polizei liegt sie zwar weiter auf der Intensivstation, es gebe aber eine „Verbesserung des Gesundheitszustandes“. Wie Staatsanwalt Danyal Maibaum der WAZ sagte, hat sie fünf Stiche erlitten, darunter einen in den Rücken und zwei in den Hals.
Der Bluttat vorausgegangen war ein Trennungsstreit zwischen dem mutmaßlichen Täter (20) und seiner bisherigen Freundin (17) in seiner eigenen Wohnung in Grumme. Bereits dort soll er ihr eine Kopfverletzung beigebracht haben, so Maibaum. Anschließend seien beide mit einem Auto zur Wohnung der 17-Jährigen in dem Mehrfamilienhaus an der Geitlingstraße gefahren, weil er noch ein paar Sachen, die ihm gehörten, habe abholen wollen.
Versuchter Mord in Bochum: Auszubildender ist nicht vorbestraft und sitzt in Untersuchungshaft
Er sei aber nicht in die Wohnung hineingegangen. Gegen 18.20 Uhr habe es dann vor dem Haus einen Wortwechsel zwischen ihm und der 19-jährigen Mitbewohnerin und der 17-Jährigen gegeben. Als die Mitbewohnerin seiner Ex-Freundin und ihm den Rücken zugewandt habe, soll der 20-Jährige zugestochen haben.
Der erste Stich in den Rücken soll ersten Ermittlungen zufolge in Tötungsabsicht erfolgt sein. Deshalb liege das Mordmerkmal der Heimtücke vor. Der Haftbefehl lautet auf versuchten Mord. Der 20-Jährige, ein Auszubildender, ist nicht vorbestraft. Nach der Tat sei er mit einem Auto über die A40 geflüchtet. An seiner Wohnanschrift wurde er dann am selben Abend von der Polizei gefasst. Er soll selbst auf die Polizei zugegangen sein, um sich festnehmen zu lassen.
A 40 in Bochum war am Sonntag vier Stunden lang gesperrt: Polizei suchte nach der Tatwaffe
Im Zusammenhang mit der Bluttat ist am Sonntagnachmittag die A40 gesperrt worden, weil es Hinweise gab, dass der Verdächtige auf der Flucht zu sich nach Hause die Tatwaffe aus dem Autofenster geworfen haben könnte. Ein Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Dorstener Straße und Herner Straße war vier Stunden lang gesperrt. Gefunden wurde das Messer allerdings nicht.
Auf der A40 staute sich der Verkehr zwischenzeitlich über eine Strecke von etwa zwei Kilometern vom Dreieck Bochum West in Richtung Dortmund, so die Auskunft der Polizei.
Auch interessant
Versuchter Mord in Bochum: 20-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft
Der 20-Jährige sitzt jetzt in U-Haft. Bisher hat er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sollte er angeklagt werden und vor Gericht kommen, würde wohl vor einer Jugendstrafkammer verhandelt werden, weil mit 20 Jahren auch das Jugendstrafrecht angewandt werden könnte.
Nachbarn hörten Stöhnen vor dem Haus: Versuchter Mord in Bochum
In der Nachbarschaft an der Geitlingstraße herrschte Entsetzen über die Bluttat. „Mein Mann und ich haben gerade im Fernsehen ‘Wer weiß denn sowas’ geschaut und ein Geräusch gehört, das irgendwie nicht zu der Sendung passte. Es hörte sich an wie Stöhnen“, berichtet eine Nachbarin. Als sie ihre Wohnungstür geöffnet habe, um nachzusehen, habe im Flur schon helle Aufregung geherrscht. „Die sind hin- und hergelaufen, haben laut gerufen. Und eine der beiden Frauen lag auf dem Flurabsatz. Ich bin jetzt noch ganz aufgeregt, wenn ich wieder daran denke“, so die Senioren. Von einem vorhergegangenen Streit habe sie nichts gehört.
Auch interessant
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Bochum verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter für Bochum abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Noch am Morgen nach der Tat war vor dem Haus an der Geitlingstraße die große Blutlache zu erkennen, in der die verletzte Frau gelegen hat. Die Rollladen am Fenster ihrer Wohnung zur Straße waren heruntergelassen. Auf dem Bürgersteig war das Gewaltverbrechen immer wieder Gesprächsthema unter Passanten und Nachbarn. „Da war richtig was los“, berichtete ein Bewohner des gegenüberliegenden Hauses. Das Haus sei hell angestrahlt und weiträumig abgesperrt gewesen. Noch am Freitagabend hatten Kriminaltechniker der Polizei den Tatort untersucht und die Wohnungstür der beiden jungen Frauen versiegelt. Gegen viertel vor Sieben waren Notrufe bei der Feuerwehr eingegangen.
Bochumer Polizei richtet eine Mordkommission ein
Ein Augenzeuge hat dem Vernehmen nach das Gewaltverbrechen beobachtet. Die Bochumer Polizei hat eine Mordkommission unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Michael Weirich eingerichtet.
Auch interessant
Die beiden Frauen leben erst seit kurzem gemeinsam in der Zweineinhalbzimmer-Wohnung, das schwer verletzte Opfer wohnt dort seit dem Sommer. Beide werden von der Evangelischen Jugendhilfe Bochum betreut.
Auch interessant
Deren Leiter Michael Erz ist ebenso wie die Bezugsbetreuerin der Frauen geschockt von der Tat. Sie hatten keine Kenntnis von der Beziehung der 17-Jährigen zu dem 20-jährigen Mann und auch „keine Hinweise darauf, dass es Gewalttätigkeiten gibt“, sagt Michael Erz. Die 19-Jährige habe sich als Ältere wohl verantwortlich für die jüngere Frau gefühlt. Beide Frauen kennen sich von früher. Es sei aber ein Zufall gewesen, dass sie von der Evangelischen Jugendhilfe in der gleichen Wohnung untergebracht wurden.
Jugendhilfe betreut 16-bis 21-Jährige
„Wir kümmern uns um Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 21 Jahren, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können oder wollen“, erklärt der Einrichtungsleiter. Auch er und seine Kollegin waren am Freitagabend am Tatort. Die 17-jährige Frau, auch sie wurde wegen einer leichten Verletzung zunächst ins Krankenhaus gebracht, werde in den nächsten Tagen bei ihr Mutter wohnen. Eine „Katastrophe“ nennt Michael Erz die Tat. In seiner mittlerweile 30-jährigen Zeit bei der Evangelischen Jugendhilfe sei so etwas noch nicht vorgekommen. „Das ist die absolute Ausnahme.“
Weitere Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.