Bochum. Eine Bochumer Lehrerin kann einen wichtigen Arzttermin nicht wahrnehmen. Grund sind wiederholte Corona-Kontakte in der Schule. Sie ist besorgt.

Marion Weskamp ist verzweifelt: Aus gesundheitlichen Gründen muss sie sich regelmäßig vom Kardiologen untersuchen lassen. Das Problem: Als Lehrerin hat die Bochumerin Tag für Tag Kontakt zu vielen Menschen, gilt quasi durchgehend als Corona -Kontaktperson der Kategorie zwei. Das heißt, dass sie zwar selbst nicht in Kontakt zu jemandem stand, der positiv auf das Virus getestet wurde, jedoch zu einer Person, die Kontakt zu einem Infizierten hatte. Die Folge: Weskamp darf die Praxis ihres Kardiologen nicht betreten.

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Vor fünf Wochen will Weskamp zu ihrer Routineuntersuchung gehen. Weil es an ihrer Schule Corona-Fälle gab und sie Kontaktperson der Kategorie zwei ist, fragt sie bei ihrem Kardiologen nach, der sich in den Augusta-Kliniken in Bochum befindet. Sie soll sich einen neuen Termin geben lassen.

Lehrerin befürchtet: Wegen Corona kann sie bis zum Sommer nicht beim Kardiologen behandelt werden

Rund einen Monat später will die Lehrerin diesen wahrnehmen und füllt im Eingangsbereich des Klinikums einen Bogen aus. Sie muss unter anderem angeben, ob sie Symptome wie Husten oder Fieber hat. Außerdem soll sie die Frage beantworten, ob sie in den vergangenen zwei Wochen Kontakt zu jemandem hatte, der an Corona erkrankt ist. Sie muss das Feld ja ankreuzen und darf die kardiologische Praxis nicht betreten – erneut. „So wie die Situation aktuell ist, kann ich wohl bis zum Sommer nicht behandelt werden“, kritisiert Weskamp.

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Die Altenbochumerin macht sich Sorgen um ihre Gesundheit. Auch wenn ihr natürlich bewusst sei, dass sie als Lehrerin durch die vielen Kontakte ein höheres Risiko hat, sich mit Corona anzustecken. „Das ist mir klar, aber das muss ich ja auch in Kauf nehmen“, sagt sie. Denn Weskamp muss weiter unterrichten. Dass sie wichtige Arzttermine nicht wahrnehmen darf, kann sie nur bedingt nachvollziehen.

Augusta: Routine-Untersuchung kann nicht durchgeführt werden

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„Im beschriebenen Fall handelte es sich um eine Routineuntersuchung, die wir bei Verdachtsfällen und Kontaktpersonen im Schutz unserer anderen Patienten und Mitarbeiter aktuell leider nicht durchführen können“, sagt Dr. Bodo Brandts, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie in der Augusta-Kranken-Anstalt. Generell entscheide das Klinikum im Einzelfall, wie notwendig eine Behandlung ist. „Notfälle werden immer aufgenommen und so lange isoliert behandelt, bis ein negativer Abstrich vorliegt. Bei ambulanten Fällen ist ebenfalls eine isolierte Behandlung möglich, wenn die Behandlung aus Sicht des Arztes dringend notwendig ist“, so Corona-Krisenstabsleiter Prof. Santiago Ewig. Im Falle von Weskamp habe das Augusta einen anderen niedergelassenen Kardiologen empfohlen. Letzteres sei so nicht gewesen, widerspricht die Bochumerin.

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Sie hofft, dass es eine andere Lösung für Lehrerinnen und Lehrer gibt. In ihrem Kollegium habe es ähnliche Probleme gegeben. Einer Augusta-Sprecherin sind weitere Vorfälle nicht bekannt. Dem Katholischen Klinikum Bochum hingegen schon, zumindest hin und wieder. „Die Fälle werden dann mit den behandelnden Ärzten und der Hygieneabteilung im Einzelfall besprochen und das Vorgehen festgelegt“, teilt Sprecher Jürgen Frech auf Anfrage mit. Er macht deutlich, dass Patienten notwendige Arztbesuche keinesfalls aufschieben sollten. Frech: „Dies könnte erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen.“ Falls medizinisch möglich, sollte vor einer stationären Aufnahme das Quarantäne-Ende abgewartet werden. „Kann die Behandlung nicht aufgeschoben werden, nehmen wir die Patienten unter erweiterten Hygienevorgaben auf und behandeln sie dann regulär“, so Frech weiter.

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