Bochum. Virologin Stephanie Pfänder forscht an der Ruhr-Uni Bochum zu Corona. Sie warnt: Sars-Cov2 werde nicht das letzte gefährliche Coronavirus sein.

Dass ihre Forschungen einmal für so viel Aufsehen sorgen werden, damit hatte Prof. Stephanie Pfänder (35) nicht gerechnet, als sich die Virologin vor Jahren auf Coronaviren spezialisierte. Während die Welt unter der Corona-Pandemie ächzt, spricht die Juniorprofessorin an der Ruhr-Universität Bochum im Interview mit WAZ-Redakteurin Karoline Poll fast liebevoll von den „hochspannenden Viren“.

Mundspülung soll gegen Corona helfen: Diese Nachricht geisterte vor einiger Zeit durch die Medien. In einer Studie wollen Sie das herausgefunden haben. Muss ich jetzt morgens nur einmal gurgeln und kann Maske und Abstand dann vergessen?

Nein, das gilt natürlich nicht. Wir haben unter Laborbedingungen verschiedene Mundspülungen getestet, indem wir sie mit dem Virus und Kunstspucke vermischt und stehen gelassen haben. Wir haben gesehen, dass alle getesteten Spülungen die Viruslast verringert haben, bei dreien war nach 30 Sekunden Einwirkzeit kein Virus mehr nachzuweisen.

Das klingt doch vielversprechend.

Die Tests haben unter sehr kontrollierten Laborbedingungen stattgefunden. Was das für den Alltag bedeutet, fragen sich Forscher weltweit. Wir wollen nun an Patienten testen, welche Auswirkungen Mundspülungen haben können. Wir können damit sicher keine Covid-19-Erkrankung behandeln. Unsere Hoffnung ist, dass wir die Infektiosität damit evtl. zumindest temporär beeinflussen können. Man muss da aber sehr vorsichtig sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass etwas im Labor funktioniert, unter Alltagsbedingungen dann aber nicht mehr.

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Und trotzdem hat Ihre Studie für großes Aufsehen gesorgt.

Das stimmt. Wir haben viele E-Mails bekommen von Menschen, die sagen, dass sie nun immer mit Mundspülungen gurgeln. Nun, gute Mundhygiene schadet ja auch nicht.

Sie haben in den vergangenen vier Jahren in der Schweiz gearbeitet, dort viel Grundlagenforschung zu den Coronaviren betrieben. Worum ging es dabei?

Ich habe an einem Gen geforscht, dass das Coronavirus daran hindert, Zellen zu infizieren. Jetzt gilt es zu erforschen, wie genau das Gen das schafft. Diese Erkenntnis könnte man dann eventuell therapeutisch nutzen.

Virologin arbeitete schon in der Schweiz und den USA

Stephanie Pfänder studierte Biologie an der Universität Osnabrück, wo sie 2009 ihren Bachelor-Abschluss ablegte. Im Anschluss wechselte sie an die Medizinische Hochschule Hannover und schloss 2011 den Masterstudiengang Biomedizin ab.

2015 promovierte sie am Twincore-Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung in Hannover und wechselte danach in die Schweiz ans Institut für Virologie und Immunologie in Bern , wo sie ein Marie-Curie-Forschungsstipendium der Europäischen Union einwarb. Nach Forschungsaufenthalten in den USA wechselte sie 2020 als Juniorprofessorin für RNA-Virologie an die RUB.

Haben Sie sich daran gewöhnt, dass Sie mit Ihren Forschungen momentan so im Fokus der Öffentlichkeit stehen?

Ich forsche seit viereinhalb Jahren an unterschiedlichen Coronaviren und kenne mich da auch ganz gut aus. Seit Beginn der Pandemie haben wir aber richtig viel Arbeit. Das ist natürlich auch eine riesige Chance, normalerweise sind Virologen nicht so im Fokus. Es gibt zurzeit viel finanzielle Unterstützung für die Forschungen.

Nehmen Sie auch negative Seite des öffentlichen Interesses wahr?

Es ist natürlich sehr stressig. Die ganze Welt arbeitet an einem Thema und der Druck der Öffentlichkeit ist riesig..

Irgendwann wird die Corona-Pandemie ja auch wieder vorbei sein. Ist dann alles wieder gut?

Sars-Cov2 ist nicht das erste hochgefährliche Coronavirus – und es wird nicht das letzte sein. Wir hatten bereits Sars und Mers, auch diese Viren waren sehr gefährlich. Die Coronaviren sind oft gefährlich, sie springen vom Tier auf den Menschen über. Und das nächste Coronavirus wird sicher kommen. Die Frage ist nur wann.

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