Bochum. Zwei Schulen in Bochum streiken am Mittwoch (2. Dezember). Sie fordern mehr hybriden Unterricht. Den Schülern einer Schule drohen Fehlstunden.

Gleich zwei Bochumer Schulen haben für Mittwoch (2. Dezember) zum Streik aufgerufen. Die Schülervertretung der Schiller-Schule kündigt an, dass alle Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums dem Präsenzunterricht fernbleiben. Eine Klasse des Klaus-Steilmann-Berufskollegs in Wattenscheid demonstriert für Hybrid-Unterricht – halb in der Schule, halb von zu Hause aus, vor dem PC.

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Von Gordon Wüllner-Adomako und Nikos Kimerlis

„Es ist unverantwortlich, dass wir mit vollen Bussen und Bahnen zur Schule fahren und in vollen Klassen, ohne ausreichenden Abstand sitzen müssen“ , schildert die 22-jährige Jana Bergmann. Sie und ihre Klassenkameraden machen im nächsten Jahr ihr Fachabi im Bereich „Wirtschaft und Verwaltung“. „Wir sollten lieber jetzt mit hybridem Unterricht beginnen“, meint Bergmann. Die Sorge vor einem erneuten Lockdown, in dem gar kein Unterricht in der Schule stattfinden kann, ist groß.

Schulstreik in Bochum: Klare Kritik an der Landesregierung und am Schulministerium

Noch größer ist die Sorge vor dem gesundheitlichen Risiko. Bergmann: In den Pausen und auf den Toiletten herrsche kein Mindestabstand. Weil die Schülerinnen und Schüler auch bei winterlichen Temperaturen das Schulgebäude verlassen müssten, wachse die Gefahr, sich zu erkälten , befürchtet die 22-Jährige: „Wodurch unser Immunsystem dann noch geschädigter ist.“ Durch die Maske fühlen sie und die Mitschülerinnen und Mitschüler sich nicht ausreichend geschützt.

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Mittwochmorgen wollen die 20 jungen Frauen und Männer mit ihren Schildern in der Hand vor dem Klaus-Steilmann-Berufskolleg stehen. „Corona hält sich nicht von Schulen fern“ oder „Armin lasset“ steht auf ihnen – als klare Kritik an die Landesregierung . Schulleiter Andreas Zimmermann steht dem Streik neutral gegenüber: „Die Schüler haben das Recht zu streiken. Es ist gut, dass sie Meinung zeigen und sich einsetzen“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Organisatoren des Streiks hätten offen mit ihm kommuniziert, mit Fehlstunden müssen sie nicht rechnen. „Obwohl wir die in Kauf nehmen würden“, so Jana Bergmann.

Bochumer Schüler fordern Recht auf sicheren und effektiven Hybrid-Unterricht

Das Berufskolleg in Wattenscheid ist nicht das einzige, an dem gestreikt wird. Auch die Schiller-Schüler haben die Nase voll: „Wir bleiben dem Präsenzunterricht fern! Gefordert wird ein Recht auf sicheren und effektiven Hybridunterricht“ , teilt die Schülervertretung des Gymnasiums mit. Dass Hybrid-Unterricht erst ab einem Inzidenzwert von 200 möglich ist – dann gelten Städte als Corona-Hotspot – sei inakzeptabel. Die Schülervertretung wirft dem Schulministerium des Landes NRW vor, dass der Umgang mit der aktuellen Situation leichtfertig und oberflächlich sei.

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Das Datum, 2. Dezember, haben die Schülerinnen und Schüler bewusst gewählt, weil an diesem Tag keine Klausuren geschrieben werden und auch keine Unterrichtsbesuche bei Referendaren geplant sind. „Es soll natürlich keinem ein Nachteil entstehen“, sagt Schülersprecher Abdelbari (14). Am Streiktag solle der Unterricht über Online-Kommunikationsplattformen stattfinden, per Video-Schalten oder anhand von Aufgaben.

Schulstreik in Bochum: Fehlstunden drohen

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„Wir wollen konstruktiv zeigen, dass Präsenzunterricht allein nicht die einzige Möglichkeit ist. Wir verstehen nicht, was gegen hybriden Unterricht spricht“, so Abdelbari. Ein System, das von Schule zu Schule verschieden ist, würde sich anbieten – auch abhängig von den digitalen Voraussetzungen. „Die sind bei uns zum Glück sehr gut“, sagt der Schülersprecher.

Dürfen Schülerinnen und Schüler streiken?

Schülerinnen und Schüler sind laut Schulgesetz verpflichtet, regelmäßig am Unterricht und an den sonstigen verbindlichen Schulveranstaltungen teilzunehmen, macht das Schulministerium auf seiner Homepage deutlich. Das Recht, an öffentlichen Versammlungen oder Protestzügen teilzunehmen, werde zwar durch das Grundgesetzt geschützt, finde allerdings Schranken im staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag. „Ihre Teilnahme an einem Schülerstreik während der Unterrichtszeit ist daher unzulässig “, so das Schulministerium.

Je nach Grund des Streiks könne die Dokumentation eines unentschuldigten Fehlens auf dem Zeugnis als abschließende schulische Reaktion ausreichend sein. Schülerinnen und Schüler, die wegen einer Demonstrationsteilnahme eine Klassenarbeit oder eine Prüfungsklausur nicht mitschreiben , würden darin die Note ungenügend bekommen.

Während die Lehrerinnen und Lehrer hinter den Schülerinnen und Schülern stehen würden, so die Schülervertretung, macht Leiterin Dr. Birte Güting klar: „Es handelt sich bei einem Streik um unentschuldigte Fehlstunden.“ Ihr sei allerdings bekannt, dass sich „insbesondere die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Sorgen machen, in eine Quarantäne zu gehen.“ Da die Gymnasiasten aus selbst zu verantwortenden Gründen der Schule fernblieben, gebe es kein digitales Angebot – anders als bei Schülerinnen und Schüler, die zum Beispiel prophylaktisch zu Hause bleiben, weil sie erkältet sind.

+++Warum eine Lehrerin der Bochumer Schiller-Schule sich massiv über die Schulpolitik in NRW ärgert, lesen Sie hier. ++ +

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