Bochum. Die Bochumer Gynäkologin Dr. Gabriele Bonatz ist eine der Schirmherrinnen am Aktionstag für Gewalt gegen Frauen. Das sind ihre Erfahrungen.
Mit Gewalt gegen Frauen sieht sich die Chefärztin der Frauenklinik und des Brustzentrums Augusta Bochum regelmäßig konfrontiert. „Manche Patientinnen kenne ich schon jahrelang, die erst nach mehreren Begegnungen den Mut finden über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen“, sagt Dr. Gabriele Bonatz, eine der Schirmherrinnen der Aktion zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November. In Bochum sollen am Mittwoch viele Gebäude in orange erleuchtet sein, darunter das Augusta-Krankenhaus, das historische Rathaus, das Schauspielhaus, die Probsteikirche, die Pauluskirche und verschiedene Hochschulen.
Häusliche Gewalt in Bochum – in Corona-Zeiten nehmen die Probleme zu
Es gehe aber bei häuslicher Gewalt nicht allein um sexuell motivierte Gewalttaten, sondern auch um Misshandlungen aller Art , die oftmals erst spät von den Frauen realisiert würden. Seit Corona habe sich die Lage in vielen Familien zugespitzt. „Das ist leicht zu erklären, da viele Familien auf engstem Raum miteinander wohnen und kaum Ausweichmöglichkeiten wie Garten oder einen Raum für jeden haben.
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Wenn sich der Mann in einer Zweiraumwohnung im Homeoffice befindet und die Frau im anderen Raum zwei Kinder betreut, muss die Konfliktfähigkeit und die Gelassenheit schon enorm sein, um sich nicht auf den Geist zu gehen.“
Als Schirmherrin der Aktion möchte die Gynäkologin auf das Thema häusliche Gewalt und sexuelle Gewalt an Kindern und Frauen aufmerksam machen. „Den betroffenen Frauen muss Mut gemacht werden, sich aus den Fängen toxischer Beziehungen zu befreien, die Gewalt zu erkennen und sich dieser zu entziehen.“ Dafür seien niederschwellige Beratungsangebote und eine verlässliche Finanzierung dieser elementar. Und: „Bei Verdachtsmomenten oder offensichtlicher Gewalt nicht wegzuschauen, sondern Hilfe anzubieten oder zu holen, ist Aufgabe der Gesellschaft.“
Hilfe für betroffene Frauen und Kinder
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter Tel. 08000/ 11 60 16 und via Online-Beratung bekommen alle Frauen Hilfe – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.
Kinder und Jugendliche , die Gewalt erleben, Betroffene kennen oder aus verschiedenen anderen Gründen Hilfe brauchen, können kostenlos die „Nummer gegen Kummer“ unter Tel. 11 61 11 anrufen.
Die Beratungsstelle Nora e.V.“ hilft Frauen ab 16 Jahren bei allen Problemen – sei es Gewalt, beruflicher Stress oder psychische Probleme. Sie ist erreichbar unter Tel. 0234/ 96 29 99-5/-6. Weitere Informationen gibt es hier.
Die Beratungsstelle Mira richtet sich an Frauen und Mädchen unterschiedlicher Kulturen und Ethnien. Sie bietet: Sozialberatung, Hilfe bei häuslicher Gewalt, Psychosoziale Beratung, Deutschkurse und ein internationales Frauenfrühstück. Kontakt unter Tel. 0234/ 325 91 76 und 0234/ 338 99 17 sowie unter info@mira-ev.de. Weitere Informationen gibt es hier.
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