Wiemelhausen. Mit Stephani Adams und Ruth Kunz verleiht Bischof Overbeck zwei weiteren Frauen einen Posten in der Pfarrei St. Franziskus in Bochum.
Am Ende geht es ihnen um Würde und Respekt, und genauso um Halt und Trost, in einem Dienst an den Lebenden, im Sinne eines Verstorbenen. Stephani Adams und Ruth Kunz sind gerade von Bischof Franz-Josef Overbeck als Beerdigungsleiterinnen berufen worden. Sie wirken in der katholischen Pfarrei St. Franziskus Bochum und in ihrer Region, bestehend aus St. Johannes Wiemelhausen, St. Paulus Querenburg und St. Martin Steinkuhl. Das bedeutet eine Stärkung der ehrenamtlichen Arbeit und damit auch der Frauen in den Gemeinden.
Rund 50 Laien unterstützen in dieser Funktion bistumsweit die Priester. In ihrem sechsmonatigen Kurs waren es acht (fünf Frauen, drei Männer), diesmal war die jüngste Teilnehmerin 24. „ Berufen ist eigentlich jede und jeder “ meinen die ehemalige Augenärztin Ruth Kunz (70) und die Staatsanwältin Stephani Adams (51), beide sind in der Gemeinde aktiv. Ins „Team“ geholt hat sie Barbara Pott, Gemeindeleiterin in Wiemelhausen, ebenfalls Beerdigungsleiterin und nun ihre Mentorin.
Bilder aus Italien
„Wir haben beide lange darüber nachgedacht“, erzählen sie, „denn der Tod steht ja doch irgendwie immer am Rand, die Menschen geben ihm ungern Raum im Alltag.“ Kunz schildert, es bedeute auch einen schwierigen Schritt, sich so ausgewählt mit Menschen in existenziellen Notsituationen zu befassen. Beide haben schon Menschen im Sterben begleitet und sind überzeugt „es gehört dazu, mit dem Gedanken an den Tod zu leben. Es ist eine wichtige Aufgabe, Menschen darin zur Seite zu stehen“.
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Die Pandemie hat einen Teil dazu beigetragen, die Bilder von Corona -Toten aus Italien und den verzweifelten Angehörigen haben sie für den Dienst überzeugt. „Da waren so viele, die nicht Abschied nehmen konnten, war kaum Raum für die nötige Würde“, erzählen sie, und setzen ganz sachlich hinzu, außerdem gebe es zu wenig Hauptamtliche, zu wenige Priester inzwischen. Außerdem leisteten Frauen vielfach einen Großteil der ehrenamtlichen Aufgaben in den Gemeinde n. Ihre Beauftragung zum gemeindlichen Laien-Dienst sei daher sicherlich auch nur zeitgemäß.
Stärkung der Laien
Deshalb erwarten sie bei den Beerdigungen in der Region , dass die Leitungsfunktion schlicht „von dem übernommen wird, der gerade kann“, dass nicht auf einen bestimmten Priester oder eine Laiin beharrt wird. „ Die Gemeinde ist die Arbeit von und mit Frauen schon gewohnt “ sagen sie souverän und bestimmt, um ihren Dienst „auf Augenhöhe und gleichberechtigt“ zu leisten und so auch die Position der Laien zu unterstreichen und zu stärken.
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In Gesprächen mit den Angehörigen und Freunden der Verstorbenen werden sie Informationen aufnehmen, die Texte für die Lesungen aussuchen und die Lieder. Die Liturgie bietet das Gerüst und die Orientierung für den Gottesdienst in der Kirche oder der Trauerhalle, die Ausgestaltung kann mit verschiedenen Ansprachen geschehen. Etwa 80 Beerdigungen pro Jahr gibt es hier in der Region . Reden am Grab oder Musikstücke seien eher die Ausnahme.
„Eine würdige Feier, den Menschen in Ehre zu Grabe tragen, Respekt vor dem Leben und dem Tod beweisen“, so fasst Ruth Kurz zusammen, „angemessen“.
Fehlende Selbstverständlichkeit
Längst sei die Selbstverständlichkeit des Todes zu Hause und im Kreis der Familie verschwunden, erinnern Adams und Kurz, als Verstorbene in ihren vier Wänden aufgebahrt wurden. Krankenhäuser und Heime seien es stattdessen überwiegend, deshalb sei dieser Umgang mit dem Sterben und dem Tod aus der Mitte der Gesellschaft gerückt worden. „ Dabei ist es fast einfacher, einen Sterbenden zu begleiten , als die Angehörigen in ihrer Angst und Not.“
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