Bochum. Es ist eine Geste der Solidarität: Das St.-Josef-Hospital in Bochum behandelt zwei schwer erkrankte Corona-Patienten aus Norditalien.
Das St.-Josef-Hospital in Bochum nimmt zwei schwer erkrankte Corona-Patienten aus Italien auf. Am Samstag werden die beiden Männer aus Bergamo in der Universitätsklinik erwartet. Das Krankenhaus spricht von einem Akt der Solidarität.
"Ihr seid nicht allein": Dieses Signal wollen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und weitere Länderchefs mit ihrer Zusage setzen, Italien als Epizentrum der Corona-Krise mit bislang mehr als 8000 Toten in höchster Not zu helfen. Zehn Patienten aus dem besonders betroffenen Norditalien sollen in den nächsten Tagen und Wochen in Nordrhein-Westfalen versorgt werden - zwei von ihnen im St.-Josef-Hospital. In einer Bundeswehrmaschine werden sie aus Bergamo nach Köln ausgeflogen. In Spezialfahrzeugen, begleitet von der Bochumer Feuerwehr, sollen sie am Samstagmorgen an der Gudrunstraße eintreffen.
Coronavirus in Bochum: Klinik hat Intensivbetten frei
Das Katholische Klinikum sieht sich für die Aufgabe bestens vorbereitet. "Wo es medizinisch vertretbar war, haben wir alle planbaren Operationen verschoben und konzernweit damit begonnen, die Zahl der Intensivbetten von 54 auf 87 und der Beatmungsplätze von 31 auf 70 zu erhöhen", berichtet Sprecher Jürgen Frech. Dies versetze die Klinik (noch) in die Lage, die beiden Beatmungspatienten aus Italien umfassend zu versorgen, ohne dass es zu Engpässen bei der Behandlung heimischer Corona-Erkrankter oder weiterer Patienten komme.
Damit widerspricht der Klinikverbund einer Erhebung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) über die sofortige Verfügbarkeit von Intensiv- und Beatmungsplätzen. Darin ist das St.-Josef-Hospital aktuell rot markiert. Heißt: ausgelastet - anders als im Augusta, Bergmannsheil und Knappschaftskrankenhaus mit grünem Symbol. "Falsch", entgegnet Kliniksprecher Frech. "Die Auslastung liegt bei uns derzeit bei 70 Prozent."
Lichtblick war von kurzer Dauer
Vor dem Akt der Solidarität am späten Abend gab es am Freitagmorgen einen kurzen Lichtblick im Rathaus. Erstmals seit Beginn der Corona-Epidemie war die Zahl der bestätigten Infektionen in Bochum gesunken. 194 Erkrankte meldete die Stadt nach einer Sitzung des Krisenstabes. Von einer Entwarnung könne aber keine Rede sein, warnte sogleich Stadtsprecher Thomas Sprenger.
Zwar wies die Corona-Bilanz fünf Bochumer weniger aus als am Vortag (199). 21 Frauen und Männer haben das Virus überstanden und gelten als gesundet. Das waren - Stand Freitag, 12 Uhr - zum ersten Mal mehr als die aktuell neu Infizierten. Doch das sei nur eine Momentaufnahme, so Thomas Sprenger.
Tests in Harpen werden ausgeweitet
So war es. Am frühen Abend aktualisierte der Krisenstab die Zahlen. Nunmehr gibt es 206 bestätigte Corona-Infektionen in Bochum. Der Höhepunkt, bekräftigen die Behörden, sei "noch längst nicht erreicht" - zumal am Freitag die Kassenärztliche Vereinigung ihr Betreuungszentrum am Harpener Feld in Betrieb genommen hat. Täglich mehrere hundert weitere Menschen mit Anfangsverdacht auf Corona können hier fortan zusätzlich zum Diagnostikzentrum und Drive-in des Gesundheitsamtes getestet werden. 509 Bochumer sind bereits in häuslicher Quarantäne.
Den Ernst der Lage dokumentiert auch die Entwicklung in den Bochumer Kliniken. Zwar bleibt es bei bislang vier Todesfällen. Inzwischen sind es aber 16 Corona-Patienten, die stationär behandelt werden müssen - davon sieben auf der Intensivstation. Hinzu kommen nun die beiden Italiener.