Bochum. „Das hat uns bis ins Mark erschüttert“, sagt IGS-Vorstand Bickelbacher. Nur wenige in Bochum haben Verständnis für die Restaurant-Schließung.

„Ich bin kaum in der Lage, etwas zu sagen“, sagt IGS-Vorstand Christian Bickelbacher zum bevorstehenden Lockdown. Ab dem 3. November und bis zum Ende dieses Monats müssen auch in Bochum alle Gastronomen ihre Läden schließen. „Die Entscheidung hat uns bis ins Mark erschüttert, das war wie ein Stich ins Herz“, sagt der Inhaber des Restaurants „Tucholsky“ und spreche dabei für sich und die vielen anderen, leidenschaftlichen Gastronomen.

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Von einer Klage sieht Bickelbacher aber ab: „Wir sind müde und ertragen das jetzt.“ Erst vergangene Woche hatte er zusammen mit 19 anderen Wirten aus NRW gegen die Sperrstunde geklagt – vergeblich. Im Juli wollten ein Bochumer Anwalt die Listenpflicht, die Restaurants auferlegt wurde, verhindern. Auch das wies das OVG Münster zurück. „Wir haben versucht, unser Recht geltend zu machen“, so der IGS-Vorstand. Erhört worden sei das nicht. Nun müsse er die Situation akzeptieren.

Corona-Hilfe für Restaurants: „Weit weg von dem, was wir bei normalem Betrieb verdienen“

„Die Entscheidung hat uns bis ins Mark erschüttert, das war wie ein Stich ins Herz“, sagt der IGS-Vorstand und Inhaber des Restaurants „Tucholsky Christian Bickelbacher zum erneuten Lockdown.
„Die Entscheidung hat uns bis ins Mark erschüttert, das war wie ein Stich ins Herz“, sagt der IGS-Vorstand und Inhaber des Restaurants „Tucholsky Christian Bickelbacher zum erneuten Lockdown. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Unternehmen bis zu 50 Mitarbeiter sollen von der Bundesregierung Hilfen erhalten, die 75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats (November 2019) entspricht. Bei größeren Unternehmen sind es bis zu 70 Prozent. Doch, so Bickelbacher: „75 Prozent sind 75 Prozent und nicht 100.“ Ihm würden also 25 Prozent fehlen, zumal beispielsweise die Kurzarbeit noch auf die Hilfe angerechnet werde. Ein Restaurant das ganz zu ist, sei vielleicht besser als eines, das schlecht betrieben würde, aber: „Das ist aber immer noch ganz weit weg von dem, was wir bei einem normalen Betrieb verdienen würden“, meint der Gastronom.

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Für Heinrich Bruns, Inhaber vom Haus Kemnade, kam der Lockdown, der am Mittwoch beschlossen wurde, recht überraschend: „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass Restaurants nun so schnell geschlossen werden“, sagt er. Emotionale gehe ihm das sehr an die Nerven. Schon der erste Lockdown habe ihn und sein Restaurant getroffen, Stellen wurden abgebaut. „Es ist richtig, dass der Staat uns unterstützt“, sagt der Restaurant-Chef. Das helfe, auch wenn es Verluste nicht komplett auffängt.

„Die Gäste rufen uns an und kommen zu uns, um uns jetzt noch einmal zu unterstützen“

Bruns akzeptiert die Situation nun, wie sie ist. „Viele schimpfen auf die Politik, doch da entscheiden die Vertreter, die wir gewählt haben. Da müssen wir nun hinterstehen.“ Bei ihm wird es in den kommenden Wochen keinen To-Go-Verkauf geben – bis auf Gänse, die seine Gäste vorbestellen können. Etwas Schönes hätten die letzten Tage vor der vorübergehenden Schließung aber, sagt der Inhaber vom Haus Kemnade: „Die Gäste rufen uns an und kommen zu uns, um uns jetzt noch einmal zu unterstützen.“ Er ist zuversichtlich, dass sein Restaurant auch diese Schließung übersteht, auch wenn er durchaus unsicher in die Zukunft blickt: „Wir können nicht sagen, ob wir überleben. Die Pandemie wird uns noch lange beschäftigen.“

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In Bochum gibt es eine sehr deutliche Meinung zur Schließung der Restaurants – die Akzeptanz für diese Entscheidung fehlt. „Ich finde es nicht richtig. Da wird desinfiziert, Abstand eingehalten, extra Plexiglas angebracht und so weiter. Wer hat’s gezahlt? Inhaber und Pächter, um jetzt wieder zu schließen“, sagt Wattenscheiderin Conny Pfromm. „Das Problem waren zuletzt illegale Zusammenkünfte ohne Beachtung von Regeln oder Rücksicht und genauso wird es weitergehen“, gibt auch Bochumer Bastian Nickel zu Bedenken. Wenn man nicht in die Gastronomie kann, wo die Regelungen kontrolliert werden können, werden mehr Menschen ins private Umfeld umziehen, befürchtet er.

Fraglich, wie viele Bochumer Restaurants zweiten Lockdown überleben

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Bochumer Ingo Könnecke hätte ein anderes Vorgehen besser gefunden: „Man sollte lieber die Kontrollen verschärfen und die Gaststätten schließen, die gegen die Regeln verstoßenschließen. Die Restaurants, in denen wir in der letzten Zeit waren, haben sich sehr an die geforderten Anforderungen für die Gastronomie gehalten.“ Nur wenige Bochumer finden, dass es vernünftig ist, die Restaurants zu schließen: „Es ist definitiv alles richtig, was dafür sorgt, dass die Leute wenn irgendmöglich zu Hause bleiben und keine anderen Kontakte als die unvermeidlichen haben“, so Jack Mürmann.

Christian Bickelbacher kann die Schließung nicht nachvollziehen. Er weiß nicht, wie viele Restaurants den zweiten Lockdown überleben. Manche würden vielleicht gleich bis zum Frühjahr geschlossen bleiben, andere vielleicht nie wieder öffnen. „Die Stimmung ist bedrückt. Wir sind gefasst, gleichzeitig herrscht bei uns Ratlosigkeit“, so der IGS-Vorstand.

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