Bochum. Nach Streit um Corona-Regeln sind 15 Gastronomen des Bochumer Bermudadreiecks aus der Gemeinschaft ausgetreten. Im Netz schwelt der Ärger weiter.

Ein lange schwelender Streit zur Umsetzung der Corona-Regeln im Bochumer Bermudadreieck zieht einen Riss durch das Szeneviertel. Nach mehreren Auseinandersetzungen sind knapp 15 Gastronomen aus der Immobilien- und Standortgemeinschaft Bermudadreieck (ISG) ausgetreten – und im Netz schwelt der Ärger weiter.

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Mit dem Mandragora, dem Riff, der Rotunde und dem Freibeuter haben echte Szenegrößen die Gemeinschaft im Streit verlassen. Bereits im Mai hatte es einen Wechsel in der Führungsriege der ISG gegeben. So hatte etwa Mandragora-Chef Dirk Steinbrecher den Vorstand verlassen.

Aus informierten Kreisen heißt es nun, dass es schon damals Uneinigkeiten gegeben habe, wie sich die Pandemie auf die Gastro- und Partyszene im Viertel auswirken solle. Wesentlicher Streitpunkt: Können es die Gastronomen mit einem Hygienekonzept verantworten, so bald wie möglich wieder zu öffnen – oder sollten sie aus Sicherheitsgründen länger geschlossen bleiben?

Bermudadreieck Bochum: Aussage in Podcast heizt Streit weiter an

In einem Podcast, der die jüngst beschlossene Sperrstunde des Ausgehviertels zum Thema hat, äußert sich Trompete-Chef Frank Gerwers deutlich gegenüber seinen Kollegen: „Es gibt Gastronomen, die ganz normale Gastronomie hätten betreiben können, die da gewisse Befindlichkeiten haben. Es kann natürlich auch aus taktischen Gründen sein, dass man sich sagt, wie viel kann ich erwirtschaften mit meinem Betrieb (...). Das ist ein Rechen-Ding.“ Grundsätzlich befürworte er diese Art von Abgrenzung einiger Wirt nicht. „Das Bermudadreieck ist stark frequentiert. Wenn dann Plätze fehlen, dann ist es eher verantwortungslos seine Gastronomie nicht zu öffnen.“

Beim Freibeuter, der seit dem Lockdown im März geschlossen ist, kommen diese Aussagen überhaupt nicht gut an. „Ob wir öffnen oder nicht, ist vor allen Dingen erst einmal eines: Unsere Sache!“, heißt es auf der Facebook-Seite der Szenekneipe. Es sei an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten, deswegen Verantwortungslosigkeit zu unterstellen. „Wir waren den ganzen Sommer über vor Ort, haben Eindrücke gesammelt und ständig neu bewertet, ob es unter diesen Umständen Sinn macht vielleicht doch zu öffnen, fanden aber nein.“

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Der Freibeuter hatte bereits im Sommer betont, dass Feiern auf Abstand nicht funktioniere. „Uns liegt euer Wohl und das unserer Mitarbeiter sehr am kleinen Ankerherzen und wir könnten es nicht gut aushalten, einen neuen Sticker an unsere Tür kleben zu müssen, auf dem „Superspreader“ stünde.“

ISG-Vorstand beschwichtigt – und hofft darauf, dass sich die Wogen glätten

ISG-Vorstand Christian Bickelbacher, der unter anderem das Three Sixty und das Tucholsky im Bermudadreieck betreibt, bestätigt den Massen-Austritt der Gastronomie-Kollegen aus dem gemeinsamen Interessenverbund. „Es gab immer Meinungsverschiedenheiten, wir sind schließlich eine heterogene Gemeinschaft. Alle stehen wir gerade mit dem Rücken zu Wand, da ist es verständlich, dass es mal kracht.“

Jeder Unternehmer habe sein eigenes Risiko zu tragen. „Ich halte es für unglücklich, andere dafür zu bewerten. Und im Netz herumzupoltern ist auch nicht okay.“ Das Bermudadreieck lebe zwar seit jeher von unterschiedlichen Ideen und Meinungen, „so langsam kochen die Emotionen aber über“.

Ob der Austritt der Szenegrößen aus dem gemeinsamen Verein das Bermudadreieck schwächt, vermag der Gastronom nicht beurteilen. „Jeder Verein ist so stark wie seine Mitglieder.“ Doch Christian Bickelbacher zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass sich die Wogen glätten, es wird wieder ein Miteinander.“

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