Bochum-Stiepel. Nachbarn der Königsallee in Bochum fühlen sich zunehmend belastet durch den Lärm von der Straße. Sie schlagen Tempo 50 vor. Das sagt die Stadt.

Schon einmal hatten die Anwohner im Umfeld der Königsallee in Bochum- Stiepel einen Versuch unternommen, das Tempo auf der vierspurigen Straße von 70 auf 50 reduzieren zu lassen. Erfolglos. Jetzt nehmen sie erneut Anlauf. Denn die Situation habe sich nochmals verschärft.

Es sind vor allem Anwohner von Heintzmannsheide und Zirkadenweg, die die Nase voll haben. „Es ist alles in allem lauter geworden“, sagt Friedhelm Jannett im Namen einiger Nachbarn, der parallel zur Königsallee wohnt. Ein breiter Grünstreifen trennt sein Grundstück von der „Kö“. Seit die Kosterstraße fertig ist, die Verkehrsführung der Haarstraße geändert (Einbahnstraße Richtung Stiepel, Sackgasse Richtung Uni) und die Straße im Haarmannsbusch zur Anliegerstraße gemacht wurde, habe der Verkehr auf der Königsallee deutlich zugenommen.

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Ja, auf dieser sei der Asphalt ausgetauscht worden. Aber dadurch werde erst recht nicht langsamer gefahren. „Kaum einer hält sich hier an Tempo 70“, sagt Friedhelm Jannett, der den Lärm, der von der Königsallee herüberschallt, sogar aufgenommen hat. „Das zeigt, was hier für ein Radau herrscht. Das geht morgens um 5 Uhr los und lässt erst so gegen 23.30 Uhr deutlich nach.“

Friedhelm Jannett (links), Inge Pöhler und Willi Jannett aus Bochum-Stiepel stehen auf dem Grünstreifen hinter ihrem Grundstück. Im Hintergrund rauschen die Autos über die Königsallee.
Friedhelm Jannett (links), Inge Pöhler und Willi Jannett aus Bochum-Stiepel stehen auf dem Grünstreifen hinter ihrem Grundstück. Im Hintergrund rauschen die Autos über die Königsallee. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Das Kuriose aus Sicht der Nachbarschaft: Einige Anwohner haben ein Recht auf Lärmschutzfenster, andere, die teils direkt nebenan wohnen, nicht. Je nach Berechnung des Lärmpegels.

Die Anwohner bleiben bei ihrer Forderung: Tempo 50 auf der gesamten Königsallee, nicht erst ab Stadtmitte. Und selbst das reiche nicht, wenn nicht kontrolliert werde. „Kontrollen gibt es hier nicht“, bedauern Jannett & Co. In Dortmund auf der B1 klappe das ja auch.

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In Sachen Tempo-Reduzierung gibt es aktuell von der Stadt kein Einlenken. Es gilt nach wie vor, dass die Königsallee als Vorrangstraße für Tempo 70 ausgelegt ist – zumal jetzt auch noch mit dem neuen Straßenbelag. Die Autofahrer sollen gezielt diese Straße nutzen. Und nicht die Nebenstraßen.

Die zur Zeit aktuellste Lärmberechnung im Bereich der Königsallee stammt von 2018 und dient unter anderem für das Schallschutzfensterprogramm der Stadt Bochum. Die bei dieser Berechnung verwendeten Verkehrsbelastungen passen laut Verwaltung gut zu einer Zählung an der Kreuzung Königsallee/ Markstraße vom Mai 2019.

Viele Gründe für unterschiedliche Messwerte

Grund für die unterschiedlichen Lärm-Werte in der Nachbarschaft zur Königsallee sind laut Stadt der Abstand zur Straße, die Topographie, die Ausrichtung der Gebäudefassaden sowie Reflexionen und Abschirmungen durch die vorhandene Bebauung und die jeweilige Verkehrsbelastung auf den Straßenabschnitten.

Lärm werde berechnet, nicht gemessen, heißt es aus dem Rathaus. Beim Erfassen von Lärm handelt es sich demnach um ein gerichtsfestes Berechnungsverfahren, bei dem ein Datenmodell mit Höhen, Gebäuden und der Straßenlage verwendet wird.

„Zum Zeitpunkt der Zählung war die Fahrbahnsanierung auf der Königsallee abgeschlossen und die geänderte Verkehrsführung der Haarstraße ebenfalls umgesetzt“, teilt Stadt-Sprecherin Nina Menken auf WAZ-Anfrage mit. Eine „wesentliche Erhöhung der Verkehrsbelastung im Vergleich mit früheren Zählungen und den bei der Berechnung 2018 verwendeten Verkehrsbelastungszahlen aus dem Verkehrsmodell“ könne dabei nicht beobachtet werden.

Die Richtwerte der Lärmschutz-Richtlinien seien bei der Berechnung 2018 nicht überschritten worden, heißt es aus dem Rathaus. Aktuell dürften sie ohnehin nicht höher liegen, zumal damals die lärmmindernde Wirkung des 2019 eingebauten lärmoptimierten Asphalts noch gar nicht mit eingeflossen sei.

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Einen Hoffnungsschimmer gibt es dadurch allerdings für die aus eigener Sicht lärmgeplagten Anwohner der Königsallee: „Das aktuelle Schallschutzfensterprogramm kann schon mit Pegeln über 65 / 55 dB(A) beantragt werden, so dass sich möglicherweise für einige Anwohnerinnen und Anwohner der Königsallee eine erneute Antragsstellung lohnen würde“, sagt Nina Menken.

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